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Predigten zu 1. Mose 4,8

"Und Kain sprach zu seinem Bruder Abel; und es geschah, als sie auf dem Felde waren, da erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und erschlug ihn."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Da redete Kain mit seinem Bruder Abel. Es begab sich aber, als sie auf dem Felde waren, da erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot."

Trotz der empfangenen Gottesoffenbarung war Kain vom Angesichte Gottes weggegangen, ohne sich ob seiner inneren Stellung vor Gott gebeugt zu haben. Vor Gott hatte er sich mit seinem Opfer nicht zu rechtfertigen vermocht, nun rechtfertigte er sich selbst vor seinem Bruder durch die Faust. Kain ergrimmte über Gott und versündigt sich am Nächsten.

Das war je und je in der Geschichte der Weg der Selbsterlösung, den eine im Geiste Kains lebende Frömmigkeit wählte. Wenn sich seelenlose Religiosität durch Opfer, die im Geist und in der Wahrheit gebracht wurden, plötzlich gerichtet sah, griff sie immer wieder auf Grund ihrer bevorzugten Stellung zu den ihr zu Gebote stehenden Machtmitteln und erschlug ihren Bruder. So bereitete Kains Frömmigkeit Abels Geschlecht noch immer jenen Leidensweg, den auch Der in der Mitte seiner Brüder ging, dessen Opfer weit besser redet als Abels Opfer. Kainitische Frömmigkeit konnte es nie ertragen, wenn sie sich eines Tages durch Abels Opfer in ihrer Erstgeborenenwürde zurückgesetzt sah. Sie empörte sich gegen Gott, erschlug aber den an ihrer Seite opfernden, schwächeren Bruder. Die große Leidensgeschichte der Jahrtausende von Abel an bis zu dem in Russland gegenwärtig leidenden Stundistenbruder legt Zeugnis ab, dass Kain es nie zu ertragen vermochte, wenn Gott dem opfernden Abel mit Erhörung antwortete. Ob es Synagogen oder Kirchen, Imperatoren oder Priester waren - reichten die geistigen Machtmittel der fleischlichen Frömmigkeit nicht aus, so nahm man den Arm des Staates in Anspruch und schuf den Anbetern im Geist und in der Wahrheit Kerker und Scheiterhaufen.

So glaubte Kain durch die Faust seine Erstgeburtsstellung vor Abel und dessen Opferdienst vor Gott vertreten zu müssen. Allein weder Gott noch Abel konnten je durch äußere Machtmittel zum Schweigen gebracht werden. Sie redeten hinfort lauter denn je zuvor im Gewissen Kains. Denn nach der entsetzlichen Tat fragte Gott Kain: "Wo ist dein Bruder Abel?"

Wo ist dein Bruder Abel? - Das ist die ergreifende Gottesfrage, die seitdem kein Mittel der Welt im Gewissen Kains zum Schweigen bringen konnte! Auch nicht im Gewissen jener Staaten und Kirchen, die je und je über die Leiche ihres Bruders hinweg ihre bereits von Gott verworfene Erstgeburtsstellung und ihren ohne Erhörung gepflegten Opferdienst allein durch Machtmittel zu behaupten vermochten.