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Predigten zu 1. Timotheus 2,1

"Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen,"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Das Rauchwerk des Gebets

"So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen"

Vier Stücke gehörten nach 2. Mose 30, 34 zum Räuchwerk der Stiftshütte: "Balsam, Stakte, Galban, Weihrauch." Vier Stücke gehören nach unserm Text auch zum rechten Gebet. Paulus nennt sie Bitte, Gebet, Fürbitte, Danksagung.

1. Bitte

Die Gebete sind zumeist Bittgebete. Eine Bitte brachte Hiskia vor, als er krank war und um Besserung flehte (2. Kön. 20, 3). Eine Bitte war es, als Jaebez um Segen und Erweiterung der Grenzen bat (1. Chr. 4, 10). Bitten bewegten die zehn Aussätzigen (Lk. 17, 13) und die Mutter der Zebedäus Kinder (Mt. 20, 20 u. 21). Bitte ertönt allenthalben.

2. Anbetung

Seltener ist Gebet = Anbetung, Vertiefung in die Gemeinschaft mit Gott. Abraham "blieb stehen" vor Gott (1. Mose 18, 22). David "stärkte sich" in dem Herrn (1. Sam. 30, 6). Er blieb vor dem Herrn. Kennen wir solches Beten? Ach, wieviel oberflächliches Bitten, wie selten das Anhalten und Bleiben im Gebet!

3. Fürbitte

Das dritte Stück heißt Fürbitte. Epaphras kann sie uns lehren (Kol. 4, 12). Paulus trieb sie ohne Unterlass (Röm. 1, 9 u. 10). Jesus übte sie aus vor seinem Tod (Lk. 23, 34). Nicht für uns allein, für alle Welt dürfen wir bitten. Lasst die Liebe Jesu ins Herz, dann ist die Fürbitte ein seliges Üben!

4. Danksagung

Zuletzt ruft Paulus zum Danken auf. Gehören wir zu den Undankbaren wie die neun Aussätzigen (Lk. 17, 17 u. 18)? Oder stehen wir mit in den "Dankchören, die auf Jerusalems Mauern sind" (Neh. 12, 31)? Wie wird im Himmel gedankt! Hier auf Erden soll dieser Himmelston anfangen. Wie Matthanja müssen wir werden, von dem es heißt: "Matthanja hatte das Dankamt" (Neh. 12, 8). Ins "Lobetal" müssen wir hineingehen mit Josaphat (2. Chr. 20, 26) und mit ihm schon vor den Kämpfen für Gottes Treue danken (V. 21 u. 22). Lasst uns alle vier Teile des Räuchwerks zusammentun! Aber eins! - Kein "fremdes Feuer" (3. Mose 10, 1)! Nicht im Sturm etwas erzwingen wollen! "Sei stille dem Herrn und warte auf ihn" (Ps. 37, 7)!


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Das Gebet geht allem vor

"So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung."

Das Gebet ist im Christenleben Anfang, Mitte und Ende. Die erste Berührung von oben weckt das Gebet auf. Das Suchen der Seele spricht sich aus im Gebet. Ihren Kampf führt sie im Gebet. Der Glaube äußert sich im Beten, sonst ist er stumm und darum tot. Das Gebet ist für die Seele so unentbehrlich wie das Atemholen für das leibliche Leben. Wir können in der Heiligung, in der Nachfolge Jesu und auf dem Wege der Leiden keinen Schritt gehen ohne Gebet. Das Gebet geht allem vor, es ist die große Hauptsache. Allerdings knüpft die Bibel unsere Seligkeit nicht an das Gebet, sondern an den Glauben. Denn es beten viele, und doch fehlt ihnen die rechte Herzensstellung, der lebendige Glaube an Christus. Die Pharisäer beteten lang und viel. Aber dabei hassten und töteten sie Jesus. Solches Gebet ist wertlos. "Obgleich sie viel beten, hört sie Gott doch nicht." Aber es gibt keinen lebendigen Glauben, der sich nicht im Gebet äußert; auch gelangt niemand zum Glauben, der nicht ernstlich zu Gott fleht. - Gotteskinder können von sich selbst nichts tun, sie müssen sich alles schenken lassen. Sie sind ganz darauf angewiesen, stets und in allen Anliegen zu beten. Auch die irdischen Geschäfte dürfen sie nicht in eigner Kraft tun. Weltmenschen bringen ihre Sachen ohne Gebet fertig. Aber seinen Kindern lässt es Gott auch in äußeren Dingen nicht gelingen, wenn sie nicht zuvor betend aufblicken. Vollends im inneren Leben sind wir ganz auf das Glaubensgebet angewiesen. Aller Kampf ist vergebens, wenn er nicht in der Kraft geführt wird, die uns im Herrn geschenkt ist und im Gebet immer aufs neue von uns angeeignet werden muss. Wenn wir ein Wort reden wollen, das ins Gewissen dringt oder auch dem Widersacher den Mund stopft, das den Niedergeschlagenen aufrichtet und den Lässigen anfeuert, dann müssen wir es uns von oben schenken lassen. Wie viele gutgemeinte Worte und Ermahnungen prallen am Herzen des andern fruchtlos ab und bewirken nur Abstumpfung! Warum? Weil sie nicht aus betendem Sinn entspringen, sondern aus dem eigenen Vermögen geschöpft werden. Viele fromme Worte berühren nur als Schallwellen das äußere Ohr. Ein einziges Wort, das wir uns unter herzlichem Flehen von oben erbitten, dringt wie ein Pfeil ins Gewissen und legt sich wie Balsam aufs wunde Herz. - Der Apostel will, dass wir vor allen Dingen zuerst dem Gebet obliegen. Lassen wir es darum das erste an jedem Tage sein! Die Morgenstunde ist die beste Zeit des Tages, und dem Herrn gehört das Erste und Beste. Da sind wir frisch und noch nicht zerstreut durch die Eindrücke des Tages. Abends sind wir so erschöpft und verbraucht, dass wir uns schwer zu Gott erheben können. Was wir am Morgen am Gebet versäumen, holen wir schwer mehr ein. Darum sei das Gebet das erste an jedem Tag, das erste vor all unserem Tun und Reden.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Fürbitte

Es ist viel über das Gebet für die eigene Notdurft gesagt worden, aber das Gebet, das auch zu diesem Gebot gehört und ein Werk des Sonntags genannt wird, ist viel besser und größer. Es gilt der Sammlung der ganzen Christenheit, der Not aller Menschen, seien es Feinde oder Freunde, sonderlich aber für die, mit denen wir verbunden sind. So befahl der Apostel Paulus dem jungen Timotheus: »So ermahne ich euch nun, dass man vor allen Dingen zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und alle Obrigkeit, auf dass wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Denn solches ist gut und angenehm vor Gott, unserm Heiland.« Das gemeinsame Gebet ist kostbar und kräftig – weshalb wir auch zusammenkommen. Darum heißt die Kirche auch ein Bethaus, weil wir dort wegen unserer und aller Menschen Nöte Gott um Gnade anrufen. Das muss aber mit herzlicher Bewegung und Ernst geschehen, damit uns aller Menschen Nöte zu Herzen gehen, sodass wir in wahrhaftigem Mitleiden für sie im rechten Glauben und Vertrauen bitten. Und wenn solches Gebet im Gottesdienst keinen Raum findet, so wäre es besser, den ganzen Gottesdienst ausfallen zu lassen. Denn wie reimt es sich, dass wir leiblich im Gottesdienst beieinanderstehen und damit anzeigen, dass wir als Gemeinde gemeinsam rufen und bitten, wenn die Gebete so zerstreut sind, weil ein jeder nur für sich selbst bittet und sich um die Nöte der anderen nicht kümmert?


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

So ermahne ich nun dass man tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen

Hier wird uns eine Aufgabe gestellt, von der viele gar nichts wissen. Wir empfinden kaum die Notwendigkeit, weniger um unser selbst, als um anderer willen, vor das Angesicht Gottes zu treten. Diese traurige Vernachlässigung der Fürbitte, die wir alle bedauern, weist in der Tat auf einen Mangel göttlichen Lebens hin: denn wenn dieses mächtig in uns wäre, so müssten wir seinen Pulsschlag, auch nach dieser Richtung hin fühlen.

1.

Die Fürbitte in notwendig, damit wir ein ruhiges, stilles, gottseliges Leben führen mögen (Vers 2).

2.

Sie ist gut und angenehm vor Gott, unserem Heiland(Vers 3). Sie stimmt überein mit dem Plane Gottes, der da will, dass allen Menschen geholfen werde (Vers 4). Wenn sein Geist in uns ist, so wird es auch uns ein Anliegen sein, dass den Menschen geholfen werde und dass sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Unsere Herzen werden von einer innigen Sehnsucht darnach erfüllt werden, die sich in starkem Geschrei und Tränen Luft machen wird. Nur also können wir mit dem göttlichen Liebesplan im Einklang stehen. Hierüber schreibt einer: „Wenn ich solches überlege, so werde ich zum Gebet angetrieben. O wie nahe kommt man dem HErrn, wenn man im Geiste betet. Kein noch so starker Druck äußerer Arbeit enthebt uns der unbedingten Pflicht fleißigen Gebetes.“

3.

Die Fürbitte bringt uns in die engste Verbindung mit Jesu, als dem großen Mittler und Hoherpriester (Vers 5.6), der immerdar lebet und für uns bittet. In unserem kleinen Teile sollen auch wir, als zum heiligen Priestertum gehörend, unsere Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen mit den seinigen verschmelzen (1. Petr. 2,5).

So oft wir vor dich treten, Gib Räuchwerk uns zum Beten, Heb' unsre Hände selbst empor!