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Predigten zu 2. Chronik 36,23

"So spricht Kores, der König von Persien: Alle Königreiche der Erde hat der HERR, der Gott des Himmels, mir gegeben; und er hat mich beauftragt, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem, das in Juda ist. Wer irgend unter euch aus seinem Volke ist, mit dem sei der HERR, sein Gott; und er ziehe hinauf!"

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Kores, der persische König, hatte eben Babylon erobert. Nun will er mit diesen Worten den Israeliten, die als Gefangene in seinem Reim waren, die Erlaubnis geben, wieder nach Hause zurückzukehren.

Statt einfach die Israeliten (als ganzes) anzureden, redet er die an, die „des HErrn, ihres Gottes“, wären. Es ist, wie wenn er wüßte, daß nicht alles, was Israel heißt, auch des Volkes Gottes sei oder sich viel um den Gott bekümmere, dem es angehören und dienen sollte - daß also nicht allen daran liegen werde, wieder nach Hause zu kommen. Denn es behagt ihnen nun auch unter den Heiden.

Da hat Kores wohl auch recht gehabt. Es kehrten wirklich nicht alle zurück. Und unzählige Israeliten blieben in seinen Landen sitzen, je in den Städten, da sie sich niedergelassen hatten. Von diesen mochten die meisten kein rechtes Herz für den Gott ihrer Väter gehabt haben. Denn ein Israelit in jener Zeit, dem es außerhalb seiner Heimat gefiel, war doch meist nur halben Sinnes bei seinem Gott. Zudem mußten die andern das, was sie im fremden Land erworben hatten, verlassen, mußten sich allerlei Entbehrungen und Mühseligkeiten auf der langen und beschwerlichen Reise auferlegen, mußten sich auch unter viel Not und Bekümmernis frisch in einem zerstörten Lande ansiedeln. Für das alles hatten die Zurückbleibenden nicht genug Liebe zu ihrem Gott.

Wie sieht's aber bei uns Christen aus? Könnte man von allen sagen, sie seien des HErrn, ihres Heilandes, nach dem sie sich nennen? Wenn man sich wegen Unternehmungen und Aufopferungen an die wendet, die ihres Heilands sind: wie viele beteiligen sich? Man sieht's ja, wie wenige z. B. ein Interesse für die Heidenwelt zeigen, die doch auch des Heilands werden soll; d. h. wie wenige sich herbeilassen, wenn sie zur Beteiligung an der Heidenbekehrung aufgefordert werden. So ist es auch mit andern gemeinnützigen Bestrebungen. In allen ist das Häuflein derer, die für den Heiland einstehen, stets ein geringes. Doch sind unter den Vielen immer auch solche zerstreut zu finden, denen man getrosten Mutes, um mit dem Spruch zu reden, zurufen kann: „Hinauf nach Jerusalem!“

Diese wagen's, koste es, was es wolle! Und diese dürfen sich des Gnadenschutzes - vom HErrn erfreuen - wie ihn die, die aus Babylon heimkehrten, nach dem Wort des Kores erfahren durften: „Mit ihnen sei der HErr, ihr Gott!“ War die Aufgabe der Rückkehrenden auch schwer und mühevoll, so gelang's ihnen doch! So wird's auch allen gelingen, die nach dem himmlischen Jerusalem wallen mit dem treuen Sinn der Verleugnung und Aufopferung. Ihr Erbarmer ist mit ihnen und führt über alles Schwere hinüber, bis sie das haben, was ihr Herz begehrt. Den Trägen und Lässigen, die dahintenbleiben und sich an Tand und Eitelkeit der Welt festbinden, wird's fehlen, kann's zuletzt ganz fehlen! Denn mit ihnen kann der HErr, ihr Gott, nicht sein.

0 möchte die Zeit bald kommen - wie sie verheißen ist -, da ein neuer Ruf erschallen darf, dem HErrn nach auszuziehen; da dann ihrer viele erwachen, die noch schlafen, und sich, wenn auch unter heißen Kämpfen, rüsten auf den Tag der Offenbarung der Herrlichkeit der Kinder Gottes!