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Predigten zu 2. Mose 8,20

"Und der HERR sprach zu Mose: Mache dich des Morgens früh auf und tritt vor den Pharao - siehe, er wird ans Wasser hinausgehen - und sprich zu ihm: Also spricht der HERR: Laß mein Volk ziehen, dass sie mir dienen!"

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Zu Pharao, dem Könige von Egypten, hat's müssen Mose sagen: „Laß Mein Volk, daß es Mir diene.“ Das ist auch die Sprache, die Gott gegen alle Zwingherrn bis an's Ende der Welt führt, auch gegen den Fürsten der Finsterniß: „Laß Mein Volk, daß es Mir diene.“ Denn Sein Volk, d. h. alle die, die es werden sollen, - Israel war's auch noch nicht, sondern wurde es im vollen Sinne erst nach dem Auszug, - ist von ältesten Zeiten her gebunden gewesen, und immer wieder in eine Knechtschaft geraten, darin es dem HErrn nicht dienen konnte. Auch wenn man in unsere Zeit hineinsieht, wie viele Zwingherrschaft ist noch allerwärts vorhanden, um deren willen das Volk dem HErrn nicht dienen kann, wenigstens nicht, wie es sollte!

In unsrer gegenwärtigen Zeit freilich ist das das Merkwürdige, daß es den Anschein hat, als ob mit besonderem Ernst der HErr zu allen Regenten angefangen habe zu sagen: „Laß Mein Volk, daß es Mir diene!“ Bis China und Japan hinein tönt diese Stimme. Es wird auch an Spanien noch kommen, und ist gekommen! An Italien ist ernstlich die Reihe gekommen; und auch Östreich und Rußland fühlt etwas davon. Das ist der Character unsrer Zeit, daß es ist, als ob eine Mose-Stimme im Namen des HErrn, wenn auch nicht im Geiste des HErrn, aber doch unter Seiner verborgenen Leitung, an alle Regierungen kommen müßte: „Laß Mein Volk, daß es Mir diene; oder du sollst sehen, wie dir' s geht!“ Denn der HErr will endlich Seine Menschen frei haben, daß sie wenigstens können, wenn sie wollen; und dieß wird noch aufs Vollkommenste in der ganzen Welt erfüllt werden. Gehts dann dem Ende zu, so thut sich's nicht, daß die, welche dem Gericht entfliehen sollen, so eingeknechtet seien, daß sie ihre Seelen, auch wenn sie wollten, nicht erretten können. Ich rechne Solches für das wichtigste Zeichen der Zeit, daß diese merkwürdige Richtung des Befreieus der Völker vom Gewissenszwang so überraschend zunimmt. „Dein Werk,“ wenn Er einmal ernstlich will, „kann Niemand hindern; Dein' Arbeit darf nicht ruh'n, Wenn Du, was Deinen Kindern Ersprießlich ist, willt tun.“ Freilich wird, wenn aller Gewissen frei geworden ist, der größte Gewissenszwang noch nachfolgen, durch den bekannten Antichristen, dessen Zukunft wir kommen sehen, dem aber der HErr zuletzt durch Sein Kommen vom Himmel unmittelbar sein Ziel setzen wird.

Zusatz: Groß ist noch die Zwingherrschaft über die Gewissen in vielen Ländern. Denken wir in Europa, auch an Länder, wo es schon dämmert, wie an ein Rußland, an ein Italien von oben bis unten, auch an manche andere Staaten, in welchen wohl der Grundsatz der Gewissensfreiheit ausgesprochen, aber keineswegs in erwünschter Weise durchgeführt ist, - so ist noch entsetzlich viel Knechtschaft da, daß das Volk dem HErrn nicht recht dienen kann. Wenn es will, und etwa das Wort Gottes zur Hand nimmt, so steht nur zu oft, so zu sagen, Einer mit dem Stecken da, und sagt, gestützt auf bestehende Gesetze oder Gewohnheit, voll Zorns: „Was machst du da?“ Ihrer viele müssen vor Ketten und Banden zittern, wenn sie die geringste Miene machen, dem Evangelium näher zu kommen. Als nach dem letzten italienischen Kriege die Gefangenen Östreichs, hauptsächlich Ungarn, aus Frankreich herüber über Stuttgart, Göppingen und Ulm nach Hause transportirt wurden, gab man ihnen neben vielen andern Erquickungen auch Neue Testamente. Weiterhin bemerkte ein Offizier, daß Einer der Soldaten darin las. Da hieß es: „Wenn dir dein Rücken lieb ist, so bring' mir dein Testament nicht über die Grenze.“ Nun das war noch die Brutalität eines Einzelnen; aber das Arge ist eben das, daß man in dieser Weise noch brutal seyn darf, ohne gegen geltende Maximen anzustoßen. Sehen wir, über Europa hinaus, nach Cuba, nach Brasilien und sonst hin, wehe dem, mitunter auch unter Christen, bei dem man eine Bibel sieht. Wie traurig sieht's sodann in der Türkei, - doch kommts da besser, - in Persien, und sonst in heidnischen Ländern aus! Überall ist eine Knechtschaft irgend welcher Art, wenn auch nicht immer von den Thronen herab, die es nicht erlaubt, dem HErrn zu dienen, wie es seyn soll. Aber werden muß es doch noch, daß „die Erde wird voll werden von Erkenntnis der Ehre des HErrn, wie Wasser, das das Meer bedeckt“ (Hab. 3, 14).

Mel. Nun danket All' und bringet. HErr, wende das Gefängniß doch, Wie Du einst trocknetest Die Meereswasser, und das Joch Ägyptens hast gelöst; Auf daß, die jetzt mit Thränen sä'n, Und müssen traurig seyn, Die weinend ihre Straße geh'n, Mit Freuden ernten ein. (nach Ps.126,4.5)


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Lass mein Volk, dass es mir diene.

Der Herr gab Mose den Auftrag, diese Worte in seinem Namen zu Pharao zu reden. Pharao wollte lange nicht gehorchen. Zuerst gab er zur Antwort: opfert eurem Gott hier im Lande. Israel sollte Gott dienen, aber in der Knechtschaft der Ägypter bleiben. Das war unmöglich; Gottes Volk musste frei werden von den Ägyptern. Es meinen heute auch viele, die Christen sollten Gott dienen am Sonntag Morgen, aber am Sonntag Nachmittag und die Woche über müssten sie sich vom Geist der Welt regieren lassen. Dieses trostlose Christentum ist ganz nach dem Geschmack von Pharao und taugt nichts vor Gott. – Als die Plagen stärker über die Ägypter kamen, gab Pharao ein wenig nach und wollte die Männer ziehen lassen, um dem Herrn zu dienen; aber die Frauen, Kinder und das Vieh sollten in Ägypten bleiben. Pharao rechnete ganz richtig; er dachte, die Männer werden schon wieder kommen, wenn ihre Familien und ihre Habe in meiner Hand sind. Pharao stand offenbar im Dienst des Feindes; dieser wehrt sich heute noch am meisten gegen den Gottesdienst ganzer Familien. Wenn es sein muss, so soll die Frau fromm sein, oder der Mann, oder ein Kind; nur nicht die ganze Familie. Wenn eines allein steht, so hat der Feind immer noch Hoffnung, dass es auch wieder lahm werde. Deswegen sucht er es so einzurichten, dass ein gläubiger Jüngling eine ungläubige Tochter heirate und umgekehrt. O, dass man mehr auf seine List merkte! Als Mose nicht auf Pharaos zweiten Vorschlag einging, und die Plagen sich mehrten, wollte Pharao das ganze Volk ziehen lassen, aber das Vieh, d. h. Israels Besitz sollte da bleiben. Das wäre ungefähr gewesen, wie wir es heutzutage oft sehen: man ist ein Christ, hat viel Erkenntnis; und sucht dieselbe auf allerlei Weise zu mehren; aber man ist geizig von Kopf bis zu Fuß; der Besitz steht unter Pharao, nicht unter Gott. Solche Menschen betrügen sich selbst; kein Geiziger hat Teil am Reich Gottes. Alles was wir sind und haben, alle Lebensgebiete müssen wieder unter unsern Gott zu stehen kommen, ganz Israel mit Hab und Gut. Erst dann ist Christus unser Herr.

O Herr, wie treu bist Du! Du ruhst nicht, bis wir Dir ganz angehören und sparst kein Mittel, Deinen Zweck an uns zu erreichen. Ich danke Dir für alle Zucht. Mache mich ganz frei für Dich! Amen