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Predigten zu 2. Petrus 1,2

"Gnade und Friede sei euch vermehrt in der Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn!"

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, unseres Herrn!"

Ihr lebendigen Christen, hütet euch davor einzuschlafen, zu erschlaffen, stehenzubleiben, abzusterben! Wachset, sucht immer mehr Glauben und Erkenntnis Christi, mehr Liebe, mehr himmlischen Sinn, mehr Demut und Gottesfurcht! Wenn jemand sagen würde: "Ich habe genug Glauben, genug Liebe zu Gott und den Menschen, genug Friede und Freude im Heiligen Geist, genug Demut und Gottesfurcht," dann würden wir vor einem solchen Zustand, vor einer solchen Macht der Finsternis über den Sinn und einer solchen Sicherheit und Bezauberung erbeben. Wenn ein Christ gar keine Vermehrung in diesen Stücken sucht, dann ist die Gefahr vorhanden, dass er sagt: "Ich habe genug Glauben, genug Liebe und Gottesfurcht." Ja, es steht wahrlich nicht recht gut, wenn ein Christ sich gar nicht um diese Sache kümmert. Das Wachsen in der Gnade gehört deshalb zu den Stücken, die unseren Zustand prüfen und offenbaren.

Mancher fühlt bei solcher Betrachtung einen Pfeil im Herzen. "Ach, wo ist mein Wachstum in der Gnade?" seufzt er. "Ich gehe im Gegenteil rückwärts." Einige wiederum lesen das Wort vom Wachstum mit einem ganz ruhigen, nur forschenden, studierenden Blick. Sie überlassen es andern, es zu Herzen zu nehmen. Hier bewahrheiten sich die Worte Luthers: "Die sich fürchten sollten, die fürchten sich nicht; die sich aber nicht fürchten sollten, die fürchten sich." Es gibt eine Bezauberung, eine Macht der Finsternis, die die Seele ruhig, stark, mutig, entschlossen, hart und verstockt macht, so dass sie nichts empfindet, nichts befürchtet und nichts auf sich bezieht, sondern nur denkt, versteht und redet. Sollte diese Bezauberung etwa auch bei dir begonnen haben, der du ein Christ bist und der du den Herrn Jesus sagen hörst: "Wer fromm ist, der sei immerhin fromm; und wer heilig ist, der sei immerhin heilig", aber "Wer böse ist, der sei immerhin böse"? Bekümmerst du dich darum - oder bist du dir dessen bewusst, dass du im Laufe der Tage dich nicht um eine Zunahme kümmerst, und dass auch die eigenen ernstlichen Ermahnungen Christi dir nicht zu Herzen gehen? Sollte dein Herz etwa bezaubert sein? Weshalb nicht? Weshalb würdest gerade du der Bezauberung von seiten des Geistes der Finsternis überhoben? Hat der Teufel keine böse Absicht mehr mit dir? Ist er jetzt gut geworden, oder ist er tot? Rechte Christen, die nicht ganz eingeschlafen sind, haben oft die größte Sorge darüber, dass sie kein Wachstum bei sich finden. Sie haben deshalb noch einen Geist der Furcht des Herrn in ihren Herzen und stehen noch unter Seiner Regierung, wodurch allen Dingen abgeholfen wird.

Luther sagt, dass der Glaube im Herzen nie still ist, vielmehr entweder in der Zunahme oder in der Abnahme begriffen ist; wo das nicht geschieht, da ist kein lebendiger Glaube, sondern nur eine tote Einbildung von Gott im Herzen. Dies gilt vom ganzen Gnadenleben im Herzen, vom Glauben, von der Liebe und der Gottesfurcht. Es ist ein bezeichnendes Merkmal der Pflanzung, die der himmlische Vater gepflanzt hat, dass sie von der geistlichen Wartung und Nahrung abhängt und deshalb zuweilen belebt wird und zunimmt, zuweilen dagegen abnimmt. Der Glaube hingegen, der von dieser Nahrung nicht abhängt, sondern immer gleich fest steht, ist nur ein selbstgemachter und toter Glaube.

Hier ist aber ein Unterschied zu beachten. Der allgemeine Sicherheitsglaube hat das grobe Zeichen, dass er nicht nur ohne jegliche geistliche Nahrung weiterlebt, sondern gerade dann am stärksten ist, wenn kein Gotteswort ihm zu nahe kommt, weil er durch das Wort Gottes erschüttert und gestört wird. Die feineren Werkheiligen ähneln aber darin den Christen, dass ihr Glaube und ihr Friede abhängig und veränderlich sind, aber sie sind abhängig von ihren religiösen Beobachtungen. Wenn sie ihre bestimmte Stunde des Tages zum Lesen, Beten usw. versäumt haben, oder wenn sie einen Riss in ihrem Frömmigkeitskleid bekommen haben, dann ist ihre Zuversicht erschüttert, und der Friede wird nur durch erneute Beobachtung der versäumten Andacht wiederhergestellt. Der wahre Glaube aber beruht nicht auf der Beobachtung des Lesens oder des Betens, sondern auf dem Inhalt dessen, was gelesen wird, auf dem Wachsen oder Abnehmen der Erkenntnis Christi. Darum sagt der Apostel, dass die Gnade und der Friede sich vermehren durch die Erkenntnis Gottes und unseres Herrn Jesus Christus. Der Trost und die Stärke, die nicht davon abhängen, sondern von sich selbst leben, sind nicht die rechte Gnade, sondern eine Blume, die aus dem eigenen Herzen wächst und die sofort verwelkt, wenn "der Geist des Herrn dareinbläst".

Wenn das Gnadenleben aber immer entweder in der Zunahme oder in der Abnahme ist, dann ist es eine erschreckliche Sache, nicht darauf achtzugeben, sondern ganz unbesorgt um die Zunahme weiterzuleben; denn, wenn es wirklich in der Abnahme begriffen ist, dann wird es auch aussterben, wenn nicht eine baldige Änderung geschieht. Wenn es eine Zeitlang außer acht gelassen wurde und abgenommen hat, dann muss es notwendig bald wieder erweckt, belebt und gestärkt werden, sofern nicht der geistliche Tod die Folge werden soll.

Steht auf! Lasst uns eilen, nicht hinten zu bleiben; Ermuntert euch lieber, wie Jesus zu treiben. Verlasst ihr das Zepter des Königs hienieden, Dann sind wir, bedenkt's doch, auf ewig geschieden.