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Predigten zu 4. Mose 6,4

"Alle die Tage seiner Absonderung soll er von allem, was vom Weinstock bereitet wird, von den Kernen bis zur Hülse, nicht essen."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"So lange solches sein Gelübde währet, soll er nichts essen, das man vom Weinstock machet, weder Weinbeeren noch Hülsen."

Die Nasiräer hatten unter andern Gelübden auch das abgelegt, dass sie sich vom Getränk des Weins enthalten wollten. Damit sie ihr Gelübde nicht brechen möchten, war ihnen auch verboten, Weinessig oder starke Getränke zu trinken; und damit die Vorschrift noch deutlicher sei, durften sie auch nicht den ungegornen Most der Trauben geniessen, noch selbst die frischen oder getrockneten Beeren essen. Damit das Gelübde noch vollständiger aufrecht erhalten bleibe, war ihnen selbst nicht einmal erlaubt, irgend etwas zu kosten, was die geringste Beziehung zum Wein hatte; sie sollten in der Tat auch den Schein des Bösen meiden. Das ist gewiss eine beherzigenswerte Lehre für die Abgesonderten des Herrn, dadurch sie angehalten werden, die Sünde unter jeder Gestalt zu fliehen, ihr nicht bloss in ihrer gröbern Gestalt aus dem Wege zu gehen, sondern selbst ihren Schein und Schatten zu scheuen. Ein ernster Wandel wird in unsern Tagen vielfach bespöttelt, aber sei versichert, lieber Freund, es ist sowohl das sicherste als das seligste. Wer der Welt auch nur in einem oder zwei Punkten nachgibt, schwebt in furchtbarer Gefahr; wer die Trauben Sodoms geniesst, muss auch den Kelch von Gomorrha trinken. Ein kleiner Riss im Meerdamme der holländischen Tiefküste gestattet dem Meerwasser Durchgang, und alsobald wächst der Riss zum Strombett, dessen reißender Erguss rasch eine ganze Provinz überflutet. Nachgiebigkeit gegen die Welt ist ein Netz für die Seele und macht sie immer empfänglicher für den Reiz der Sünde. Und gleich wie der Nasiräer, der süssen Most trank, nicht sicher war, ob derselbe nicht schon in Gärung begriffen gewesen, und daher nicht wissen konnte, ob sein Gelübde gebrochen sei, so kann der weltfreundliche Christ sein Gewissen nicht rein bewahren, sondern muss fühlen, dass die innere Warnstimme ihn straft. Bei zweifelhaften Dingen brauchen wir nicht zu schwanken; sie sind uns schädlich. Wir müssen uns mit keinerlei Versuchung einlassen, sondern eilig von ihr fliehen. Besser wir werden als Sonderlinge verhöhnt, denn als Heuchler verworfen. Ein weiser Wandel mag uns manche Selbstverleugnung auferlegen, aber er birgt Freuden in sich, welche ein herrlicher Lohn sind.