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Predigten zu 5. Mose 26,18

"Und der HERR hat dir heute sagen lassen, dass du ihm ein Eigentumsvolk sein sollst, so wie er zu dir geredet hat, und dass du alle seine Gebote beobachten sollst;"

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Mose spricht in den letzten Tagen seines Lebens mit dem Volke und sagt es ihm noch einmal mit väterlichem Tone, wie hoch begnadigt es sei.

Gottes eigenes Volk solle es sein, wie der HErr selber sage. So nennt der HErr das Volk vor allen andern Völkern, weil Er nur mit ihm reden konnte. Alle andern Völker waren unzugänglich. Wenn Gott sich ihnen auch bezeigen wollte, so konnte Er doch keinen Grund bei ihnen legen; und es lief bei ihnen alles immer wieder auf nichts hinaus, so daß keine Gemeinschaft zwischen ihnen und Ihm entstand. Erst mit Abraham und seinem Samen, soweit er im Glauben stand, konnte Gott auf dauernde Weise reden. Und in den Nachkommen blieb die Richtung zu Gott, der Glaube an Seine persönliche Offenbarung so tief gewurzelt, daß zuletzt

Gott durch Mose dem ganzen Volk sich kundtun konnte. So geschah es, da sich das Volk auch leiten ließ, daß Gott dasselbe jetzt Sein Eigentum nannte: das Volk der Erde, bei dem Er gleichsam zu Hause sein und einkehren wollte. Sonst konnte Er nirgends sozusagen zu Hause sein.

Merken wir's daher: Wer Ihn hört, mit wem Er reden kann, und wer auf Seine Stimme und Gebote achtet, wie unser Spruch andeutet, der ist Sein Eigentum, bei dem fühlt Er sich zu Hause!

Es darf uns also nicht befremden, daß Gott nur Israel und sonst kein Volk Sein Eigentum nannte, als ob Er hätte parteiisch sein und hätte nach den andern nichts fragen wollen! Wir sind auch Sein Eigentum, wenn wir Ihn annehmen, Ihn mit uns reden, Seine Gebote uns gefallen lassen. Tun wir das, so will Er bei uns einkehren, uns segnen und wohltun. Wir sind dann auch unter Seine besondere Obhut gestellt; und Er bezeigt sich uns als Vater und läßt uns Kinder sein in Zeit und Ewigkeit. Wer Ihn nicht anhört, nicht annimmt, nicht gelten läßt, ist Ihm fremd und läßt Ihm gleichsam nur den Seufzer: „Ach, daß er zu Mir käme und Mein würde!“

Indessen hat Gott schon durch die Annahme Israels Sorge dafür getragen, daß das Ihm fremd Gewesene doch noch auch Sein Eigentum werde. Israel war nur das Erstlingsvolk, an dem der Faden angeknüpft wurde, der sich zuletzt noch um alle Völker schlingen sollte. So hat denn der Heiland Seine Jünger zu allen Völkern geschickt. Und einst werden sie in großen Scharen aus allen Geschlechtern und Zungen und Sprachen und Völkern zu Gott kommen; und dann wird Er unter allen als unter Seinem Eigentum wohnen und ihr Gott sein, wie sie Sein Volk sein werden, und zwar in alle Ewigkeit!

Zusatz „Beruf des Volkes Gottes“

Unser Spruch sagt aber auch noch, wozu Israel das Eigentum des HErrn sein sollte: nämlich dazu, daß es alle Seine Gebote hielte. Nur weil es willig war, nicht nur im Glauben den Führungen des HErrn zu folgen, sondern auch Seine Gebote anzunehmen, die auf Sinai ihm gegeben wurden, konnte Er es Sein Eigentum nennen; und nun sollten sie die Gebote auch halten. Die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes sollte einen Ausdruck finden im Volke und in seinen Einrichtungen, so daß Gott gleichsam vor allen Kreaturen sagen konnte: „Hier habe ich ein eigenes Volk, das Meine Gebote und Rechte und Satzungen angenommen hat und wert hält.“ Wurden denn zwar diese Gebote auch nicht von allen gehalten, so galten sie doch im Volke als einem Volk; und des HErrn Namen und Wesen blieb bei ihm repräsentiert.

Wer also auch von uns in vollem Sinne Gottes Eigentum sein will, bedenke, was von ihm gefordert wird: Er soll wandeln in den Geboten Gottes, des Glaubens und der Liebe; er soll, wenn es bei ihm fehlt, es mit seiner Buße - wie sie sich einst in den Opfern kundtat - zu erkennen geben, wie gerne er ein Täter des Wortes Gottes wäre. So sagt auch Petrus (1. Petr. 2, 9), wir, die Christen, seien fortan „das auserwählte Geschlecht, das Volk des Eigentums, daß wir verkündigen sollen die Tugenden des, der uns berufen hat von der Finsternis zu Seinem wunderbaren Licht“. Und auch Paulus sagt es sehr nachdrücklich (Eph. 1, 4), wir seien „erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir sollten sein heilig und unsträflich vor Ihm in der Liebe“.

Wie deutlich ist's uns doch gesagt, wie wir Sein eigen werden können! Möchten wir's täglich bedenken!

Was wird's aber doch einmal sein, wenn alle Seine Kinder aus allen Geschlechtern der Erde sich als Sein Eigentum, als Seine eigenste Familie um Ihn her versammelt haben werden - zu ewiger Freude und Wonne!