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Predigten zu 5. Mose 34,7

"Und Mose war 120 Jahre alt, als er starb; sein Auge war nicht schwach geworden, und seine Kraft nicht geschwunden."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Und Mose war hundertzwanzig Jahre alt, da er starb."

Wir besitzen kein Bild von Mose, das einer seiner Zeitgenossen hergestellt hätte. Unser Text gibt uns aber ein bleibendes Bild von ihm: Ein Greis in voller Manneskraft. Trotz seiner 120 Jahre - kein altersschwacher Mann, der sich mühsam den Berg hinaufschleppt. Rüstig, in voller Kraft und Frische besteigt er den Nebo. Sein Auge ist hell und klar, seine leibliche Kraft ist ungebrochen. So malt ihn die Heilige Schrift, so sollte Israel das Bild seines treuen Führers im Herzen behalten. - Und welche Riesenarbeit hatte dieser Mann in seinem langen Leben bewältigt! Vierzig Jahre Wüstenwanderung lagen hinter ihm mit all ihren äußeren und inneren Nöten. Die Last der Verantwortung war so groß gewesen, dass sie ihn oft schier erdrückt hätte. Einmal seufzte er: "Habe ich nun all dies Volk geboren, dass du zu mir sagen magst: Trag es, wie eine Amme ihr Kind trägt! Ich vermag all das Volk nicht zu tragen. Es ist mir zu schwer" (4. Mose 11, 4-15). Ist es da nicht ein Wunder, dass dieser Mann am Schluss seines Lebens noch so stark und frisch war? Wie ist das zu erklären? - Der weithin bekannte Dr. Fr. W. Baedeker hatte eine zum größten Teil zerstörte Lunge. Er reiste aber trotzdem immer wieder bis nach Sibirien, zur Predigtarbeit in den dortigen Gefängnissen. Er pflegte zu sagen: "Ich lebe von der Wahrheit des Wortes: Er gibt den Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft." - Mose war einer von denen, die auf den Herrn harrten, (siehe 4. Mose 16, 4-15; 2. Mose 15, 25; 2. Mose 17, 4 u. 11), sonst wären seine Kräfte längst zusammengebrochen. Wie manchem würde es auch in seiner leiblichen Gesundheit besser ergehen, wenn er das Rezept Dr. Baedekers gebrauchte!


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Moses' Kraft war nicht verfallen."

Riesengroß und aufreibend war die Arbeit gewesen, die Moses geleistet hat. Sie würde aber auch seine nicht geringe Naturkraft zerrieben haben, wenn er sich diese Aufgabe selbst ausgesucht hätte. Gott hat sie ihm übertragen. Gott hat ihm die Kraft verliehen, die Riesenaufgabe zu erfüllen. Hätte Moses in eigener Kühnheit und fleischlichem Übermut das Wagnis übernommen, Israel aus der ägyptischen Knechtschaft zu erlösen und nach Kanaan zu führen, seine Kräfte wären daran ganz sicher zerbrochen. Weil Gott aber seinem Knecht den Befehl erteilt, gab er ihm auch die ganze seelische und leibliche Kraft zur Ausrichtung dieser Aufgabe. - Wer sich vor selbstgewählten Wegen und Aufgaben hütet, wer sorgsam auf den Willen und die Hinweise Gottes achtet, dem kommt das auch in der Erhaltung seiner leiblichen Kräfte und seiner Gesundheit zugute. - Vor einer falschen Meinung nur muss hier gewarnt werden: Niemand darf einen Knecht Gottes geringachten, wenn er leiblich anders geführt wird als Mose. Dessen Augen waren "nicht dunkel geworden". Aber von dem treuen Propheten Ahia lesen wir: "Ahia konnte nicht sehen, seine Augen waren starr vor Alter" (1. Kön. 14, 4). Und während Mose in voller Kraft den Nebo besteigen konnte, lag Elisa vor seinem Ende krank darnieder, wie andere sterbliche Menschen (2. Kön. 13, 14). Dürfen wir deshalb vermuten, die Glaubenskraft und Treue dieser beiden Gottesknechte sei geringer gewesen als die des Mose? Weit gefehlt! War Ahias Auge gleich dunkel, sein Ohr war weit offen für Gottes Stimme und Weisung (1. Kön. 14, 5). Und war Elisas Leibeshütte schwach und krank, Gott bekannte sich zu ihm noch über den Tod hinaus. Wir wollen uns freuen, dass Gottes Treue die Kräfte Moses' bis zum letzten Tag erhielt. Wir wollen aber nie meinen, dass es bei allen Knechten Gottes ebenso gehen müsse.