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Predigten zu Apostelgeschichte 11,25

"Er zog aber aus nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen; und als er ihn gefunden hatte, brachte er ihn nach Antiochien."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Ein göttlicher Ruf in die Arbeit

Wie wichtig ist doch im Reich Gottes die Berufung der richtigen Männer an den richtigen Platz! Ein Missgriff hierin bringt oft großen Schaden. Hier haben wir einen Ruf in die göttliche Weinbergsarbeit, der sich für alle späteren Zeiten als richtig bewährt hat.

1. Von wem dieser Ruf ausging.

Wer war es, der Saulus in die Arbeit nach Antiochien berief? In unserer Zeit glaubt mancher junge Christ das Recht zu haben, diesen oder jenen Reichsgottesarbeiter, Prediger oder Evangelisten zu einem Dienst, zum Abhalten von Versammlungen und dergleichen berufen zu dürfen. Durch solch eigenmächtiges Handeln entsteht oft allerlei Verwirrung. Bei diesem göttlichen Ruf in unserem Text war es nicht ein beliebiges Gemeindeglied, welches Saulus nach Antiochien rief, sondern der von Gott beglaubigte und von allen anerkannte Führer Barnabas, der Vertreter und Beauftragte der Muttergemeinde von Jerusalem. Er berief Saulus. Seinen Ruf konnte der treue Zeuge von Tarsus als Gottes Ruf annehmen. Es gilt in vielen Fällen zu prüfen, ob der, welcher einen Prediger herbeiruft, ein solches Recht zu diesem Schritt hat wie Barnabas (1. Thessalonicher 5, 12; 1. Korinther 16, 15.16).

2. An wen dieser Ruf sich wandte.

Wen berief Barnabas ? Das große Bedürfnis nach reichlicher Wortverkündigung in Antiochien veranlasste ihn nicht zu übereilter Berufung irgendeines beliebigen Bruders. Er rief Saulus, den er von früherer Zeit her genau kannte. Von der Echtheit und Gründlichkeit der Bekehrung dieses Mannes war er überzeugt. Er wusste auch, dass derselbe Gaben für solche Mitarbeit besass (Kap. 9, 20-22.27.28). Vor allen Dingen hatte er gemerkt, dass Saulus ein demütiger Bruder war, der sich nicht eigenmächtig zum Dienst und zur Mitarbeit vordrängte, sondern sich von den Brüdern willig zurückstellen ließ und geduldig warten konnte, bis Gott ihn wieder in die Arbeit rief (Apostelgeschichte 9, 29.30).

Bei der Berufung solcher Männer wird man nicht leicht einen Missgriff tun (2. Timotheus 2, 2; Apostelgeschichte 16, 2.3).

3. Zweck und Ziel des Rufes:

Die Unterweisung der Gemeinde Antiochien.

Barnabas wusste, dass die neugeborenen Kindlein Nahrung und Pflege bedurften (1. Petrus 2, 2). Große Scharen waren ja durch das Zeugenwort jener Flüchtlinge zum Herrn geführt worden (Vers 21). Diese jungen Christen brauchten die Milch und Speise des Wortes Gottes. Sollten sie innerlich wachsen und zunehmen, sollten sie befestigt, gegründet und gegen allerlei Gefahren gewappnet werden, so war Belehrung nötig. Es galt, sie in das Wort des Herrn einzuführen und in demselben zu gründen.

Zu dieser wichtigen Arbeit rief Barnabas Saulus herbei und trieb sie mit ihm gemeinsam ein ganzes Jahr. Solche Arbeit der Belehrung, des Pflegens und Säugens der jungen geistlichen Kinder mag nach außen nicht so in die Augen fallen und erfolgreich erscheinen wie der erste Zeugendienst jener Flüchtlinge, der viele zum Glauben brachte. Aber er ist nicht weniger wichtig.

Auch heute noch gilt es, nach Zeiten großer Erweckung und Bewegung stillere Zeiten der Belehrung und Vertiefung folgen zu lassen, damit die gewonnenen Seelen weiterkommen und ihr Wachstum gesund sei (Kolosser 1, 11; 3, 16; 2. Petrus 3, 18; Sprüche 9, 9).