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Predigten zu Apostelgeschichte 12,15

"Sie aber sprachen zu ihr: Du bist von Sinnen. Sie aber beteuerte, dass es also sei. Sie aber sprachen: Es ist sein Engel."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Sie sprachen zu ihr: Du bist unsinnig.

Dass auch die ersten Christen, an denen man meist so hoch hinaufsieht, ihre menschlichen Schwächen und Mängel hatten, zeigt bei dieser Gelegenheit unser Text. Ihr erster Fehler war, dass sie nicht recht an die Erhörung ihrer Gebete glaubten. Auf den Ruf der Rhode: "Petrus steht vor dem Tor!" antworteten sie: "Du bist unsinnig!" Dass sie der Mitteilung der Rhode gegenüber sich zurückhaltend benahmen, ist nicht tadelnswert. Man tut gut, wenn man neue, aufsehenerregende Mitteilungen zuerst behutsam prüft. Wenn die Jünger aber die Befreiung des Petrus, um die sie ständig flehten, für eine Unmöglichkeit erklärten, dann war das ein schwerer Fehler. Unglaube ist fast noch schlimmer als Leichtgläubigkeit. - Sind wir nicht auch oft geneigt, in unseren Nöten der Allmacht Gottes eine Grenze zu setzen? Auch in Gläubigen steckt noch viel Unglaube. Lasst uns diese Reste des Unglaubens aufspüren und abtun (Mt. 14, 31; Mk. 6, 45 ff.). Die überraschten Christen nennen die Rhode "unsinnig". Sie wollten ihr nicht weh tun, hätten aber mit dem übereilten und unrichtigen Urteil bösen Schaden anrichten können. Nicht selten hat ein vorschnelles Wort unberechenbaren Schaden angerichtet. Auch gläubige Christen, die zu den treuen Betern gehören, können darin fehlen. Lasst uns achthaben auf unsere Zunge und übereiltes Urteilen meiden (Jak. 3, 6-8; Spr. 12, 18; 13, 3; 21, 23; Ps. 39, 2). - Ein Fehler war es auch, dass die versammelten Christen nur schwer bereit waren, ihre Übereilung zu erkennen und einzugestehen. Zuerst erklärten sie die Meldung für Unsinn. Vor der Festigkeit der Magd machten sie das kleine Eingeständnis: "Es ist sein Engel." Sie bestritten nicht mehr, dass Rhode etwas gehört, hielten die Stimme aber nicht für des Petrus Stimme. - Ach ja! Auch im Gnadenstand wollen wir so gerne recht behalten. Wie schwer fällt es uns, von der eigenen Meinung abzugehen. Lasst uns in diesem Stück willig weiterlernen (Jak. 3, 17).