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Predigten zu Apostelgeschichte 15,3

"Sie nun, nachdem sie von der Versammlung das Geleit erhalten hatten, durchzogen Phönicien und Samaria und erzählten die Bekehrung derer aus den Nationen; und sie machten allen Brüdern große Freude."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Die Unterhaltung der Apostel auf der Reise nach Jerusalem.

I. Die Weisheit der Apostel in der Vermeidung falscher Unterhaltung.

Unser Heiland fragte einmal seine Jünger: "Was handeltet ihr miteinander auf dem Weg?" Diese Frage brachte die Jünger in Verlegenheit, weil ihre Gespräche mit Hochmutsgedanken verbunden gewesen waren (Markus 9, 33 und 34). Nicht jede Unterhaltung ist so schön wie die des Mose mit seinem Schwiegervater Jethro (2. Mose 18, 8 - 12), oder wie die von Maria und Elisabeth (Lukas 1, 39 - 56). Nicht alle Wanderer lieben den Gesprächsgegenstand der Emmausjünger (Lukas 24, 14).

Wenn wir ein Beispiel von gesegneter Reiseunterhaltung anschauen wollen, so können wir das Gespräch von Paulus und Barnabas auf dem Weg nach Jerusalem betrachten. Man hätte menschlicherweise erwarten können, sie würden unterwegs bei den Brüdern in erster Linie von der traurigen Veranlassung und dem Zweck ihrer Reise sprechen, nämlich von dem Lehrstreit, der augenblicklich in Antiochien herrschte. Aber dieses Thema ließen sie zurücktreten. Wenn wir auch nicht aus unserem Vers den sicheren Schluss ziehen dürfen, dass niemals auf der Reise der Lehrstreit erwähnt worden sei, so geht doch dieses eine sicher daraus hervor, dass dieser Streit nicht den Hauptgegenstand ihrer Gespräche bildete. Nicht von den traurigen Zuständen der Uneinigkeit oder von der Unklarheit derjenigen, die ihre Lehre blindlings als biblisch annahmen, flossen die Lippen der Apostel über. Von etwas ganz anderem redeten sie.

Welch eine Weisheit lag doch darin, dass sie die unangenehmen Vorgänge der letzten Zeit nicht in den Vordergrund ihrer Gespräche stellten, sondern zurücktreten ließen. Lasst uns daraus lernen, dass wir besonders in Zeiten, wo Zwiespalt und Zank die Gemüter erregen und erhitzen wollen, unser Herz und unsere Zunge zähmen, damit nichts von uns gesprochen werde, was schädliches Feuer weiterträgt und befördert.

II. Die richtige Unterhaltung.

Statt von der Verirrung und dem Lehrstreit in Antiochien zu sprechen, redeten die Apostel auf ihrer Reise von einem lieblichen Thema, von der Bekehrung der Heiden. Sie griffen also in ihren Gesprächen auf das zurück, was vor dem Lehrstreit vorgekommen war, auf die köstlichen Erlebnisse von Erweckungen und Bekehrungen während der ersten Missionsreise.

Dies herrliche Gesprächsthema lässt uns einen Blick in das Herz der Apostel tun, denn wovon ihr Herz voll war, davon ging ihr Mund über. Wenn das Herz des Paulus und Barnabas nur von dem augenblicklichen Lehrstreit zu Antiochien voll gewesen wäre, wenn sie durch diesen Streit in Parteileidenschaft geraten wären, so wäre ihre Unterhaltung gewiss meist in Klagen ausgeklungen über die gesetzlichen Brüder, welche die vorher so schöne Arbeit in Antiochien gestört hatten. Aber die Gespräche der Apostel zeigen uns, dass ihr Herz vom Geist des Streitens und Zankens frei geblieben ist, dass ihr innerster Herzensgrund weniger von den Störungen der letzten Zeit, als vielmehr von der Freude an den großen Fortschritten des Reiches Gottes erfüllt ist.

Damit geben Paulus und Barnabas besonders denjenigen Brüdern, an deren Orten Zwistigkeiten ausgebrochen sind, den wichtigen Hinweis: "Habt acht auf euer Herz, dass es nicht von dem Geist des Streitens und Zankens miterfasst wird. Seht zu, dass ihr immer erfüllt seid von brennendem Eifer für den Bau des Reiches Gottes und die Rettung der Seelen, damit auch eure Lippen von jenem Gesprächsgegenstand überfließen."

III. Die Segenswirkungen der richtigen Unterhaltung.

Wie traurig ist doch die Folge von unrichtigen Gesprächen! Die zehn verzagten Kundschafter nahmen mit ihren Worten dem ganzen Volk Israel den Mut (4. Mose 13, 27 - 14, 4). Ganz umgekehrt war die Wirkung, welche die herrlichen Reisegespräche der Apostel hervorriefen. Worin bestand dieselbe? Darin, dass "allen Brüdern große Freude" gemacht wurde Hätten die Apostel überall nur Klagen über die Störenfriede angestimmt, so hätten sie mit ihrem Missmut auch in anderen Brüdern Missmut wachgerufen. Sie hätten dann andere durch ihre Worte herabgestimmt. So aber haben sie mit der guten Reiseunterhaltung andere innerlich gehoben und gestärkt. Sie durften Erquickungsspuren zurücklassen bei allen Brüdern, die sie besuchten.

Welch ein köstliches Ding ist es doch um solche Unterhaltung, durch die man andere Menschen im tiefsten Herzensgrunde reicher und glücklicher macht! Wie arm sind die leeren Gespräche in der Welt! Wie lieblich hingegen die der Apostel! Wenn wir zu denen gehören wollen, die "durch das Jammertal gehen und daselbst Brunnen machen", so lasst uns danach trachten, dass wir in unserem Gesprächsleben solche Friedensbringer werden, die anderen oft darniederliegenden Brüdern Erfrischung und Aufrichtung bringen.