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Predigten zu Apostelgeschichte 15,37

"Barnabas aber war gesonnen, auch Johannes, genannt Markus, mitzunehmen."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Der Anblick dieses Streites ermahnt uns zur Vorsicht im Festhalten eigener Wünsche.

Wenn wir nun den Streit über die Mitnahme des Johannes Markus näher ins Auge fassen, so können wir drei Warnungen aus demselben lernen.

Ein Blick auf das Verhalten des Barnabaszeigt uns, welch schwerwiegende Folgen das Festhalten an irgendwelchen eigenen Wünschen nach sich ziehen kann. Barnabas versteift sich auf den Wunsch, seinen eigenen Neffen Johannes Markus wieder auf die zweite Missionsreise mitzunehmen, obwohl Paulus ernstliche Bedenken dagegen hat. Paulus achtet es für billig, dass ein Mann, der sich auf der ersten Reise nicht als zuverlässig und standhaft erwiesen hatte, nicht so schnell wieder in solch wichtigen Dienst mitgenommen werde. Trotz dieser gewiss nicht ungerechtfertigten Bedenken besteht Barnabas darauf, dass man Markus mitnehme.

Wenn wir auch bei der aufrichtigen, von der Schrift mehrfach bezeugten Frömmigkeit des Barnabas (Kap. 11, 24; 15, 25. 26) gewiss annehmen dürfen, dass er nicht in erster Linie aus persönlicher Gunst oder verwandtschaftlicher Rücksicht an diesem Wunsch festhielt, sondern in der aufrichtigen Überzeugung stand, dass Markus sich bei einem neuen Versuch besser bewähren werde, und dass Pauli Strenge gegen ihn allzu groß sei, so fragt es sich doch, ob er nicht angesichts der festen Überzeugung des vor Gott wandelnden Paulus besser getan hätte, auf seinen eigenen Wunsch und die Durchsetzung seiner eigenen Meinung zu verzichten.

Wie leicht kommen gerade tüchtige Männer, die Großes in der Gemeinde geleistet haben, und deren Urteil jahrelang immer ausschlaggebend war, unwillkürlich dahin, dass sie glauben, ihre Meinung müsse in jedem Falle durchdringen, und dass sie der Überzeugung eines jüngeren oder früher ihnen untergeordneten Bruders nicht diejenige Achtung und Berücksichtigung schenken, die ihr zukäme.

Der Anblick dieses Streites mahnt zur Vorsicht bei dem Eifern um die eigene Überzeugung.