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Predigten zu Apostelgeschichte 16,16

"Es geschah aber, als wir zum Gebet gingen, dass uns eine gewisse Magd begegnete, die einen Wahrsagergeist hatte, welche ihren Herren vielen Gewinn brachte durch Wahrsagen."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Göttliche und ungöttliche Weise, Unterhalt, Licht und Macht zu erlangen.

1. Göttliche und ungöttliche Weise, Unterhalt zu erlangen. (1. Timotheus 6, 6 - 10).

Wenn wir die Reise Pauli nach Philippi und seinen Aufenthalt dort betrachten, so finden wir einerseits Leute, die Besitz, Licht und Macht auf sündliche Weise erreichen, andererseits solche, die dies auf gottwohlgefällige Weise erlangen. Lasst uns zuerst zweierlei Weise ansehen, den Unterhalt zu bekommen.

Da sind zuerst Personen, die auf einem schändlichen Weg ihr Vermögen gewinnen. Es sind die Herren der Wahrsagerin, die mit echter Geschäftsklugheit die bedauernswerte Wahrsagergabe ihrer Sklavin ausbeuten, um ihren Beutel zu füllen. Es gelang ihnen, großen Gewinn zu erlangen, indem sie ihre Magd gegen Geldentschädigung wahrsagen ließen. Ob auf dieser Art, Geld zu bekommen, göttlicher Segen ruhte oder nicht, danach fragten diese Herren nichts - wenn sie nur reich wurden. Alles andere war ihnen gleichgültig.

Diesen Besitzern der Wahrsagerin gleichen Tausende in unserer Zeit, die auf fluchbeladenem Weg ihren Unterhalt gewinnen und sich kein Gewissen daraus machen, wie sie ihren Reichtum erwerben (Jeremia 22, 13).

Wie ganz anders bekommen Paulus und seine Gefährten ihre äußere Versorgung. Sie arbeiten auf Gottes Wegen und erfahren auch im Irdischen die treusorgende Vaterhand des Herrn. Lydia nimmt sie gastlich auf, und die philippische Gemeinde lässt es sich nicht nehmen, für Paulus auch in späterer Zeit zu sorgen (Philipper 4, 16). Wenn ihm auch nicht große Geldsummen zufließen, wie jenen Herren, so hat er doch einen unendlich grösseren Genuss, weil er in allem die Fürsorge seines himmlischen Vaters erkennen und schmecken darf.

Gebe Gott, dass wir in der Erlangung unseres irdischen Besitzes niemals jenen Herren, sondern Paulus und seinen Gefährten gleichen (Lukas 16, 13).

2. Göttliche und ungöttliche Weise, Licht zu erlangen. (Psalm 43, 3; 119, 105; Jesaja 8, 19).

Aus der Tatsache, dass die Wahrsagerin vielen Gewinn einbrachte, können wir den Schluss ziehen, dass viele Menschen sie benutzten. Viele suchten durch sie Licht zu bekommen über Dinge, die sie auf andere Weise nicht erforschen konnten. Besonders die Begierde, über ihre eigene Zukunft Näheres zu erfahren, mochte viele zu solcher Person treiben.

Leider geschieht das bis auf den heutigen Tag mitten in der Christenheit. Die Schrift verurteilt diese Art, Licht zu empfangen, auf das allerschärfste (3. Mose 20, 27). Ganz anders empfängt Paulus sein Licht durch Gottes Wort (V 32), Gottes Geist (V. 6 und 7) und durch brüderliche Gemeinschaft (V. 10). Wieviel besser ist doch diese göttliche Art, Licht zu bekommen, als die widergöttliche Weise der Leute, die zur Wahrsagerin eilen.

Als einst Bileam den freudigen Siegeslauf Israels prophetisch vorausschaute, da wurde ihm auch der innere Grund für die Freudigkeit dieses Volkes gezeigt. Er bestand einerseits darin, dass "kein Zauberer in Jakob und kein Wahrsager in Israel" war, andererseits darin, dass diesem Volk "zu seiner Zeit gesagt wird, was Gott tue" (4. Mose 23, 22 und 23).

So hängt auch die Freudigkeit des neutestamentlichen Gottesvolkes damit zusammen, dass es jedes verbotene Licht flieht, das nur Fluch und Bann bringt, aber sich um so treuer an das rechte Licht des göttlichen Wortes anschließt (2. Petrus 1, 19)

3. Göttliche und ungöttliche Weise, Macht zu erlangen. (Lukas 10, 19).

Sowohl bei den Feinden Pauli, den Besitzern der Wahrsagerin, als auch bei Paulus selbst tritt uns in dieser Geschichte eine nicht geringe Macht entgegen. Lasst uns die Macht auf beiden Seiten und die Art, wie sie erlangt wurde, anschauen. Die Herren der Wahrsagerin erlangten eine Macht gegen die Apostel, indem sie dieselben vor die Obersten der Stadt zogen und durch eine gewandte Anklage eine grausame Bestrafung derselben durchsetzten.

Wie elend sieht diese äußerliche, auf fleischlichem Weg erlangte Gewalt aus im Vergleich mit der Macht, die Paulus von seinem Heiland empfing, als er zu dem Wahrsagergeist sprach: "Ich gebiete dir in dem Namen Jesu, dass du von ihr ausfährst!" Das war göttliche Gewalt, die der heilige Geist gab. Durch ein einziges Wort brachte Paulus hier mehr zustande, als jene Herren mit all ihren Bemühungen.

Lasst uns nie auf die Art jener Herren, sondern auf die Weise Pauli durch innige Gemeinschaft mit Gott heilsame Macht zu erlangen und auszuüben suchen.

Als einst Petrus mit dem Schwert Jesu beispringen wollte, und das Ohr des Malchus abschlug, verwies ihm der Herr solches (Matthäus 26, 52; Johannes 18, 11). Als aber derselbe Mann am Pfingsttag das Schwert des Geistes zog, da gab es bleibenden Sieg und wahre Ewigkeitsfrucht. Das erste Mal brauchte er fleischliche Macht, mit der Jesu Jünger nicht kämpfen sollen, das zweite Mal geistliche Macht, die Verheißung hat.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Die Wahrsagerin empfiehlt Paulus

Die Tatsache, dass jene Magd mit dem Wahrsagergeist sich so anerkennend über die Apostel und ihre Verkündigung ausdrückt, ist beachtenswert. Sie beweist, dass auch solche Menschen, vor denen die Schrift warnt, und vor denen wir uns zu hüten haben, bisweilen treffende Wahrheiten aussprechen können.

Es hat je und je Christen gegeben, die sich durch solchen Betrug Satans überlisten ließen, die glaubten, dass ein Mensch, der wahre und erbauliche Worte rede, unmöglich mit dem Reich der Lüge im Zusammenhang stehen könne. Unser Text widerlegt diesen Irrtum. Die Magd mit dem Wahrsagergeist sprach hier nur die Wahrheit. Jedes Wort von ihr war richtig: Paulus und Silas waren Knechte Gottes, des Allerhöchsten. Sie verkündigten den Weg der Seligkeit. Nach dem Inhalt ihrer Worte hätte jemand denken können, dass diese Person ganz im Einklang mit Paulus stehe, so dass man ihr ruhig trauen dürfe. Und doch war der Geist jener Magd ein ungöttlicher.

Lasst uns demnach nicht ohne weiteres jedem Geist trauen, der einmal eine gute Wahrheit ausspricht. Das haben auch ägyptische Zauberpriester und Götzenpriester der Philister tun können. ("Das ist Gottes Finger", 2. Mose 8, 15; "Gebt dem Gott Israels die Ehre"; "Nehmt die Lade des Herrn und sendet sie hin"; 1. Samuel 6, 5 - 9).

Wenn sogar die Wahrsagerin in Philippi so empfehlend auf die Missionsarbeit der Apostel hinweisen konnte, so haben wir uns auf ähnliche Täuschungen gefasst zu machen, zumal die Zeit der letzten Verführung näher heranrückt. (Matthäus 24, 11 und 23 - 25; 2. Petrus 2, 1 - 3).