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Predigten zu Apostelgeschichte 18,9

"Der Herr aber sprach durch ein Gesicht in der Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht!"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Wie Gott seinen Knecht Paulus in Korinth auf Siegesboden stellte.

I. Die Siegesmacht.

Das Leben des Paulus zeigt uns je und dann besondere Erquickungsstationen, wo Gott seinen Knecht mitten in dem vielen Leid, das er zu dulden hatte (Apostelgeschichte 9, 16), neu stärkte (Kap. 23, 11; 27, 23). Eine solche Erquickungsstation war auch das Nachtgesicht in Korinth. Hier sehen wir, wie Gott den Apostel in den ihn umringenden Anfeindungen (Vers 6) und Schwierigkeiten auf Siegesboden stellte.

Er verlieh ihm zuerst eine Siegesmacht. Sie bestand in den Worten: "Ich bin mit dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden".

Das Wort: "Ich bin mit dir", hat je und dann den Knechten Gottes eine entscheidende Macht verliehen. Als Mose vor den König Pharao treten sollte, um eine höchst unangenehme Forderung an ihn zu richten, gab ihm das Wort: "Ich will mit dir sein", die Kraft zur Ausrichtung dieser Aufgabe (2. Mose 3, 12 und 4, 12). Als Gideon mit seinen dreihundert Mann gegen die unzählbare midianitische Armee kämpfen sollte, da war es wiederum dasselbe Wort, das ihn auf Siegesboden stellte. ("Ich will mit dir sein, dass du die Midianiter schlagen sollst wie einen einzelnen Mann"; Richter 6, 16).

Das Wörtlein: "Ich will mit dir sein", gibt überall den Ausschlag. Wenn der Herr mit David ist, so kann weder ein kampfgeübter Goliath, noch ein eifersüchtiger Saul, noch sonst ein Feind irgend etwas gegen ihn machen (Psalm 118, 6 - 9; Hebräer 13, 6). Wenn der Herr mit Jakob ist, so kann weder Labans Zorn, noch Esaus Rachsucht ihm schaden (1. Mose 31, 3). Wenn der Herr zu Josua sagt: "Wie ich mit Mose gewesen bin, also will ich auch mit dir sein" (Josua 1, 5; vergleiche 11, 17), so kann kein Feind vor ihm stehen und keine Festung ihn aufhalten. So war es auch bei Paulus in Korinth. Gewiss waren hier die Hindernisse und Schwierigkeiten durch seine eigene Schwachheit (1. Korinther 2, 3), durch die Sünden der dortigen Großstadt (1. Korinther 6, 9 - 11) und durch den Hass der feindlichen Juden besonders groß (Vers 6). Aber wenn Gott mit einem Menschen ist, so kann er auf dem schwierigsten Arbeitsfeld getrost wirken.

II. Das Siegesmittel.

Vor vielen Jahren gingen einige Brüder des Siegerlandes im Auftrag des Reisepredigervereins in einen damals noch ganz toten Landstrich jenes Kreises, den sogenannten "Freien Grund". Sie versuchten, eine Versammlung abzuhalten, kamen aber wieder mit dem Bescheid: Der "Freie Grund" ist wie Jericho bis an den Himmel vermauert. Die Antwort eines alten Bruders lautete: "Nun, dann soll auch das Rezept von Jericho da verschrieben werden. Wir müssen die Posaunen des Evangeliums dort blasen." Jenes Rezept hat geholfen. Der "Freie Grund" wurde ein besonders gesegnetes Ackerfeld.

Das von jenem Bruder empfohlene Kampfmittel ist auch dasjenige unseres Textes. Korinth glich einer nicht einzunehmenden Festung. Hier halfen fleischliche Waffen gar nichts. Hohe Beredsamkeit, glänzende Gaben, alle Gelehrsamkeit der Welt scheitern an den Bollwerken der Finsternis, die solche Festungen stark machen. Nur eins hilft: In göttlichem Auftrag reden. ("Der Herr sprach: Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht".) Das Wort Gottes ist der Schleuderstein für den Goliath der Gottesfeindschaft. Dies ist das Siegesmittel, das Gott dem Paulus in die Hand gab. ("Er sass daselbst und lehrte sie das Wort Gottes", Vers 11).

In unserer Zeit werden oft allerlei Mittel empfohlen, um das Volk wieder zur Religion zurückzuführen. Wir wollen gegen keines dieser Mittel irgend etwas sagen. Aber hervorheben wollen wir, dass im letzten Grunde nur ein Mittel hilft, nämlich das lebendige Wort Gottes. Nur wo "geweissagt" wird, regen sich die Totengebeine (Hesekiel 37, 1 - 7; Epheser 6, 17).

III. Das Siegesziel.

Gott stellte Paulus ein ganz bestimmtes Siegesziel vor die Augen. Er versicherte ihn eines gewissen Erfolges. Er sagte ihm: "Ich habe ein großes Volk in dieser Stadt". Bis jetzt hatte Paulus zu fühlen bekommen, dass Satan ein großes Volk hier hatte (Vers 6). Nun aber bekam er die Gewissheit, dass Jesus eine große Menge hier selbst zur Beute haben würde. Wie muss ihn diese göttliche Zusicherung gestärkt haben! Mit einer dreifachen Gewissheit konnte er nun seine Tätigkeit fortsetzen. Er wusste:

1. Der Herr will meine Arbeit. Sie ist keine selbsterwählte, denn er selbst hat mir befohlen: "Rede und schweige nicht."

2. Der Herr schützt meine Arbeit. Niemand darf sich unterstehen, mir zu schaden. Alle Versuche, sie zu hindern, sind von vornherein aussichtslos.

3. Der Herr krönt meine Arbeit. Er wird mich nicht vergeblich hier predigen lassen. Das Wort wird nicht leer zurückkommen.

Gott kann auch heute noch auf allerlei Weise einen müden Arbeiter, der unter dem Druck der Feindschaft darniederliegt und fast verzagen möchte, erquicken und ihn versichern, dass seine Arbeit nicht vergeblich sei (Jesaja 55, 10. 11; Johannes 15, 20).


Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Fürchte dich nicht!"

Zweiundsiebzigmal sagt Gottes Wort diese Mahnung den furchtsamen Menschenkindern! Muss das nicht von der größten Wichtigkeit für uns sein, wenn das Wort so oft unter den verschiedensten Umständen wiederholt wird? Oder ist das nur beschämend für uns, dass wir so oft dieselbe Mahnung hören müssen, ehe sie Wirkung hat? Wir fürchten uns bald vor Menschen und Dingen, wo nichts zu fürchten ist, während es an der rechten Gottesfurcht fehlt, die alle dergleichen Kobolde leicht verscheuchen könnte. Bald fürchten wir uns in falscher Weise gerade vor dem, der unsere Zuflucht in der Not ist. Das letztere ist die bedenklichste Sache, wenn wir uns fürchten, Gott zu begegnen. Dann ist das Gewissen dabei beteiligt, das uns irgend eine Schuld oder Untreue vorhält. An dieser Stelle hilft nur die Vergebung der Sünden. Bist du aber davon überzeugt, dass die Versöhnung, die durch Jesus geschehen ist, auch dir gilt, so dass du ein gutes Gewissen gegen Gott hast, dann schüttle die alberne Furcht vor allem andern ab. Dann steht dir das Recht zu mit dem größten Zutrauen dich deinem Vater in die Arme zu werfen und still zu warten, was er tun wird, um dir zu helfen.

Wir kommen zu dir, barmherziger Vater, und bergen uns bei dir. Du sollst unser Schutz und unser Trost sein. Treibe alle knechtische Furcht aus, damit wir in fröhlichem Vertrauen zu dir aufschauen dürfen. Du bist unser Trost allein. Amen.