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Predigten zu Apostelgeschichte 20,35

"Ich habe euch alles gezeigt, dass man, also arbeitend, sich der Schwachen annehmen und eingedenk sein müsse der Worte des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als Nehmen."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Geben ist seliger denn Nehmen.

Dies köstliche Heilandswort kann vielen Christen über einen schwierigen Punkt hinweghelfen. Die heikle Stelle ist bei vielen das Geben. Unser natürlicher Sinn ist vielmehr auf das Nehmen gerichtet. Nehmen wollte der verlorene Sohn das ihm zustehende Teil der Güter (Lukas 15, 12). Nehmen wollte Gehasi, als er die Silberzentner Naemans sah (2. Könige 5, 19 - 21). Die Menschen gleichen alle von Natur den hungrigen Einwohnern Samarias nach dem Verschwinden des syrischen Belagerungsheeres: Alle strömten zu den Toren hinaus, um zu nehmen (2. Könige 7, 15 - 17).

Ganz anders sieht es mit dem Geben aus. Als die Leute von Sukkoth dem verfolgenden Gideon "etliche Brote" geben sollten, war ihre Vaterlandsliebe bald zu Ende. Sie hatten Bedenken und Ausflüchte (Richter 8, 4 - 9). Das Geben fiel ihnen offenbar schwer. Solche Gesinnung findet man nicht nur in Sukkoth. Sie steckt tief in unserem natürlichen Herzen. Als der reiche Nabal bei seiner Schafschur David eine Gabe geben sollte, glaubte er alles für seine eigenen Knechte nötig zu haben (1. Samuel 25, 11). Solcher Nabalsinn ist in unserer Brust. (Matthäus 19, 21; 1. Mose 31, 41; Apostelgeschichte 5, 1 ff.; 1. Timotheus 6, 10). Nun aber kommt Jesus und ändert unsern Sinn.

Bei wahrer Sinnesänderung kommt ein ganz anderes Nehmen an die Stelle des alten. Man nimmt jetzt "Gnade um Gnade" (Johannes 1, 16). Man nimmt aus Gottes Wort und aus der Gemeinschaft mit Jüngern Jesu innere Kraft und himmlisches Licht. Dieses neue Nehmen verdrängt das alte. Es wird uns zum Bedürfnis und zur Freude, geben zu dürfen. Rechte Christen sind immer gebende und darum auch immer selige Leute. Auch wenn sie mit Petrus sprechen: "Silber und Gold habe ich nicht" (Kap. 3, 6), so gehören sie doch zu den "Armen, die viele reich machen" (2. Korinther 6, 10).

Pastor Engels hatte den Grundsatz: "Ich will keinen Tag vorübergehen lassen, wo ich nicht jemand eine Freude mache". Auf seinem Antlitz las man die Bestätigung des Wortes: "Geben ist seliger denn Nehmen". (5. Mose 15, 11; Jesaja 58, 7; Johannes 12, 3 - 8; Hebräer 13, 5. 16).