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Predigten zu Apostelgeschichte 20,38

"am meisten betrübt über das Wort, das er gesagt hatte, sie würden sein Angesicht nicht mehr sehen. Sie geleiteten ihn aber zu dem Schiffe."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Unser Text beschreibt eine ernste Trennungsstunde. Sie spielte sich am Strand der Hafenstadt Milet ab. Paulus mit seinen Reisegefährten nahm hier Abschied von den Ältesten der Gemeinde zu Ephesus, die ihn bis zum Schiff begleitet hatten. Die einzelnen Ausdrücke, die den Vorgang des Abschieds beschreiben (Vers 37 und 38), lassen uns die tiefe Gemütsbewegung der voneinander Scheidenden erkennen.

Der Ausdruck "von ihnen gewandt" wird in Menges Übersetzung deutlicher, in der es heißt: "Als wir uns dann von ihnen gerissen hatten". Die Trennung war also ein "Sichlosreißen". Wir merken es auch diesem Wort an, dass ihnen der Abschied nicht leicht wurde. Dies ist bei der innigen Verbindung, die sich zwischen Paulus und den Ältesten gebildet hatte, recht begreiflich. Von diesen Ältesten war wohl der größte Teil erst durch Paulus zum Glauben geführt worden, so dass sie ihm das Beste verdankten und in ihm ihren geistlichen Vater sahen. Alle hatten jedenfalls drei Jahre hindurch die Segnungen und Drangsale der besonderen Erweckungszeit in Ephesus mit Paulus zusammen durchlebt (Apg. 19, 1; 20, 31). Solche Zeiten und Erfahrungen verbinden sehr untereinander. Nun galt es, für immer Abschied zu nehmen (Apg. 20, 38).

Dass unter solchen Umständen, wo die Herzen so verbunden waren und keine Aussicht auf ein Wiedersehen vorhanden war, die Trennung ein "Sichlosreißen" war, verstehen wir gut. Auf solche Trennungen muss sich jedes Gotteskind gefasst machen. Niemand braucht sich dabei des Schmerzes zu schämen, der hier auch bei den führenden Männern der ersten Christenheit zu sehen ist (Johannes 11, 33 - 35; 1. Samuel 30, 3 - 5; 2. Könige 8, 11 - 13).