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Predigten zu Apostelgeschichte 21,14

"Als er sich aber nicht überreden ließ, schwiegen wir und sprachen: Der Wille des Herrn geschehe!"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Die Brüder in Cäsarea fügen sich in den Entschluss von Paulus.

Das Wort: "Wir schwiegen und sprachen" klingt wie ein Widerspruch. Wer schweigt, spricht nicht, und wer spricht, schweigt nicht. Aber dieser Widerspruch ist nur scheinbar. "Wir schwiegen" heißt: Wir hörten auf, noch weiter in Paulus zu dringen. Unser Bemühen, ihn von der Reise nach Jerusalem zurückzuhalten, nahm ein Ende. Unser Bitten verstummte.

Wie ungeistlich wäre es gewesen, wenn jene Christen nicht aufgehört hätten, Paulus von der Unrichtigkeit seines Entschlusses überzeugen zu wollen, wenn sie immer aufs neue versucht hätten, ihn zum Bleiben zu bewegen. Ihr Schweigen lässt ihre gebeugte Herzensstellung erkennen. Sie wollen nicht um jeden Preis ihren Willen durchsetzen und das letzte Wort behalten.

Sehen wir zu, dass jene Brüder in Cäsarea uns nicht beschämen, wenn wir einmal auf eigene Wünsche und Meinungen verzichten müssen. (2. Samuel 15, 25 - 26; 1. Mose 21, 11 - 14).


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Ein dreifaches Einigungsband aller gläubigen Christen

In unserem Kapitel kommen wiederholt Meinungsverschiedenheiten vor. In Tyrus und Cäsarea wünschen die Gläubigen einen anderen Reiseplan für Paulus als er (Kap. 11, 4 bis Kap. 12). Am stärksten tritt die Meinungsverschiedenheit in Jerusalem bei der Frage der Beibehaltung oder Abschaffung des Gesetzes hervor. Dennoch sehen wir die Christen an allen diesen Orten in herzlicher innerer Verbundenheit. Woran liegt das? Was verbindet sie trotz ihrer Verschiedenheit? Ein dreifaches Einigungsband lässt sich hier erkennen.

1. Ein Ort, an dem alle zusammenkommen. Apostelgeschichte 21, 5.

Welches ist dieser Ort? Ist es ein Platz innerhalb oder außerhalb des Tempels? Nein, darüber könnten die Meinungen schon auseinandergehen. Aber sowohl in Tyrus wie an anderen Orten gehen die Christen vereinigt zum Gnadenthron. Sie beten zusammen.

Dies ist der einzige Ort, wo auch heute noch alle wahren Christen zusammenkommen. Nicht ein irdischer Platz wird sie alle vereinigen, wohl aber der Umgang mit Gott. Trotz aller Unterschiede sind alle Christen darin eins, dass sie ohne Gebet nicht leben können. Sie gehören zu einer großen unsichtbaren Vereinigung, die täglich am Thron Gottes zusammenkommt. Weder Jerusalem noch Garizim vereint sie, sondern die Anbetung im Geist und in der Wahrheit (Johannes 4, 20 - 24).

So lasst uns denn bei aller Anerkennung, die diesem und jenem von Gott gesegneten Ort zukommt, doch den Platz vor allem rühmen, an dem alle Christen zusammenkommen und über jeden uns freuen, der an diesem Ort seine Heimat hat (Psalm 100).

2. Ein Wille, dem alle sich unterwerfen. Apostelgeschichte 21, 14.

Als die Brüder in Cäsarea das Ziel ihrer Bitten nicht erreicht hatten, als sie trotz ihrer Tränen die feste Entschlossenheit des Paulus sahen, der doch nach Jerusalem reisen wollte, wandten sie sich nicht etwa unwillig von ihm ab. Ihre Liebe gegen ihn kühlte nicht ab. Sie tadelten ihn nicht, als sei er ein starrköpfiger, eigensinniger Mensch. Sie sagten auch nicht, er solle seinen Willen haben, sondern sprachen still: "Des Herrn Wille geschehe." Sie sahen also in der Festigkeit des Paulus eine von Gott gewirkte Tatsache, gegen die sie sich nicht weiterhin auflehnen durften. Sie zogen ihre eigenen Bitten und Wünsche zurück vor dem hier offenbar werdenden Willen des Herrn. Ob sie alle ohne Ausnahme jetzt schon die Richtigkeit dieses Reiseentschlusses erkannten, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls merkten sie, dass nichts zu ändern war und nahmen dies aus Gottes Hand an. Gegen Pauli Willen und Ansicht wagten sie wohl eine Zeitlang zu widerstreben. Gegen Gottes Willen wollte sich nicht ein einziger von ihnen erheben.

So ist es auch heute. Die Wünsche und Meinungen in allerlei Fragen laufen auch bei Gotteskindern oft sehr auseinander. Aber jeder, der ein wahrer Jünger Jesu ist, nimmt die Stellung ein, dass er sich unbedingt Gottes Willen unterwerfen will. Er möchte nicht (soweit er es erkennt), dass sein eigener, sondern des Herrn Wille geschehe. So bleiben sie verbunden (Matthäus 6, 10; 1. Petrus 5, 6; 1. Johannes 2, 17 b).

3. Eine Ehre, die alle suchen. Apostelgeschichte 21, 19.20 a.

In der Besprechung über die Beibehaltung des Gesetzes war die Gefahr eines Zwiespaltes am größten. Hier drohte ein Riss unter den Gläubigen zu entstehen. Bevor aber die Verhandlungen über diese Frage im Haus von Jakobus begannen, sehen wir, wie alle sich in einem höheren Einheitspunkt zusammenfanden, sowohl die, welche die Beibehaltung des Gesetzes wünschten, wie auch die andern. Paulus erzählte seine Missionsreisen in der Welt, dass er Gott allein die Ehre gab (Vers 19). Die andern stimmten mit ihm ein in das Lob Gottes ("Sie lobten den Herrn").

Hier sehen wir ein herrliches Einheitsband aller, die unter der Zucht des Geistes stehen. Sie haben das Eine Verlangen, dass Gottes Ehre, und nicht ihre eigene, erhöht werde. Das Suchen der eigenen Ehre reißt auseinander und richtet Zank an. Es bleibt bei Salomos Wort: "Unter den Stolzen ist immer Hader" (Sprüche 13, 10). Aber das Suchen der Ehre Gottes verbindet. Lasst uns bei uns und bei den andern dies dreifache Einigungsband pflegen und zu stärken suchen (Epheser 4, 3; Römer 15, 5. 6; Philipper 2, 1. 2)!


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Gegen sich selbst bitten

»Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.« Jetzt merkst du, dass Gott uns in diesem Gebet befiehlt, gegen uns selbst zu bitten. Er sagt uns damit, wir hätten keinen größeren Feind als uns selbst. Denn unser Wille ist das Größte in uns, und dagegen müssen wir bitten: »O Vater, lass mich nicht so tief fallen, dass mein Wille geschehen soll. Brich meinen Willen, wehre meinem Willen, dass es bei mir nicht nach meinem, sondern nach Deinem Willen gehe. Denn also ist es im Himmel, da gibt es keinen Eigenwillen – möge es auch auf Erden so sein!« Solch ein Gebet, wenn es eintrifft, tut der alten Natur sehr weh. Unser Eigenwille ist das tiefste und größte Übel in uns, und nichts ist uns lieber als der eigene Wille. Darum wird mit dieser Bitte nichts anderes erbeten als Kreuz, Verfolgung, Widerstand und Leiden und alles, was dazu dienen muss, um unseren Willen zunichtezumachen. Wenn daher eigenwillige Menschen dies alles gut bedacht haben, wie sie hier gegen ihren eigenen Willen beten, dann werden sie dies Gebet nicht mehr so schön finden, sondern davor erschrecken.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Wir schwiegen und sprachen: Des Herrn Wille geschehe!"

Schweigen können in Zeiten der Trübsal, ist ein Zeichen der Kraft. Es gibt allerdings ein äußerliches Schweigen, bei dem es im Innern des Menschen tobt in lauter Empörung. Das ist hier nicht gemeint. Die Jünger, von denen unser Text spricht, hatten lange gesucht, ihren geliebten Lehrer Paulus von der gefahrdrohenden Reise nach Jerusalem abzuhalten. Da sie aber merkten, dass sein Entschluss auf höheren Befehl gefasst war, schwiegen sie. Wahrlich, solches Schweigen ist Gold. Lernen wir von diesen Christen in Cäsarea! Lernen wir, im Schmerz stille sein. Vermeiden wir unnötiges Erzählen und Klagen. Aber das Schweigen der Jünger ging über in das heilige, gesegnete Wort: des Herrn Wille geschehe! Gottes Willen annehmen, ist der Weg zur Ruhe. Scheint uns eine Stellung und Aufgabe unangenehm und demütigend, ist sie uns aber von Gott verordnet, so können wir nichts Besseres und Weiseres tun, als sie voll und ganz als von ihm kommend annehmen. Dann ist uns mit einem Mal geholfen. Was schwer und unmöglich schien, wird leicht und lieblich. Und dem brennendsten Schmerz ist alle Bitterkeit genommen, wenn wir, ob auch mit Tränen, von Herzensgrund sprechen: Des Herrn Wille geschehe! Auch auf rauhen, dunklen Wegen Find ich Freude, Fried' und Segen; Deiner Führung folg ich still, Wie Du willst, nicht wie ich will.