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Predigten zu Apostelgeschichte 21,24

"Diese nimm zu dir und reinige dich mit ihnen und trage die Kosten für sie, damit sie das Haupt scheren lassen; und alle werden erkennen, dass nichts an dem ist, was ihnen über dich berichtet worden, sondern dass du selbst auch in der Beobachtung des Gesetzes wandelst."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Worauf Paulus um des Friedens willen verzichten konnte.

Es hat dann und wann Menschen gegeben, die dem Apostel wegen seines Eingehens auf den Vorschlag der Brüder einen Vorwurf machten, als sei er in seiner Nachgiebigkeit zu weit gegangen. Wir müssen aber bedenken, dass Paulus jederzeit denen, die unter dem Gesetz waren, sein wollte als "einer unter dem Gesetz" (1. Korinther 9, 21). Mehr hat er auch hier nicht getan.

Jeder wusste, dass Paulus in keiner Weise auf derartige Gesetzesbeobachtung sein Vertrauen setzte oder sie auch nur im Geringsten für nötig erachtete. Aber aus Liebe konnte er sich einer solchen Gesetzesbeobachtung freiwillig unterziehen, um denen entgegenzukommen, die nun einmal auf solche Dinge Gewicht legten. Eine Verleugnung der Wahrheit des Evangeliums können wir in des Apostels Handlungsweise nicht erblicken, wohl aber einen Beweis, dass er auf vieles verzichten konnte um des Friedens willen. Vor allen Dingen auf dreierlei.

1. Er verzichtet um des Friedens willen auf eine Geldsumme.

Zunächst war mit dem Vorschlag der Brüder für Paulus eine Geldausgabe verbunden ("Wage die Kosten an sie"). Wenn jemand sich an solchem Nasiräatsgelübde beteiligt, so hatte er die Kosten der damit verbundenen Opfer mitzutragen. Menge übersetzt: "Wir haben vier Männer, die ein Gelübde (Nasiräatsgelübde) zu erfüllen haben. Diesen schließe dich an. Lass dich mit ihnen weihen und bezahle auch für sie die Kosten".

Hier würde mancher an Pauli Stelle gesagt haben: Ich habe meinen geringen Besitz durch saure Arbeit als Teppichmacher verdient; es ist unbillig, von mir zu verlangen, dass ich einen Teil desselben für einen solchen Zweck ausgebe. Zu einer äußeren Gesetzeserfüllung wäre ich wohl bereit, aber nicht zur Bezahlung der damit verbundenen Kosten. So sprach Paulus nicht. Wegen der mit diesem Vorschlag für ihn verbundenen Unkosten verlor er kein einziges Wort. Ohne weiteres war er willig, von seinem Besitz so viel herzugeben, wie nötig war.

Lasst auch uns niemals an diesem Punkt einen Friedensvorschlag scheitern lassen! Lasst uns jederzeit bereit sein, um des Friedens willen ein Geldopfer zu bringen, auch wenn wir unseren Besitz lieber zu anderen Zwecken verwenden würden (1. Mose 13, 7 - 18).

2. Er verzichtet um des Friedens willen auf Zeit.

Die Erfüllung eines derartigen Gelübdes mit den damit verbundenen Opfern im Tempel nahm mehrere Tage in Anspruch. ("Er ließ sich sehen die Tage"). Nun wissen wir, wie vielbeschäftigt der Apostel gewesen ist und können nicht daran zweifeln, dass es für ihn in den Tagen seines Aufenthalts in Jerusalem allerlei zu tun gab. Dennoch nahm er sich die Zeit, "in den Tempel zu gehen und sich sehen zu lassen, wie er aushielte die Tage". Ein anderer hätte vielleicht gesagt: Ich habe wahrlich genug anderes zu tun, als mich hier im Tempel mehrere Tage sehen zu lassen, wie ich mich dem Gelübde unterziehe, das doch meiner Seligkeit nicht helfen kann. Meine Zeit ist viel zu kostbar. Aber um des Friedens willen konnte Paulus auch von seiner kostbaren Zeit eine Anzahl von Tagen opfern.

Lasst uns doch auch jederzeit bereit sein, wo es erforderlich und am Platz ist, um der inneren Verbindung mit anderen willen ein Opfer an Zeit zu bringen! Wenn Paulus seine besonders wertvolle Zeit um solches Zweckes willen hergab, wieviel mehr sollten wir dies tun (1. Mose 26, 26 - 31).

3. Er verzichtet um des Friedens willen auf Bequemlichkeit.

Das Aufsichnehmen des Gelübdes bedeutete für Paulus auch für einige Tage eine Freiheitsbeschränkung. Er konnte in den betreffenden Tagen nicht dahin und dorthin gehen, wie er wollte, sondern war für die gesetzlich festgelegte Zeit gebunden, im Tempel zu bleiben. Auch dieses Opfer brachte Paulus, ohne ein Wort des Widerspruchs dagegen zu sagen. Sein Geld, seine Zeit, seine Freiheit und Bequemlichkeit opferte er ohne weiteres sofort um des Friedens willen.

Lasst uns doch auch jederzeit bereit sein, um dieses Zwecks willen Opfer zu bringen, je nachdem es die Verhältnisse bei uns nötig erscheinen lassen! Lasst uns an nichts festhalten, was Paulus um der Liebe willen zu den Brüdern und um der Einigkeit willen der Gemeinde Jesu gerne fahren ließ! (Markus 9, 50 b; Römer 12, 16 - 18; 15, 5; 2. Timotheus 2, 22).