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Predigten zu Apostelgeschichte 21,32

"der nahm sofort Kriegsknechte und Hauptleute mit und lief zu ihnen hinab. Als sie aber den Obersten und die Kriegsknechte sahen, hörten sie auf, den Paulus zu schlagen."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Die Grenzen der obrigkeitlichen Hilfe.

Bei aller Anerkennung dessen, was die Obrigkeit in diesem Volkstumult getan hat, sehen wir doch gerade hier die Grenzen ihrer Macht und Hilfe.

1. Der Kommandant konnte trotz seines guten Willens kein richtiges Urteil über Paulus gewinnen. Seine Vermutung, dass Paulus ein gefährlicher Staatsverbrecher sei (Vers 38), war völlig verkehrt. Die beste Obrigkeit kann sich täuschen. Sie vermag die Herzen nicht zu ergründen und die Menschen nicht zu durchschauen.

2. Der Hauptmann konnte wohl dem Ausbruch des Hasses gegen Paulus einen Damm setzen und gegen die Volksbewegung eine Schranke aufrichten. Aber er konnte die Ursache der Volkserregung nicht beseitigen. Er stand mit seinen militärischen Streitkräften dem Feuer des Hasses machtlos gegenüber. Deshalb konnte er auch der ganzen Bewegung nicht Herr werden. Immer wieder brach sie durch (Vers 36; Kap. 22, 22. 23). Er konnte auf die Herzen der Menge keinen Einfluss ausüben und die Gesinnung nicht ändern. Dies ist Sache einer höheren Macht, nicht einer menschlichen.

3. Obwohl der Hauptmann ohne jede Voreingenommenheit ganz unparteiisch einzugreifen suchte, so gelang es ihm doch nicht, jedermann sein Recht zu verschaffen (2. Samuel 8, 15). Die wahre Gerechtigkeit hätte erfordert, dass die, welche Paulus widerrechtlich geschlagen hatten, mit entsprechenden Strafen belegt worden wären, der Apostel aber sofort auf freien Fuß gesetzt und mit einem Schmerzensgeld für die unschuldig erlittene Misshandlung entschädigt wäre. Das geschah aber nicht.

Lasst uns von der Obrigkeit nie mehr Hilfe erwarten, als sie nach ihrer Erkenntnis und Macht zu bringen vermag! Völlige Hilfe und ganzes Recht suchen wir bei dem, von dem geschrieben steht: "Der Herr schafft Gerechtigkeit und Gericht allen, die Unrecht leiden" (Psalm 103, 6; vergleiche Psalm 146, 7 a) und "Bei dem Herrn findet man Hilfe" (Psalm 3, 9 a). Es wäre verkehrt, wegen dieser Mängel und Unvollkommenheiten der obrigkeitlichen Hilfe diese zu verachten oder sie gar bei anderen verächtlich zu machen.