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Predigten zu Apostelgeschichte 21,31

"Während sie ihn aber zu töten suchten, kam an den Obersten der Schar die Anzeige, dass ganz Jerusalem in Aufregung sei;"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Das Eingreifen des Kommandanten der römischen Besatzung in Jerusalem.

Unser Text schildert uns das Eingreifen der Obrigkeit in die gegen Paulus gerichtete Volksunruhe. Der Kommandant der Besatzung, ein höherer, römischer Offizier, kam herbei, um Ruhe und Ordnung zu schaffen. Lasst uns sehen, wann, wie und mit welchem Erfolg er eingriff.

1. Wann der Kommandant der Besatzung eingriff.

Sobald er von dem Volkstumult Kunde bekam, zögerte er keinen Augenblick ("von Stund an nahm er Kriegsknechte"). Nicht langsam und gemächlich, sondern eilenden Laufes begab er sich zum Schauplatz der Unruhe ("Er lief unter sie"). Dieses sofortige Hinzueilen lässt uns den Hauptmann als einen tatkräftigen und diensteifrigen Beamten erkennen, der seine Pflicht bei öffentlichen Unruhen genau kannte und zu erfüllen suchte. Lasst uns zusehen, dass wir in der Erfüllung unserer äußeren Berufspflichten nicht hinter diesem Hauptmann zurückstehen! (Daniel 6, 5 [4]; 4. Mose 12, 7).

2. Wie der Kommandant eingriff.

Am Schauplatz des Tumults angekommen, nahm der Kommandant Paulus in seine Gewalt, ließ ihn fesseln und erkundigte sich nach seiner Persönlichkeit und nach seinem Vergehen. Dass er Paulus als einen Verbrecher ansah und entsprechend behandelte, dürfen wir ihm bei seiner völligen Unkenntnis nicht verargen. Er musste aus der Wut des Volkes schließen, dass Paulus ein für das Gemeinwohl gefährlicher Mensch sei. Deshalb sorgte er, dass er sofort unschädlich gemacht wurde.

Mit dieser Schnelligkeit des Handelns, die in solchen Fällen durchaus am Platze ist, verband der Hauptmann Gerechtigkeit, indem er sich in ganz unparteiischer Weise bemühte, ein richtiges Urteil über Paulus zu bekommen. Er "fragte, wer er wäre, und was er getan hätte". Er war also zugänglich für sachliche Belehrung. Mehr darf ein Volk von einem heidnischen Staatsbeamten zunächst nicht verlangen. Von seinem Standpunkt aus handelte er so, wie es seine Pflicht war.

Wohl dem Volk, das eine solche Obrigkeit hat, die tatkräftig, mutig und gerecht eingreift, wo die öffentliche Sicherheit gefährdet ist! Lasst uns bitten, dass die Obrigkeit unseres Landes nicht hinter diesem Kommandanten der römischen Besatzung in Jerusalem zurückbleibe.

3. Mit welchem Erfolg der Kommandant eingriff.

Das Eingreifen des Beamten war nicht umsonst. Zunächst wurde Paulus der Gewalt der wütenden Volksmasse entrissen, die ihn töten wollte (Vers 31). Durch das Dazwischentreten des Kommandanten wurde - menschlich gesprochen - das Leben des Apostels gerettet. Der Mann, der von religiösen Fragen keinerlei Kenntnis besass, handelte hier gerechter und edler gegen Paulus als die Beamten des Tempels. Wir sollten dem Herrn dankbar sein für alles, was wir noch an der Obrigkeit haben. Es gibt keinen schlimmeren Rechtszustand in einem Lande als den, bei welchem in Erregung versetzte Volksmassen eigenmächtig die Rechtsgewalt in die Hand nehmen. Es ist leicht, die Obrigkeit zu tadeln und auf ihre Schwächen hinzuweisen. Aber es ist christlich, für sie zu beten und für ihren Schutz dankbar zu sein. (Römer 13, 1 - 7; Titus 3, 1. 2; 1. Petrus 2, 13).