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Predigten zu Apostelgeschichte 28,15

"Und von dort kamen die Brüder, als sie von uns gehört hatten, uns bis Appii-Forum und Tres-Tabernä entgegen; und als Paulus sie sah, dankte er Gott und faßte Mut."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Tretabern.

Es gibt Erquickungsstationen auf dem Lebensweg der Gotteskinder. Eine besonders liebliche Station dieser Art war im Leben von Paulus Tretabern. Dorthin kamen ihm, dem Gefangenen, die Brüder aus Rom entgegen. Dreierlei macht die Ankunft dieser Brüder in Tretabern besonders lieblich.

1. Ihre Willigkeit.

Wenn ein hoher Fürst irgendwo ankommt, so werden wichtige Persönlichkeiten oft "zum Empfang an den Bahnhof befohlen". Hier war niemand durch menschliche Anordnung genötigt. Ein göttlicher Liebestrieb bewegte die Herzen der Brüder in Rom, dem treuen Zeugen die vielen Stunden entgegenzugehen. Es war wie einst bei dem neuerwählten König Saul. Nicht kommandierte Soldaten geleiteten ihn heim, sondern solche, "deren Herz Gott rührte" (1. Samuel 10, 26). Dem Apostel Paulus kamen Leute entgegen, die Gott bewogen hatte, ihn zu begrüssen.

Solche von Gott gewirkten Begegnungen sind lieblicher als nur von Menschen angeordnete.

2. Alle Brüder aus Rom

beteiligten sich an diesem Entgegenkommen. Der Text spricht nicht nur von vereinzelten Brüdern, sondern sagt: "Da die Brüder von uns hörten, gingen sie aus, uns entgegen".

Wir wissen ja, dass es in der damaligen Christenheit mancherlei Meinungsverschiedenheiten gab. Zum Beispiel waren einige sehr für Beschneidung und Gesetz, andere nicht. Nun war es bei diesem Empfang in Tretabern nicht etwa so, dass nur die Brüder einer bestimmten Richtung, etwa die Gegner der Beschneidung, sich hier einfanden, sondern alle, die wirklich Brüder in Christo waren. Bei solcher Gelegenheit fielen die kleinlichen Unterschiede in Lehrfragen und dergleichen weg. Es galt jetzt, dem bekannten Werkzeug Gottes eine Liebe zu beweisen. Darin waren alle ohne Ausnahme einig und kamen ihm gemeinsam entgegen.

3. Die köstliche Wirkung.

Paulus "dankte Gott und gewann eine Zuversicht" Die Worte lassen uns etwas davon fühlen, wie tief die innere Erquickung bei Paulus gewesen sein muss. Er, der von Troas nach Assos gern allein zu Fuß ging, war hier, wo er lange Zeit mit vielen Weltmenschen hatte zusammen sein müssen, für brüderliche Erquickung zweifach dankbar. Welch ein Segen und eine Erquickung ist doch Gemeinschaft mit wahren Gliedern Jesu! Solche Freuden kennt die Welt nicht. Wer sie erfahren will, muss dem sich anschließen, der wahre innere Verbindung zwischen Menschen durch Gottes Geist herstellen kann. Dann bekommt er "Tretabern-Freuden" hinieden.

Vollkommene Freude wird der erleben, dem einst bei seiner Ankunft im neuen Jerusalem himmlische Gestalten entgegenkommen.