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Predigten zu Apostelgeschichte 8,39

"Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus; und der Kämmerer sah ihn nicht mehr, denn er zog seinen Weg mit Freuden."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Da sie aber heraufstiegen aus dem Wasser, rückte der Geist des Herrn den Philippus hinweg."

Es ist etwas Schmerzliches um die Trennung von Personen, die uns zum Segen geworden sind. Unser Text gibt uns für solche Fälle manchen Trost. Er zeigt, wann die Trennung erfolgt: Nach der Taufe, nach Vollendung des Dienstes, den Philippus nach Gottes Willen tun sollte. Gott lässt die Menschen, die uns als seine Werkzeuge lieb und wert sind, so lange bei uns, bis seine Gnadenabsichten durch sie vollendet sind. Dann erst, nicht eher, nimmt er sie von uns hinweg. Die Trennung wurde herbeigeführt durch "den Geist des Herrn." Was dieser Ausdruck besagen will, ist nicht leicht zu erklären. Gewiss ist nur, dass nicht menschliche Willkür das eben geknüpfte Band zerriss, sondern dass es der Herr selbst war, der die Trennung herbeiführte. Wenn wir des Herrn Hand erkennen, werden wir vor manchen Klagen bewahrt, die in der Welt bei Trennungen laut werden. - Und die Folge der Trennung? "Der Kämmerer sah ihn nicht mehr." Gewiss hatten seine Augen voll Ehrfurcht auf Philippus geruht. Wie gern hätte er ihn mitgenommen in seine Heimat, damit er ihn da weiter unterwies und auch seinen Stammesgenossen das Wort Gottes sagte. Aber - Gottes Gedanken sind höher und besser als Menschengedanken! Der Evangelist Amstein erzählte einmal, unter seinen Obstbäumen sei ein "Hängebäumchen'' gewesen, das trotz aller Pflege nicht recht habe wachsen wollen. Ein Fachmann habe ihm dann den Grund gezeigt. Das Bäumchen war beim Einpflanzen zu fest an den stützenden Pfahl gebunden. Als die lockere Erde um den Baum sich nach und nach senkte, konnte das Bäumchen nicht mitsinken. Die Wurzeln schwebten über dem Nährboden. Der Kämmerer sollte erleben, was Paulus 2. Kor. 1, 21 sagt: "Gott ist es, der uns befestigt in Christus" (hinein).


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Er aber zog seine Straße fröhlich."

Erdachte Geschichten schließen meist damit ab, dass alles noch gut wird. Solcher Wohlklang befriedigt oft den Wahrheitssinn durchaus nicht. Wenn aber Gott eine Begebenheit mit einem fröhlichen Schluss endigen lässt, dann ist das herzerquickend. So ist es auch bei der Geschichte des Kämmerers: "Er zog seine Straße fröhlich!" Man könnte erwarten, dass die Hinwegnahme des Philippus den Kämmerer betrübt hätte. Das Gegenteil wird berichtet. Worüber konnte er sich denn freuen? Er hatte gefunden, was sein innerstes Herz längst gesucht hatte: Frieden mit Gott. Er zog heim als begnadigter Sünder. Über dem Anblick des leidenden, um unserer Sünde willen verwundeten Gottesknechtes war ihm die ganze Schwere seiner Schuld aufgegangen. Und dann hatte er den gefunden, von dem es heißt: "Durch seine Wunden sind wir geheilt." Wie lange Jahre hatte er hin und her gesucht nach etwas, das die innere Lehre und Öde hätte wegnehmen können. Nun war ihm das Geheimnis enthüllt. Es war das nicht ein "Etwas", sondern ein "Jemand", Jesus Christus, der Sohn Gottes, der Auferstandene und Lebendige, der bei den Seinen ist alle Tage - allgegenwärtig wie Gott. Die Gemeinschaft mit diesem Herrn war nun seine Kraft- und Freudenquelle. Die Unterredung mit Philippus hatte aufgehört. Das tägliche, stündliche Herzensgespräch mit Christus aber konnte ungehemmt weitergehen. Die Bibel, in der er bisher schon eifrig gelesen, die ihm wie ein verschlossener Garten gewesen war, lag jetzt weit geöffnet vor ihm. Er hatte Zugang zu den Geheimnissen der Gotteswelt. Klar lag auch das Ziel seiner Lebensreise vor ihm. Wie der Weg zu seinem irdischen Vaterland gebahnt war, so auch der Weg zu der oberen Heimat. Er hatte den gefunden, der von sich sagt: "Ich bin der Weg." Der würde ihn auch an das Ziel seiner Wallfahrt bringen. Und dabei sollte der Mann nicht fröhlich sein?