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Predigten zu Apostelgeschichte 9,19

"Und nachdem er Speise genommen hatte, wurde er gestärkt. Er war aber etliche Tage bei den Jüngern, die in Damaskus waren."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Drei Kennzeichen einer wahren Bekehrung

"Der Herr sprach zu ihm: Stehe auf und gehe hin in die Gasse, die da heißt die gerade, und frage in dem Haus des Judas nach einem namens Saul von Tarsus; denn siehe, er betet."

Wenn wir den neubekehrten Saulus in Damaskus beobachten, so treten uns drei Merkmale einer echten Sinnesänderung entgegen.

1. Eine neue Lieblingsbeschäftigung

Gott beschreibt dem Ananias die Tätigkeit des früher so gefürchteten Saulus mit dem kurzen Wort: "Siehe, er betet." Dieser Ausdruck lässt uns einen tiefen Blick in die ganz neue Bahn dieses Mannes tun. Gewiss hat Saulus auch früher schon in seinem pharisäischen Stand gebetet. In allen Stücken wollte er ja immer pflichtgetreu sein. Aber was für Gebete werden es gewesen sein? Es ist wohl möglich, dass er manchmal um baldige, gründliche Ausrottung der Christen zu Gott gebetet hat. Aber in jener Zeit war das Gebet nicht das eigentliche, besondere Merkmal und Kennzeichen seines ganzen Lebens. Das ist es erst in Damaskus geworden. Hier trat das Gebet so in den Vordergrund seines ganzen Lebens, dass Gott selbst sein wesentlichstes Verhalten in die zwei Worte zusammenfasst: "Er betet." Man merkt, dass ihm nun erst der Umgang mit Gott die erste, liebste und wichtigste Beschäftigung geworden ist. Dass auch von uns das Wort gelten möchte: "Er betet" , dass das Gebet den ersten Platz in unserem Leben bekomme, so dass wir wie Daniel lieber das Leben preisgeben möchten als den Umgang mit Gott (Dan. 6)! Wahre Bekehrung macht uns das Gebet zur liebsten Beschäftigung unseres Lebens.

2. Eine neue Lieblingsgesellschaft

Als Saulus durch Ananias zum äußeren und inneren Licht geführt war, da "war er bei den Jüngern zu Damaskus" (V. 19). Die Leute, die er vorher nicht ausstehen konnte, die nach seiner Meinung lauter sektiererische und verkehrte Menschen waren, die bildeten nun auf einmal seine liebste Gemeinschaft. Diese suchte er jetzt auf, mit ihnen fühlte er sich verbunden. Früher fühlte er sich besonders wohl in dem Kollegium des Hohen Rates. Aber jetzt passte er auf einmal nicht mehr in diese Gesellschaft hinein. Jetzt zog es ihn innerlich hin zu der verachteten Schar, die mit ihm denselben teuren Glauben überkommen hatte. Eine einzige Stunde in diesem Kreis brachte ihm mehr Segen und Erquickung als alle früheren Ratsversammlungen zusammen. Wohin zieht es uns? An unserer Lieblingsgesellschaft kann man unsern Herzenszustand erkennen. Wohl dem, der sich daheim fühlt bei den mit Gott verbundenen Seelen, bei den Jüngern des Heilandes!

3. Ein neues Lieblingsthema

Als Paulus ein neuer Mensch geworden war, da hatte er auch eine neue Zunge. Früher wird man ihn oft klagen gehört haben: "Wie verkehrt sind doch diese Leute, die sich zur Anbetung Jesu versammeln! Sie kommen ja ganz von unserer väterlichen Religion ab." Jetzt hatte er nicht mehr zu beklagen und zu bekämpfen, sondern zu rühmen und zu bezeugen: "Alsbald predigte er Christus in den Schulen, dass derselbe Gottes Sohn sei" (V. 20). Den Heiland verkündigen, das ist sein Lieblingsthema geblieben, solange seine Zunge noch lallen konnte. Früher mochte er seine eigenen Tugenden rühmen können. Jetzt liebt er Christus. Von ihm war sein Herz so voll, dass sein Mund auch von ihm überfloss. - Wovon fließen unsere Lippen über? Der Geizige redet am liebsten vom Gewinn, der Lüstling von seiner Lust, der Hochmütige von seiner Ehre; aber der wahre Christ hat kein Thema so lieb wie das von seinem Heiland. Gott wolle auch unser aller Herz so erneuern, dass Lieblingsbeschäftigung, Lieblingsgesellschaft und Lieblingsunterhaltung des Paulus zur unsrigen wird!


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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III. Mit welchem Erfolg stellte Ananias den Saulus vor die Entscheidung?

Unser Text nennt drei Tatsachen: 1. die Taufe des Saulus, 2. seine erste Mahlzeit, die er als Christ einnahm, 3. seinen Anschluss an die Christengemeinde zu Damaskus. Jede derselben soll uns beschäftigen.

1. Die Taufe des Saulus.

Eingehend auf das Wort des Ananias (Kap. 22, 16) unterzog sich Saulus der Taufe. Was bedeutete dieselbe?

1. Von seiten des Saulus bedeutete sie ein mutiges Bekenntnis. Er erklärte mit derselben öffentlich, dass er Jesus angehören wolle und sich seiner Zugehörigkeit zu ihm nicht schäme. Das war für den Pharisäer und bisherigen Gegner Jesu ein mutiger Schritt. (1. Timotheus 6, 12 b ; Johannes 6, 68). Dasselbe mutige Bekenntnis ist auch bei uns nötig. Wenn wir auch im zarten Kindesalter das Zeichen des Bundes empfangen haben, so gilt es, dass wir mit vollem Bewusstsein sagen lernen: "Sollt ich dem nicht angehören, der sein Leben für mich gab? Sollt ich dem nicht Treue schwören, Treue bis in Tod und Grab? "

2. Von seiten des Ananias und der durch ihn vertretenen Christengemeinde bedeutete die Vornahme der Taufhandlung die Aufnahme des bisherigen Feindes und Verfolgers in ihren Bruderkreis. Man bestimmte ihm nicht erst eine Probe- und Bewährungsfrist, sondern erkannte ihn als zu sich gehörig an.

Mag in anderen Fällen eine solche Frist angebracht sein: Hier wäre im Blick auf die klare Weisung des Herrn ein Bedenken und Warten nicht richtig gewesen.

So wollen auch wir gern alle diejenigen, die der Herr in seiner Gnade aus ihren Irrweg heraus zum Glauben an Jesus geführt hat, als Brüder anerkennen, auch wenn ihre Vergangenheit dunkel und befleckt sein sollte.

Weil die Taufe nach der Schrift das Zeichen des Bundes mit Gott ist (1. Petrus 3, 21), so bedeutete diese Taufe des Saulus

3. von Gottes Seite eine Zusicherung all der Güter und Gaben, welche die Bundesstellung mit sich bringt. Wer will die Gaben aufzählen, die der Herr in seinem unendlichen Erbarmen in diesem schlichten Zeichen des Bundes darbietet? Im Alten Bund wurden zuerst die Erwachsenen, dann auch die Kindlein mit einem Zeichen des Bundes versehen (Beschneidung; 1. Mose 17, 1 - 14). Jeder Israelit durfte sich dieses Bundeszeichens freuen und getrösten, weil ihm dadurch seine Bundesstellung mit Gott zugesichert war. So darf sich auch der gläubige Christ, der sich seinem Herrn und Heiland ganz übergibt, dessen getrösten, dass schon in der Taufe der Herr ihn gnädig anblickte und in seinen Bund aufnahm.

Wir dürften nie wagen, schon den kleinen Kindlein das Zeichen des Bundes in der Taufe zu geben, wenn wir nicht das klare Heilandswort hätten, das ihnen schon das Himmelreich zuspricht (Matthäus 19, 14).

Wehe uns aber, wenn wir diese Gabe der Taufe zu einem Ruhepolster machen, das eine gründliche Bekehrung überflüssig machen soll! Wer leichtfertig auf seiner Taufe ausruht und meint, dass durch sie schon seine Aufnahme in das Himmelreich gesichert sei, ist auf dem Irrweg. Wer aber (in Dankbarkeit für Gottes unaussprechliche Liebe, mit der er uns schon in der Taufe entgegenkam und als ihm zugehörig erklärte), von Herzen an ihn glaubt, der darf sich seines Bundes mit Gott in der Taufe getrösten, wie es auch Luther und so viele Gottesmänner taten.

Durch die Taufe auf den Namen Jesu wurde Saulus trotz all seiner Irrungen in den Bund des Herrn aufgenommen. In diesen Bund dürfen auch wir treten und darin bleiben.

2. Saulus nimmt Speise zu sich.

Der Text erwähnt es besonders, dass Paulus nach seiner Taufe wieder Speise zu sich nahm.

1. Achten wir zunächst darauf, wann Saulus diese erste Mahlzeit als Christ einnahm.. Erst nach der Taufe fand sie statt. Paulus ließ also alles, auch die Stillung seines Hungers, so lange anstehen, bis der durch Ananias ihm zuteil gewordene Auftrag des Herrn erfüllt war.

Das ist echt paulinisch. Zuerst kommt der Gehorsam gegen den Herrn, dann kommen die eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Lasst uns diese Reihenfolge nie umkehren!

2. Sodann erwähnt der Text den Zweck dieser Mahlzeit: "Er stärkte sich" (wörtliche Übersetzung: "Er kam wieder zu Kräften"). Wir haben uns nicht etwa ein üppiges Festmahl zur Feier seiner Taufe, sondern nur ein Geniessen von Nahrung zur Wiederaufrichtung seiner ohne Zweifel sehr gesunkenen Kräfte vorzustellen.

In Zeiten besonderen Mangels und Darbens dürfen wir uns durch diese Bemerkung des Textes daran erinnern lassen, dass die Speise diesem Zweck dient. Salomos Rat an die Fürsten gilt auch uns: "Zur rechten Zeit speisen zur Stärke und nicht zur Lust" (Prediger 10, 17).

3. Das Geniessen der Speise bedeutete die Beendigung der besonderen Fastenzeit des Saulus. Drei Tage und drei Nächte hatte er unter dem erschütternden Eindruck seines Erlebnisses nichts zu sich genommen. Nun, wo er Gnade, Friede und Vergebung hatte, wäre es unnatürlich gewesen, wenn er das Fasten, das zugleich ein Leidtragen war (Matthäus 9, 14. 15), fortgesetzt hätte. Jetzt glich er den Jüngern, von denen Jesus sagt: "Wie können die Hochzeitsleute (fasten und) leidtragen, solange der Bräutigam bei ihnen ist?" (Matthäus 9, 15). Dieser himmlische Bräutigam war nun auch bei ihm. Die vorige Mahlzeit hatte er noch als ein Feind der Christen eingenommen. Dieses Mahl genoss er als ein Freund und Bruder mit dem Frieden Gottes im Herzen.

Wohl allen, die solches Mahl halten, das ein Vorgeschmack ist des Freudenmahles in der neuen Welt! (Lukas 13, 29).

3. Saulus schließt sich den Jüngern in Damaskus an.

Es gibt eine gewisse Gruppe unter den gläubigen Christen, die besonders betont, dass ein Mensch, der zum Glauben gekommen sei, nun auch "seinen Platz einnehmen" müsse. Sie verstehen darunter den Anschluss an ihren besonderen Kreis.

Auch die Schrift lehrt uns, den rechten Platz einzunehmen, wenn wir gläubig wurden. Saulus ist ein Beispiel dafür. Sobald er zum Glauben gelangt war, "nahm er seinen Platz ein".

Nicht einer einzelnen Sondergruppe von Christen schloss er sich an, sondern der Gesamtheit derer, die es mit Jesu hielten und ihm folgten. " Er war bei den Jüngern ". Hier war der Platz für den neubekehrten Saulus. Wie er früher mit den Feinden der Christen verkehrte und in ihrem Umgang seinen Hass gegen die Christusnachfolger stärkte, so verweilte er jetzt bei denen, die er früher verwünschte. Im Umgang mit ihnen stärkte er sein neuentstandenes Glaubensleben.

Wo ein Mensch zum lebendigen Glauben gelangt, da zieht ihn die Liebe zu denen hin, die mit ihm den gleichen teuren Glauben empfangen haben (2. Petrus 1, 1). Die Jünger Jesu sind die liebste Gesellschaft aller derer, die vom Tod zum Leben hindurchgedrungen sind (1. Johannes 4, 7).

Fragt jemand, der zum Glauben gekommen ist, wo er sich jetzt anschließen solle, so antwortet ihm unser Text: da, wo Saulus jetzt seinen Platz einnahm, sei auch der deinige (Hebräer 10, 25).

4. Paulus verbindet Liebe zur Gemeinschaft der Gläubigen mit dem Missionssinn für die verlorene Welt.

Häufig macht man gläubigen Christen den Vorwurf, sie zögen sich zu sehr in ihre kleinen Erbauungsstunden zurück und bewiesen zu wenig Missionssinn.

Dieser Vorwurf mag in einigen Fällen berechtigt sein; in anderen Fällen entstammt er einer verschleierten Abneigung gegen die Gläubigen oder dem bedenklichen Wunsch, bei Nichtchristen Anklang und Anerkennung zu finden.

Der Vorwurf mag nun im einzelnen Falle berechtigt sein oder nicht; eines steht fest: Gegen Saulus durfte man diesen nicht machen. Er weilte am liebsten bei den gläubigen Christen (11, 9). Er ging aber auch hinein in die Synagoge, um dort seinen Heiland zu bekennen. Er verband also Liebe zur Gemeinschaft der Gläubigen mit eifrigem Missionssinn für die noch nicht Glaubenden. Lasst uns dies auch tun (Lukas 14, 23)!

(s.a. "Ananias stellt Saulus vor die Entscheidung" -> Apostelgeschichte 22, 16.)


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Das ist Wunder auf Wunder, dass dieser Wüterich so zu Boden geworfen ist, dass er einen heißen Bußkampf von drei Tagen durchgemacht, und dass er sein Gesicht nicht etwa durch eine Salbe, sondern durch Handauflegung wiederbekommt. Nun ist Saulus. froh und glücklich; er steht auf und lässt sich taufen. Wider Sünde, Not und beschuldigendes Gewissen ergriff er die Gnade, welche ihm angeboten wurde, vergaß seines eigenen Namens, dass er der Saulus sei, und wurde erfüllt mit dem Namen des dreieinigen Gottes. Er bleibt also nicht im Staube liegen, sondern er weiß es: die Sünde ist mir nicht im Wege, auch du Teufel und Gesetz nicht, wenn mein Gott mir gnädig ist; dann frage ich auch nicht, ob ich des Sakramentes wert bin oder nicht; das Blut Jesu Christi ist mir von zu hohem Wert, als dass ich nicht glauben sollte, dass in diesem Blute die völlige Reinigung aller meiner Sünden ist. Das Sakrament ist da für Leib und Seele, dass man froh gemacht werde, um zu singen: Jesus, meines Herzens Freude, und dass der Mut gehoben werde, wo er darnieder liegt. Und wo die Seele froh gemacht worden ist, da greift man auch gern nach der Speise, welche Gott gegeben. Es macht also das Sakrament Leib und Seele gesund. Darum lesen wir: Er ließ sich taufen, und dann: Er nahm Speise zu sich und stärkte sich.

ch, was hör ich? Gnade, Gnade,
Gnade schallet in mein Ohr;
und vom finstern Todespfade
hebt mich sanft dein Zug empor.
Gott spricht: Sünder, du sollst leben,
deine Schuld ist dir vergeben;
sei getrost, mein lieber Sohn,
komm zu meinem Gnadenthron!