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Predigten zu Apostelgeschichte 9,20

"Und alsbald predigte er in den Synagogen Jesum, dass dieser der Sohn Gottes ist."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Die erste Predigt von Saulus

1. Zeit und Ort der Predigt.

Lasst uns im Geist in den Andachtsraum der jüdischen Gemeinde zu Damaskus eintreten und den Worten eines jungen Zeugen lauschen, der dort redet! Saulus ist es, der soeben zur inneren Umkehr gelangt ist.

Nicht jedem möchte man raten, sofort nach seiner Bekehrung öffentliche Reden zu halten. Es gibt Schriftstellen, die davor warnen (Jakobus 3, 1). Der hier in Damaskus predigende Saulus hat selbst später davor gewarnt, einem Neuling eine hervorragende Stellung in der Gemeinde anzuvertrauen. Hochmut und Fall kann gar leicht die Folge sein (1. Timotheus 3, 6).

Scheint nicht Paulus diesem, seinem späteren Rat zu widersprechen, indem er gleich nach seiner Bekehrung schon öffentlich predigt?

Bei der Beantwortung dieser Frage müssen wir in Betracht ziehen, dass Saulus damals bereits eine Stellung in der jüdischen Kirche einnahm, die ihn zum öffentlichen Reden berechtigte. Er war ein Rabbi (studierter Lehrer). Das, was wir hier sehen, war kein hochmütiges Sich-vordrängen, sondern richtige Ausnutzung des ihm zukommenden Rechtes der öffentlichen Wortverkündigung in der Synagoge.

Saulus benutzte von Anfang an jede Gelegenheit, die ihm seine Herkunft und seine Stellung boten, um für Jesus ein Zeugnis abzulegen.

Auch wir wollen, wenn wir Gottes Barmherzigkeit erfahren haben, nie das Licht unter den Scheffel stellen, sondern in der Weise, wie es unserem Alter und unserer Stellung entspricht, unseren Meister verherrlichen, dem wir angehören (2. Timotheus 4, 2).

2. Der Inhalt seiner Predigt

war Christus - "dass derselbige Gottes Sohn sei". In diesem mutigen Bekenntnis lag ein sehr demütiges Eingeständnis des Predigers, dass er lange Zeit in großem Irrtum gelebt habe, als er die Christen verfolgte. Es lag auch in seinem Zeugnis in zarter Weise eine Anklage gegen das ganze jüdische Volk und seine Behörde, weil dieser Jesus von ihnen verworfen worden war. Endlich lag eine herzliche Einladung in seinen Worten, diesen Jesus doch anzuerkennen, an ihn zu glauben und sich ihm anzuschließen.

Der Inhalt dieser ersten uns bekannten Predigt ist in allen seinen späteren Verkündigungen derselbe geblieben (Kap. 9, 28; 17, 3; 1. Korinther 2, 2; Galater 6, 14). Er wusste nichts, als den zu rühmen, der ihn berufen hatte von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht (1. Petrus 2, 9 b).

Der Inhalt seiner Predigt sei auch der Gegenstand unserer Wortverkündigung.

3. Die Wirkung der ersten Predigt.

Wie gespannt sind oft junge Anfänger in der Wortverkündigung, zu hören, wie ihre erste Predigt oder Ansprache beurteilt wird! Wie freuen sie sich, wenn Worte der Anerkennung fallen! Saulus bekam nach seiner ersten Predigt keine Schmeicheleien zu hören. Die Damen der Synagoge sprechen ihm nicht ihren Dank und ihre Anerkennung aus. Wohl aber entstand Staunen und Entsetzen.

Es konnte nicht anders sein. Dem Saulus war ein Gerücht vorausgegangen. Die Christen wussten über ihn Bescheid (V. 13), die anderen auch, wie unser Text beweist. Nach diesem Gerücht musste man von ihm eine christusfeindliche Ansprache erwarten. Man musste vermuten, dass er über die Sekte der Nazarener kräftig schelten und vor derselben warnen würde. Stattdessen bekam man das Gegenteil zu hören. Er verkündigte Christus und empfahl die Annahme des Christentums. Welch ein Staunen musste da entstehen! Man verstand nicht, wie ein Christ in so kurzer Zeit aus einem wütenden Verfolger zu einem eifrigen und überzeugten Bekenner Jesu geworden war.

Ein begreifliches Staunen! Menschlicher Verstand reicht nicht aus, das Wunder der Gnade an einem bekehrten Menschen zu fassen. Ein wiedergeborener Mensch ist ein Rätsel für die, welche Gottes Geist noch nicht haben. Die Decke Mosis, die über den Herzen jener Zuhörer hing, hinderte das Verständnis für jenes Wunder (2. Korinther 3, 15. 16).

Die Ausrufe des Entsetzens und Staunens wurden ohne den Willen der Zuhörer zu einem Triumphlied der Gnade Gottes. Was nach ihrem richtigen Urteil für Menschenkraft und Menschenkunst völlig unmöglich war, das hatte der, bei dem kein Ding unmöglich ist (1. Mose 18, 14; Jeremia 32, 17. 27; Sacharja 8, 6; Lukas 1, 37), an Saulus getan. Die entsetzten und ablehnenden Zuhörer müssen das Lob Gottes vermehren helfen.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Was zeugt Saulus von Christus Jesus? dass er der Sohn Gottes ist. Das ist ganz einfach. Habe du in deiner Buße, in deiner Sünde und Verlorenheit dich geworfen zu den Füßen des Herrn Jesu und suche die Vergebung deiner Sünden und die Gewissheit davon von den Lippen des Wortes, dann wird dir Jesus alles, dein Gott, dein Heiland, dein Erretter; und was bedürftest du noch, was du nicht alles in deinem Jesus hast? Und wenn er dich erst davon überzeugt hat, dass alle Fülle des Lebens und der Gerechtigkeit in ihm ist, dann sagt er: Nun will ich dir noch weiter etwas offenbaren: Ich habe einen Vater im Himmel, der hat mich gesandt, und wie ich dich liebe, so liebt der Vater dich auch, und wie ich dir die Sünden vergeben habe, so hat sie der Vater dir auch vergeben; und mein Vater dort oben hat einen großen Palast und darinnen der Wohnungen, o, so viele, und wenn du nun zu dem Ende kommst, dass Teufel und Sünde dich nicht mehr plagen können, weil der Tod dazwischen gekommen ist, dann kommst du in dieses Haus des Vaters, und dieser mein Vater ist auch dein Vater. Der Vater hat mir den Geist verheißen und gegeben, und mein Vater will, dass du auch von diesem meinem Geist habest; so ist denn mein Geist dein Geist, um dich zu trösten und zu lehren, auf dass du mehr mich und meinen Vater erkennest. – Sagst du mir dogmatisch: Jesus ist Gottes Sohn, so kann ich das nicht glauben und in meiner Not nicht festhalten; aber fest stehe ich mit einem Mal und unverrückt in diesem Glauben, um ihn Juden und Heiden zu predigen, wo der Herr Jesus zu mir ins Herz hineinspricht: Mein Vater ist dein Vater.

Nun darf ich frei zum Gnadenthron
zu allen Zeiten treten,
zu dir als Kind durch deinen Sohn
im Glauben kindlich beten;
nun werd' ich aller Sünden los,
wenn ich in deinen Vaterschoß
mein ganzes Herz ausschütte.