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Predigten zu Ester 5,2
"Und es geschah, als der König die Königin Esther im Hofe stehen sah, erlangte sie Gnade in seinen Augen; und der König reichte Esther das goldene Zepter entgegen, das in seiner Hand war; und Esther nahte herzu und rührte die Spitze des Zepters an."
Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin
"Und der König reckte das goldene Szepter in seiner Hand gegen Esther."
Ein Bild aus uralter Zeit. Ein stolzer, despotischer Herrscher, dem niemand ungerufen nahen kann. In seiner Hand hält er ein goldenes Szepter, das Wahrzeichen seiner Macht. Nur der, dem er's entgegenstreckt, darf herzutreten. Esther, die Königin, wagt es und, des Szepters Spitze berührend, bringt sie dem König ihr brennendes Verlangen dar, und erzielt die Rettung ihres Volkes.Und nun blicken wir hinweg, hinauf zu unserem König und Herrn, Jesus Christus. Viel herrlicher ist er und mächtiger als die größten Potentaten der Erde. Sein goldenes Szepter ist Barmherzigkeit. Er reckt es aus gegen alle und ruft: Kommet her zu Mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid! O, wer wollte nun nicht kommen? Tritt herzu, o Seele. Berühre im Glauben seines Szepters Spitze! Sage dem König dein ganzes Herz. Er hat gesprochen: Bittet, so werdet ihr nehmen!
Noch eines lerne aus dem Anschauungsunterricht, den das Bild uns gibt. Trittst du im Gebet vor deinen Gott, so sammle dich in seiner Gegenwart, ehe du deine Bitten aussprichst. Denke daran, dass du im Audienzzimmer eines großen Königs bist, und dann schütte aus dein Flehen, und nimm die Antworten seiner
Gnade an. Mein König! Immer wieder Neig' ich mich tief vor Dir. O recke gnädig nieder Dein goldnes Szepter mir!