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Predigten zu Haggai 2,7

"Und ich werde alle Nationen erschüttern; und das Ersehnte aller Nationen wird kommen , und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht der HERR der Heerscharen."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und Ich will dieses Haus mit Herrlichkeit erfüllen, spricht der Herr der Heerscharen."

Soweit allein der rein äußere Bau des neuen Tempels zu Jerusalem in Frage kam, ist diese Erwartung des Volkes nicht in Erfüllung gegangen. Der neue Tempel blieb an Herrlichkeit gegen jene zurück, durch welche der erste Tempel in den Glanztagen Salomos erfüllt worden war.

Aber was der Tempel abschatten sollte, das Volk, die Gemeinde gewann an Herrlichkeit. Die israelitische Gemeinde war nicht umsonst in den Feuerofen von Babel geworfen und daselbst geläutert worden. Manche Schlacken, die das Volk vor der Gefangenschaft in sich trug, hat es nach der Gefangenschaft nicht mehr gehabt. Man bezeichnet das Zeitalter des Judentums seit der Gefangenschaft als das Zeitalter des Gebets. Man behauptet, es ist nie von einem Volk als Ganzes so viel gebetet worden wie damals vom jüdischen.

Wie viel Herrlichkeit Gottes muss in dieser Gemeinde gewohnt haben, dass in ihr Persönlichkeiten heranreifen konnten wie eine Maria, die da auf die Botschaft des Engels hin zu sagen wagte: "Siehe, ich bin des Herrn Magd!" Oder Persönlichkeiten, wie wir sie in dem wartenden Simeon und der alten Hanna, oder in dem alten Priesterhaus des Zacharias und der Elisabeth sehen!

Es wird auch uns vielfach nicht anders ergehen, wie dem jüdischen Volke damals. Werden wir uns Gott zur Verfügung stellen und zur Mitarbeit bereit sein und anfangen, aus den Trümmern der Vergangenheit ein Neues zu bauen, so wird auch uns das, was unter unseren Händen entsteht, so klein und unvollkommen, so voller Mängel und Fehler vorkommen. Aber auch für uns gilt es, das Werdende und Unvollkommene priesterlich zu tragen. Es ist noch nicht erschienen, was wir und andere einmal sein werden. Zunächst ist auch auf dem Schauplatz des Reiches Gottes alles im Rohbau begriffen. Wie konnte doch Jesus warten, bis ein Simon zu einem wirklichen Petrus, zu einem Felsen heranreifte.

Und das erfüllte auch hier den alten Gottesknecht. Ohne die gegenwärtigen Mängel zu verkennen, lenkte er doch den Blick der Bauenden auf die Herrlichkeit des Kommenden. Wer Geschichte kennt und die damit verbundene Heilsgeschichte, der weiss, dass Gott noch immer nach dem Gesetz gehandelt hat, dass Er die Herrlichkeit des Neuen grösser werden ließ, als die Herrlichkeit des Vergangenen gewesen war. Werden wir Organe des lebendigen Gottes sein, dann entsteht durch sein Wirken wieder ein Neues aus den Ruinen einer Vergangenheit: ein Tempel Gottes, der mehr Herrlichkeit, mehr von der Majestät Gottes und der Herrschaft unseres Herrn Jesus in sich tragen wird, als alles Vergangene und Untergegangene enthalten haben.