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Predigten zu Hebräer 12,22

"sondern ihr seid gekommen zum Berge Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem; und zu Myriaden von Engeln,"

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Wer Jesum erkannt hat, der hat ein neues - das wahre Vaterland gefunden, der ist nicht mehr Bürger hienieden, sondern Bürger der obern Stadt; dem ist ein Lichtstrahl vom neuen Jerusalem in die Seele gefallen; der kann sich nicht mehr hienieden als wie zu Hause betragen, sondern die Sehnsucht geht nach oben, geht dahin, wo Christus das Haupt ist, in die himmlischen Wohnungen. Und diese Gesinnung senkt sich in die Tiefe des Herzensgrundes; aus diesem neuen, durch den Geist Gottes gepflanzten Grundgedanken heraus redet, denkt, handelt, betet, seufzt und sehnt man sich. Dieser Grundgedanke gebiert das, was die Offenbarung Johannis als den Seufzer der Gemeinde Jesu Christi ankündigt, die da spricht: »O komm, Herr Jesu!« Man kann sich nicht mehr in die Dinge der Welt hinein vertiefen; man sucht anderswo seine Schätze, anderswo seine Freuden, anderswo seine Wünsche, anderswo seine Hoffnungen, anderswo seinen Heiland:

Man führt seinen Wandel im Himmel mitten in einer argen Welt unter einem verkehrten ehebrecherischen Geschlecht; man ist in Absicht auf diese Welt ein Fremdling; die Welt und die Weltmenschen kennen einen nicht, man ist nicht ihrer Art, gehört zu einem andern Geschlecht; man ist ein Pilgrim, der da weiß, daß er fort muß, der darum alles, was er genießt, auf seinem Wege zwar mitnimmt und aus der Hand seines himmlischen Führers dankbar empfängt, aber doch sich nicht darein vertieft, sondern seinen Weg fortsetzt und sein Angesicht immer stracks nach Jerusalem wendet, bis er dort eingehen darf. Schon bei den Vätern des alten Bundes war diese Gesinnung vorherrschend, wenigstens sagt der Apostel (Hebr 11,13): »... und haben bekannt, daß sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind.« So war auch David ein Pilgrim, denn er sagt (Psalm 39): »Ich bin Gast bei dir, ein Fremdling wie alle meine Väter« - ein Fremdling in dieser Welt, ein Gast in der obern Stadt Gottes, so waren auch die Apostel Pilgrime; man lese nur Hebr 13,14; 2. Tim 4,18; 2. Kor 5,8; Phil 1,23; 3,20.

Ich hab von ferne, Herr, deinen Thron erblickt, und hätt so gerne mein Herz vorausgeschickt, und hätt so gerne mein müdes Leben, Schöpfer der Geister, dir hingegeben. Das war so prächtig, was ich im Geist gesehn; du bist allmächtig, drum ist dein Licht so schön; könnt ich an diesen hellen Thronen doch schon von heut an ewig wohnen. Noch bin ich sündig, der Erde noch geneigt, das hat mir bündig dein heiiger Geist gezeigt. Ich bin noch nicht genug gereinigt, noch nicht ganz innig mit dir vereinigt. Ich bin zufrieden, daß ich die Stadt gesehn, und ohn Ermüden will ich ihr näher gehn, und ihre hellen, goldnen Gassen lebenslang nicht aus den Augen lassen. Doch bin ich fröhlich, daß mich kein Bann erschreckt; ich bin schon selig, seitdem ich das entdeckt. Ich will mich noch im Leiden üben, und dich zeitlebens inbrünstig lieben. -


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Der Brief an die Hebräer betont hier, daß das Blut Jesu «redet»; sein göttlicher Wert kommt vor dem himmlischen Vater, vor dem Teufel und auch im Herzen des Erlösten mit deutlichen Worten zum Ausdruck. «Rede, HERR, denn dein Knecht hört», sollte Samuel sagen (1. Samuel 3,9). Haben wir je unseren Retter gebeten, daß Sein Blut zu unserem Herzen reden möge?

Unsere Stellung vor unserem himmlischen Vater hängt von dem Blut Seines Sohnes ab. Es redet Tag für Tag zum Vater und bezeugt, daß das gerechte Gericht vollzogen und die Sünde getilgt ist, daß niemand das Kind Gottes mehr verdammen kann. Es redet und bezeugt, daß der elende Sünder nun Sohn und Erbe dessen ist, den er so schwer beleidigte. Damit dieses Blut vergossen werden konnte, gab Gott, der Vater, den Sohn, und mit Ihm schenkt Er uns alles (Römer 8,32). Demjenigen, welchen das Blut auf diese Weise umgewandelt hat, versagt Er kein Gut, weder menschliches noch geistliches. Ja, das Blut redet wirklich vor dem himmlischen Vater! Das sollte das Thema unserer Gebete und Loblieder sein.

Auch gegenüber Satan redet dieses Blut mit deutlichen, rechtskräftigen, unfehlbaren Worten. Es bezeugt dem Feind nicht nur, daß er besiegt ist, sondern auch, daß wir seiner Macht entrissen sind. Wir waren Gefangene und Gebundene. Aber jetzt sind wir befreit, weil das kostbare Blut Jesu Christi redet. Es bezeugt der ganzen Finsternis, daß es keine Verdammnis mehr für uns gibt.

Satan versucht, uns durch den Gedanken an unsere Fehler und Schwächen zu beunruhigen. Aber solange das Blut redet, hat er kein Recht dazu. Sobald der Verkläger seine Stimme hören Iäßt, wollen wir also das Blut reden lassen. «Sie haben ihn überwunden um des Blutes des Lammes und um des Wortes ihres Zeugnisses willen und haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod» (Offenbarung 12,11). So werden wir täglich bewahrt an Seele und Geist, wir, die wir in die himmlischen Regionen versetzt worden sind und unsere Berufung und Erwählung festmachen. Wir wollen uns darauf berufen, daß dieses Blut unser Schutz ist und nicht aufhört, zu unseren Gunsten zu reden.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Ihr seid gekommen zu dem Berge Zion

Wie weh musste es den armen hebräischen Christen ums Herz sein; waren sie doch ausgestoßen von ihrem Tempel, und sollten bald ihre geliebte Stadt von der Erde verschwinden sehen! Welch ein Gegensatz war doch, das kahle Zimmer, wo sie das einfache Mahl des HErrn feierten, gegen den herrlichen Tempel mit seinem großartigen Gottesdienst! Wie schwach klangen ihre Lieder im Vergleich mit dem mächtigen Rauschen der Psalmenchöre des Tempels! Wie klein war ihre Zahl, im Vergleich mit jenen Scharen, die aus aller Welt zusammenströmten!

Aber der heilige Geist rief ihnen zu: „Hebet eure Augen auf und sehet. Ihr seid nicht die vereinzelten, verlassenen Leute, wie ihr glaubt. So oft ihr euere Gebete darbringet und euere Lieber singet, so vereinigt ihr euch mit den Geistern der vollendeten Gerechten, mit der unzählbaren Schar heiliger Engel, mit der großen Menge aller derer, die Jesum anbeten, im Himmel und auf Erden.“ – Du steigst empor zum Tempel der Anbetung, dessen Stufen Gebet, dessen Tore Lob sind, und auf beiden Seiten geleiten dich Myriaden Seliger und heiliger Geister; ganz besonders nahe sind dir aber sicherlich „die du längst liebtest und die dir vorangegangen sind!“

Wie tröstlich muss dieser Gedanke sein für die seit Jahren an ihr Krankenlager Gefesselten, die nicht die Vorhöfe des HErrn besuchen könnten, für die Betagten, die Einsamen, die Verbannten! Wir sind niemals allein bei unserem Gottesdienst. Wenn wir anfangen zu beten, so sprechen wir: „Unser Vater, der du bist im Himmel, vergib uns unsere Schulden; gib uns unser tägliches Brot.“ Nicht erst wenn wir sterben, gehen wir ein zu deinen Toren, o Jerusalem, du Stadt Gottes! Schon jetzt betreten wir deine goldenen Gassen, wir hören das Rauschen des Lebensstromes und legen auf unsere Wunden die heilenden Blätter deiner Bäume.