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Predigten zu Hebräer 5,9

"und, vollendet worden, ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden,"

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Die Schule des Herrn Jesu

"Und wiewohl er Gottes Sohn war, hat er doch an dem, was er litt Gehorsam gelernt; und zur Vollendung gelang, ist er allen, die ihm gehorsam sind, Urheber ewigen Heils geworden."

Mancherlei Lehrmeister bieten sich den Menschen an. Wie verstehen sie es, ihre Lehren schmackhaft und angenehm zu machen! Millionen werden von ihnen betört und verführt. Christus ist der einzige und wahre Lehrer. Er ist von Gott gekommen. Er lehrte und lebte den Weg Gottes recht. Weil er von obenher kam, ist er über alle. Er zeugte von dem, was er gesehen und gehört hat. Er brachte die überweltliche Gottesordnung in diese Welt, um sie ganz damit zu durchdringen. Alle Völker sollen seine Schüler werden. Er ruft den einzelnen. Wenn Jesus uns dann angenommen und begnadigt hat, sind wir deswegen noch nicht am Ziel. Nun beginnen erst die mancherlei Lektionen und Proben. Wir sind nicht gleich fehlerlos. Der größte Fehler ist, wenn man unfehlbar sein will und sich nichts sagen lassen mag. Solche kann der Heiland in seiner Schule nicht brauchen. Er kann nur die vorwärtsbringen, die lernwillig sind, ihre Fehler einsehen und sich korrigieren lassen. Weise wird, wer sich weisen lässt. Der Tor nimmt keine Zurechtweisung an. - In der Schule Jesu spielt nicht der Kopf die Hauptrolle, sondern der Wille, nicht das Wissen, sondern das Gewissen, nicht die Auffassungsgabe des Verstandes, sondern das sittliche Auffassungsvermögen. Im Gewissen fasst uns der Lehrmeister: Hier deckt er uns unsere Fehler auf, mahnt und warnt er uns. Je mehr wir auf seine Stimme im Gewissen achten, desto feinfühliger werden wir. Überhören wir sie, so nimmt der feine Spürsinn ab. Wenn wir gegen die Wahrheitsstimme des Geistes Jesu das Ohr verstopfen, sind wir in Gefahr, taub zu werden. Der Herr Jesus lehrt uns im Verborgenen unseres Herzens, indem er uns Aufschlüsse gibt, uns mahnt, straft und richtet. Oder er lehrt uns durch sein Wort, das von außen an uns kommt. Auch lehrt er uns durch allerlei Schickungen und Lebenserfahrungen. Immer handelt sich's darum, dass wir unseren Willen hergeben lernen. Der Meister selbst übte und lernte in seinen Erdentagen Gehorsam. Zuletzt musste er lernen, auch zu dem schweren Leidensweg Ja zu sagen. So müssen wir Gehorsam lernen in allen Lagen und Verhältnissen, vor allem auch im Leiden. - Bei uns hapert's oft sehr, besonders wenn es gilt, Schweres zu tragen, uns Kränkungen gefallen zu lassen. Wir machen meist langsame Fortschritte. Das Zeugnis der Reife, das zur Aufnahme in die himmlische Gottesstadt befähigt, wollen wir aber doch erlangen. Wer möchte dort vor einer verschlossenen Tür stehen? Wir wollen ans Ziel der Vollendung kommen. Darum lasst uns unverdrossen weiterlernen!


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Es ist ein tröstliches Wort, das wir oben vernehmen. Denn wenn euch das Gesetz plagt und sagt: Du sollst mir gehorchen und dich erst heilig und würdig machen durch Opfer und Gaben, so wissen wir aus dem Evangelio, dass wir einem andern Gesetz zu gehorchen haben, nämlich diesem: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Und wenn euch der Teufel es vorrückt: Weil du dieses und jenes getan hast, so bist du verloren, an dir liegt die Schuld, so haben wir eine andere Schuld dagegen, dass wir sagen dürfen: Dennoch bin ich ewig errettet; davon ist mein treuer Heiland und Hohepriester die Ursache, mache es mit dem aus. Und wenn die Welt und alle, die mit Werken umgehen, euch allerlei Unglück androhen, falls ihr zu dieser Lehre nicht ein wenig Ungerechtigkeit hinzunehmet, so wisset ihr nunmehr, dass euch eine Errettung bereitet ist, welche ewig ist.

Bleibt in seinem Worte, bekennt freudig, im Angesicht des Leidens und des Todes, im Angesicht manches offenen Schlundes, diesen Gott des Sieges, unsern Heiland und Hohenpriester Jesum, den Sohn Gottes. Bekennt es, dass er euch durch alles hindurchgetragen, dass er die Reinigung unserer Sünden gemacht hat. Und wenn dann das Sichtbare ganz hinschwindet, und der Tod euch durch die Glieder zuckt, so werdet ihr erfahren, dass wir keinen Fabeln geglaubt haben.

Du führest mich vom Tod zum Lebenslicht,
Mein Aug’ ist froh, mein Fuß wird nicht mehr gleiten.
Du wirst im Land der Lebenden mich leiten,
ich wandle fort vor deinem Angesicht.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Wie gering ist oft der Anfang der Bekehrung! Da liegen etwa in einem Menschen von seiner frühen Kindheit an einige Eindrücke der Wahrheit als ein Samenkörnlein verborgen, die durch das Wort treuer Lehrer, oder durch El- tern, oder durch Bücher, oder durch allerhand Schickungen Gottes in ihn hineingepflanzt worden sind. Mancher Sturm geht über diese Saat Gottes; es wird viel Sündenund Weltschutt darauf hingeworfen; sie würde sicherlich ersticken, wenn nicht der gute Hirte seine Hand darüber hielte. Endlich ersieht er seine Stunde, wo er dem armen verirrten Kinde beikommen kann. Die sich jagenden und umtreibenden Gedanken und Lüste werden durch irgend etwas, das vom Herrn kommt, durch das Wort oder durch eine Schickung Gottes zum Stillstehen gebracht; der Mensch besinnt sich über sich selbst; ein Strahl des ewigen Lichtes fällt in sein Herz; der alte Same der Wahrheit, der vielleicht Jahre lang geschlummert hatte, fängt an sich zu regen und zur Kraft zu kommen; der Mensch wird erweckt. Aber wie bald würde dieses schwache Lichtlein wieder ausgelöscht werden durch das äußerliche Treiben und Bewegen, durch die Sorgen und Wollüste des Lebens, wenn der Herr jetzt seine Hand abzöge! Aber das tut er nicht; er läßt nicht nach; er schickt immer wieder neue Antriebe; er bläst das erlöschende Fünkchen wieder an; er läßt der Seele keine Ruhe, bis sie sich völlig ihm zuwendet, bis sie sich ihm vertrauet in Gerechtigkeit und Gericht, bis sie sich von ihm Leben und Vergebung der Sünden schenken läßt. Und wie gefehlt wäre es nun, wenn es, nachdem der Herr so viel getan hat an einem solchen Menschen, nun nach dem Rechte, nicht nach der Gnade, nicht nach dem priesterlichen Herzen Jesu ginge, -wenn er den Menschen sich selbst überließe und nicht seiner Schwachheit aufhelfen würde! Alles, was in und um uns ist, wirkt seiner Anlage nach feindselig aufs göttliche Leben. Welt und Fleisch und Blut und die daraus entspringenden Gedankenbildungen, gute Meinungen, Phantasien, unser eigener verkehrter Wille, unsere angeborene Blindheit, der Teufel, - alles wirkt feindselig ein auf das Leben aus Gott und sucht dasselbe zu zerstören. Aber der Heiland hilft unserer Schwachheit auf; durch seine allmächtige Weisheit wird dieses Gift zu lauter Arznei bei seinen Kindern; er leitet die Elenden recht, er unterweiset die Sünder auf dem Wege. O gewiß, man braucht die herablassende, mitleidige, hohepriesterliche Gnade des großen Sünderfreundes bis ans Ende, Tag für Tag; man wird nie mündig im Gnadenreich, daß man sich zutrauen dürfte, allein zu gehen und zu stehen, sondern man läuft so dahin als ein armes Kind, mit dessen Schwachheit der Heiland unaussprechliche Geduld tragen muß, wie es bei Hiller heißt: Auf dem so schmalen Pfade gelingt uns ja kein Tritt, es geh denn seine Gnade bis an das Ende mit.