10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Hebräer 9,24

"Denn der Christus ist nicht eingegangen in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen;"

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Christus ist eingegangen in den Himmel selbst, nun vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen."

Christus war vom Vater gegeben und verordnet, um als der andere Adam an unserer Statt vor dem Gesetz zu stehen. Von der Krippe bis zum Grabe war und handelte Er an unserer Statt. Das lehrt die Schrift ausdrücklicher als irgend etwas sonst. "Den, der von keiner Sünde wusste, hat Gott für uns zur Sünde gemacht." Er übernahm unsere Pflichten und Schulden - "unter das Gesetz getan, auf dass Er die, so unter dem Gesetz waren, erlöste." Was Er tat, das taten wir; was Er litt, das haben wir erlitten - "sintemal wir halten, dass, so einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben." Nachdem Er nun alle Gerechtigkeit für uns erfüllte und wir sie in Ihm erfüllten, kehrte Er unter dem Freudengesang des Himmels wieder dahin zurück, woher Er gekommen war. Und was tut Er nun für uns im Himmel? Der Apostel sagt: "Auf dass Er erscheine, sich zeige, sich darstelle vor dem Angesicht Gottes für uns." Er stellt sich dem Vater dar, nicht nur mit Seinen verklärten Narben als Zeichen Seines überschwenglichen Gehorsams, sondern in dem ganzen schönen Schmuck der vollkommenen Erfüllung des Gesetzes für uns. Als solcher ist Er das ganze Wohlgefallen, die Freude und Wonne des Vaters. "Aber das ist Er ja von Ewigkeit her gewesen", dürftest du sagen. Beachte! Er ist es nicht nur als das ewige Wort, das im Anfang bei Gott war, sondern jetzt ist Er dieses alles als der Menschensohn, als der andere Adam, als das Haupt und der Bürge Seines menschlichen Geschlechts. Nicht allein, dass Er sich dem Vater darstellt, Er vergegenwärtigt oder vertritt in Seiner Person zugleich alle Seine Glieder vor dem Vater. Beachte, wie der Apostel redet: "Er erscheint vor dem Angesicht Gottes für uns" - "für uns" - beachte, "für uns!" So wie der ewige Vater einst das ganze Menschengeschlecht in dem einen Adam sah, so sieht Er jetzt alle Glieder Christi allein in Christus. In Christi Gestalt sieht Er unsere Gestalt, in Christi Reinheit, Schönheit und Liebenswürdigkeit sieht Er die unsrige. Jesus sagt ausdrücklich: "Ich heilige Mich selbst für sie, auf dass auch sie geheiligt seien in der Wahrheit." Und Paulus sagt: "Er hat uns angenehm gemacht in dem Geliebten." Aber wenn der Vater uns in Christus sieht, dann folgt daraus, dass Er uns in Christus auch liebt, "mit der Liebe, mit der Er Ihn liebt", und die deshalb in der Schrift Seine "Liebe in Christus Jesus" genannt wird.

Dieser himmlische Ratschluss, dieses herrliche Verhältnis kann mit keinem irdischen Bild verglichen werden. Lasst uns deshalb als ein schwaches Beispiel uns vorstellen, es habe der König Pharao - dem Joseph alles in allem seine rechte Hand und des Volkes Retter war - im Blick auf die anderen Söhne Jakobs das gleiche Bild wie das des Joseph vor Augen gehabt. So hielt er sie dann alle in demselben Maße für liebenswürdig, liebte sie darum mit derselben Innigkeit und bestimmte für sie dieselben Ehren, Wohltaten und Vorzüge, die dem Joseph erwiesen wurden. In dieser Weise hätte Pharao dann den Ruben, den Simeon, den Benjamin usw. in Joseph geschaut, sie in Joseph umarmt, und Joseph hätte seine Brüder vor dem König vertreten und in seiner eigenen Person die ihrige vor das Auge des Pharao gebracht. Nun, in solcher Weise vertritt Christus uns vor dem Vater, mit dem großen Unterschied allerdings, dass der himmlische Vater sich unsere Gleichheit mit Christus nicht einbildet, sondern wir besitzen dieselbe auch wirklich, nämlich nach dem göttlichen Zurechnungsgesetz und durch die wirkliche Vertretung Christi an unserer Statt, Seine wirkliche Erfüllung aller Gerechtigkeit für unsere Rechnung. Möchte sich aber niemand eine so irrige Vorstellung davon machen, als ob Gott nicht wüsste, dass wir unreine Sünder sind. Das weiss Er wohl. Darum führt Er uns durch alle jene Läuterungsflammen, in denen wir häufig so ganz verschmachten wollen. Er betrachtet, Er richtet uns aber nicht mehr nach dem, was wir in uns selbst sind, sondern nach dem, was wir in Seinem geliebten Sohne sind. Deshalb liebt Er uns auch über alles, ja, weit mehr als unser Verstand es fassen kann, auch mitten in den mancherlei Schwachheiten und Gebrechen, die uns plagen. Während wir seufzen und meinen, dass wir ganz verabscheuungswürdig vor Ihm seien, hat Er Seine Augenweide an uns, weil Christus für uns vor dem Angesicht Gottes erscheint.

Nun kommt es nur darauf an, dass wir uns hieran genügen lassen und in nichts anderem erfunden werden wollen als in Christus. Willst du dich nicht trösten lassen, bevor du selbst heilig bist, dann willst du in deiner eigenen Heiligkeit erfunden werden. Willst du an Gottes Freundschaft zweifeln, weil du deinen Glauben nicht so findest, wie er sein soll, dann willst du in deinem Glauben erfunden werden. Glaubst du, Gott könne dich nicht lieben, solange du dich so trocken und kalt in deinem Herzen fühlst, dann willst du dich in deinen warmen Empfindungen erfinden lassen. Meinst du, Gott werde dich mehr lieben, wenn diese oder jene Tugend in vollendeter Schönheit an dir zu sehen sei, dann sind es deine Tugenden, in denen du erfunden werden willst. Du willst selbst dein Hoherpriester sein, du willst in deinem eigenen Namen selig werden. Hüte dich vor dem Aufruhr des Unglaubens gegen den Gesalbten des Herrn! "Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin"wir sollen selig werden, denn allein in dem Namen Jesus Christus."

Ich weiss sonst nichts zu sagen, Als dass ein Bürge kam, Der meine Schuld getragen, Die Rechnung auf sich nahm Und sie so völlig hingezählt, Dass von der ganzen Menge Auch nicht ein Stäublein fehlt.