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Predigten zu Hebräer 9,27

"Und ebenso wie es den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht,"

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Eine jegliche Seele fällt nach dem Tod ihrer Bestimmung in der Ewigkeit anheim; sie kommt dahin, wohin sie gehört nach dem Gesetze der Gerechtigkeit Gottes; ein finsterer Geist fährt in die Finsternis, denn er hätte Qual im Lichte; ein Lichtsgeist fährt in das Reich des Lichts, denn er hätte Qual in der Finsternis. So ist Judas nach seinem Tode hingegangen an seinen eigenen Ort, wie die Schrift sagt, d.h. an den Ort, wo er nach seiner Natur und nach dem Gesetz der Gerechtigkeit Gottes hingehörte. Aber was mag das für ein Ort gewesen sein? Der Heiland sagt: »Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre!« Das ist ein hoher Grad der Verdammnis und Verzweiflung, wenn es besser ist, gar nicht geboren zu sein. Wie aber Judas an den Ort kam, wohin er gehörte, so eine jegliche Seele. Armer, ungläubiger Mensch! Dein Schicksal trägst du in dir selber; das liegt in der Tiefe deiner Seele; dein eigenes Herz verdammt dich; in deinem eigenen Herzen ist das Gericht, das auf dich wartet, so tief eingegraben, daß du dich desselben mit keinen Ausflüchten und Lügen, womit du dich selbst betrügst, entledigen kannst. Aber gesetzt, eine Seele würde sich weigern, wenn sie hinüberkommt, den ihr angewiesenen Ort einzunehmen, weil er ihr zu widerlich oder zu demütigend oder ihrer Eigenliebe nicht angemessen ist, weil sie denkt, sie sollte da oder dort sein und nicht da, wohin sie von der Gerechtigkeit Gottes gewiesen wird, was meint ihr? Wird man da auch Komplimente und viele Umstände machen? Wird man da auch gute Worte geben, wird man sie da auch bitten: Ach, gehe da oder dorthin? Denket euch einen Menschen, dem man viel Schönes gesagt hat in dieser Welt; man ist mit ihm umgegangen wie mit einem schallosen Ei, hat sich gescheut, ihm etwas Unangenehmes in das Gesicht hinein zu sagen; er hat es selber geglaubt; er war von seiner eigenen Vortrefflichkeit überzeugt; wenn er nun hinüberkommt, wird man auch noch so mit ihm umgehen? Wird man auch noch nach seinen Titeln und Ehren ihn anreden, ehe man ihm etwas zu sagen wagt? Wird man sich auch scheuen, ihm sein Schicksal anzukündigen? Nein! Wer nicht an seinen Ort gehen will, der wird hingehen müssen ohne alle Umstände; da fallen alle irdischen Dinge oder Undinge, alle Schmeicheleien, alle Zierereien dieser Welt weg. Diejenigen, die nicht selig werden, werden mit großem Geheule unwiderstehlich hineingezogen werden in die Finsternis und in ihre Qual, gerade wie wenn man einen Menschen, der viel auf seinen ehrlichen Namen hält, trotz allem Schreien und Sträuben ohne weiteres in das Zuchthaus werfe zu den Dieben und Räubern. Dies wäre eine Ungerechtigkeit; aber in der Ewigkeit und bei der Entscheidung des Schicksals nach dem Tode wird der Mensch nach der Wahrheit der Gerechtigkeit Gottes selbst die Ehre geben müssen, und das wird den Hauptschmerz seiner Qual ausmachen.

Schließ meine Seel aus Gnaden in dich, o Jesu, ein, und laß sie los vom Schaden bei dir auch ewig sein! Der ist wohl hier gewesen, wer kommt ins Himmelschloß! Ewig ist der genesen, wer bleibt in deinem Schoß.

Herr meinen Namen schreibe ins Buch des Lebens ein; laß mich an deinem Leibe ein Glied mit jenen sein, die hoch im Himmel grünen und vor dir leben frei, so will ich ewig rühmen, daß treu dein Herze sei!


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Was wäre es, wenn dieser Leib zuschanden ginge; was wäre es, wenn der Geist sich auch unter schweren Kämpfen von seiner Hütte losmachte; was wäre das Sterben, wenn kein Gericht nach dem Tode auf uns wartete? Man könnte sich endlich noch darüber trösten und fassen, man könnte denken: Es geht ja keinem besser; ich will mich auch in diesen Weg schicken. Aber nun ist es gar anders: »Und wie den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben«, damit aber ist es nicht aus - »danach aber das Gericht.« Was für ein Gericht? Das Gericht Gottes, nicht das Gericht eines Menschen, den man betrügen, vor dem man heucheln, den man anlügen kann, sondern das Gericht des allwissenden, des heiligen, des gerechten, des wahrhaftigen Gottes, des Gottes, der sein nicht spotten läßt, des Gottes, der Herzen und Nieren erforscht und der einem jeden geben wird nach seinen Werken ohne Ansehen der Person. Unsere gegenwärtige Zeit ist eine Saatzeit für die Ewigkeit. Was wir hier säen, das werden wir ernten. Wann nun vor dem Gerichte Gottes die Jahre, die Monate, die Wochen, die Tage, die Stunden, die Augenblicke unserer ganzen Saatzeit vorkommen werden; wann er sie nach der Strenge seiner Heiligkeit beurteilen und richten wird, wer wird dann bestehen? Wer unter uns kann dann bestehen? Was können wir dann sagen von unsern vielen im Fleische durchlebten Stunden, von unsern in der Sünde durchgebrachten Tagen, von unsern vergeudeten Jahren, die wir nicht Gott, nicht dem Heiland, sondern den Lüsten unseres Fleisches und dem Teufel gelebt haben? Auf tausend können wir ihm nicht eins antworten; zur Hölle müssen wir alle fahren. Das würde auf uns alle warten, wenn Christus nicht gekommen wäre. Denn das wartet nach dem Tode auf die Menschen, wenn sie ohne Christus sterben. Der Tod ist für sie der finstere Übergang zum Gericht, zur Ernte dessen, was sie gesäet haben, zur Vergeltung dessen, was sie gedacht, geredet, getan haben. Das macht den Tod erst zum Tode, das macht ihn erst bitter, denn der Stachel des Todes ist die Sünde.

Herr, schreibe dies in meinen Sinn, so lang ich noch im Leben bin! Denn auch das Grab verbirgt uns nicht und stellt uns endlich vor's Gericht.

Jetzt haben wir noch Gnadenzeit, jetzt währt noch die Barmherzigkeit; doch wenn dein Tag der Rache flammt, wird jeder, der nicht glaubt, verdammt.

Jetzt such ich dich, o Gottes Sohn, jetzt bet ich an vor deinem Thron; jetzt lieb ich dich und deine Ehr; dort gilt kein Knien und Jammern mehr.

Jetzt sei dein Wort mir süß und wert, das Buße mich und Glauben lehrt; dort wird es wie ein Donner gehn, vor dem kein Sünder kann bestehn.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben, darnach aber das Gericht.

Die Zeit ist vorüber, wo man an die Gräber geht, um zu lernen, wer man ist. Es ist nicht mehr modern, dass man sich an das Sterben erinnert, man schont seiner; und wenn es hoch kommt, umkleidet man die Furchtbarkeit des Todes mit allerlei Blumen und Gewinden und den Ernst des Sterbens lässt man von einer leuchtenden Flamme sich erleichtern, als ob dadurch das Sterben leichter würde, wenn der Leib alsbald in Asche zerlodert. Je mehr ich weiß, was es ums Sterben ist, und je mehr ich mich an das Sterben gewöhne, desto mehr merke ich, dass, wenn ich an einem Grabe stehe, an einen Sarg trete, hier ein Stück Ewigkeit bloßgelegt ist, denn an diesem Sarge hält ein heimlich Gericht Wache, und bei jedem Grab steht das ernste Wort: „Es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“