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Predigten zu Hesekiel 16,6

"Da ging ich an dir vorüber und sah dich zappeln in deinem Blute; und ich sprach zu dir: In deinem Blute lebe! und ich sprach zu dir: In deinem Blute lebe!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Ich aber ging vor dir über und sprach zu dir: Du sollst leben."

Erretteter, betrachte mit tiefgefühltem Dank diesen Ruf der Gnade. Siehe, dieses "Werde" Gottes ist voller Majestät. In unsrer Schriftstelle haben wir einen Sünder vor Augen, an dem nichts als Sünde und nur Sünde ist, und der nichts zu erwarten hat als Gottes Zorn; aber der Herr der Ewigkeit geht in seiner Herrlichkeit vorüber; Er schaut, Er hält stille, und Er spricht das einzige, aber königliche Wort: "Lebe." Hier spricht ein Gott. Wer sonst als Er dürfte es wagen, mit dem Leben so zu walten und es in einer Silbe mitzuteilen? Dies "Werde" ist aber auch mannigfaltig. Wenn Er spricht: "Du sollst leben," so begreift dies vielerlei in sich. Hier ist ein gerechtfertigtes Leben. Der Sünder hat sich auf die Verdammnis gefasst gemacht, aber der Mächtige spricht: "Lebe," und er erhebt sich, rein und frei von aller Schuld. Es ist ein geistliches Leben. Wir kannten Jesum nicht, unsre Augen konnten Christum nicht erblicken, unsre Ohren konnten seine Stimme nicht hören, da sprach Jehovah: "Lebe," und wir, die wir tot waren in Übertretung und Sünden, wurden lebendig gemacht. Überdies schließt es ein Leben der Herrlichkeit in sich, welches die Vollendung des geistlichen Lebens ist. "Ich sprach zu dir: Du sollst leben;" und dies Wort tönt fort durch die Jahre und Lebensalter, bis der Tod kommt, und selbst noch mitten unter den Todesschatten ertönt des Herrn Stimme: "Du sollst leben!" Am Auferstehungsmorgen ist es dieselbe Stimme wieder, die der Erzengel erschallen lässt: "Du sollst leben," und wenn selige Geister gen Himmel aufsteigen, um in der Herrlichkeit ihres Gottes ewige Wonne zu geniessen, so geschieht dies wiederum in Kraft des Wortes: "Du sollst leben." Siehe, es ist auch ein unwiderstehliches Gebot. Saulus von Tarsen ist unterwegs nach Damaskus, um die Heiligen des lebendigen Gottes zu greifen. Eine Stimme ertönt vom Himmel, und ein Licht erscheint, heller als der Glanz der Sonne, und Saulus ruft aus: "Herr, was willst Du, dass ich tun soll?" Dies Gebot ist endlich ein Gebot der freien Gnade. Wenn Sünder selig werden, so geschieht es einzig und allein, weil Gott es haben will, um damit seine freie, unbegehrte, unverdiente Gnade zu verherrlichen.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Ich ging bei dir vorüber und sah dich in deinem Blute liegen und sprach zu dir, da du so in deinem Blute lagst: du sollst leben. Ja, zu dir sprach ich, da du so in deinem Blute lagst: du sollst leben.

In diesen Worten stellt sich der Herr in einen scharfen Gegensatz zu dem Priester und Leviten, die an dem unter die Mörder Gefallenen vorbei gingen und ihn in seinem Blute liegen ließen. Der Priester und der Levit sind die Vertreter aller unbarmherzigen und selbstsüchtigen Menschen, die immer ihr eigenes Interesse im Sinne haben und rücksichtslos gegen andere handeln. Die Selbstsucht bleibt gerne da stehen, wo etwas zu gewinnen ist; bei einem im Blute liegenden Menschen ist zunächst nichts zu gewinnen, da muss man geben, Opfer bringen. Um kein Opfer bringen zu müssen, entschuldigt man sich damit, dass der Mensch doch hoffnungslos sei. Jeder Gegenstand, bei dem nichts heraus zu schlagen ist, ist ja für die Selbstsucht wert- und hoffnungslos. Hat man die Kälte und Herzlosigkeit der Welt recht zu schmecken bekommen, so ist es um so herzerquickender und tröstlicher zu hören und zu erfahren, wie der barmherzige Gott es hält mit den im Blute Liegenden. Der Heiland sagt es uns so lieblich in dem schönen Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Er lässt uns nicht liegen, um uns elendiglich verkommen zu lassen, sondern nimmt sich unser mit erbarmender Liebe an. Er denkt auch nicht so hoffnungslos von uns; er ist ein so trefflicher Arzt, dass in seinen Händen noch niemand umkam, der sich ihm überließ. Sind wir nicht alle im Blute gelegen? Sind wir nicht vom Mörder übel zugerichtet gewesen? Ja, leider! Haben wir schon einen Elenden gesehen, der dem Herrn zu verkommen war? Nein! da, wo kein Mensch mehr helfen kann, spricht er: du sollst leben. So hat er auch zu mir gesprochen, und sein Wort war eine Tat. Ich lebe, weil Er lebt; weil ich durch Seine Wunden heil geworden bin und Sein Geist in meinem Herzen wohnt. Er hat in mein verschmachtetes Herz seine Liebe gegeben, und ich darf nun Samariterdienst tun an Elenden.

Du Herr, hast auch zu mir gesagt: du sollst leben. Darum beuge ich mich vor Dir und bete an Dein Erbarmen und Deine Liebe. Dich will ich wieder lieben. Amen