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Predigten zu Hesekiel 19,14

"Und ein Feuer ist ausgegangen vom Gezweige seiner Ranken, hat seine Frucht verzehrt; und an ihm ist kein starker Zweig mehr, kein Zepter zum Herrschen. Das ist ein Klagelied und wird zum Klageliede."

Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Ist das ein Klagelied und wird zum Klagelied

Dies Kapitel ist eine Wehklage: zuerst über zwei Könige des Hauses Davids: Joahas und Jojachim, die gleich wilden Tieren fortgeschleppt wurden – der eine nach Ägypten, der andere nach Chaldäa, – und dann über die ganze königliche Familie, die unter dem Bilde eines zerstörten Weinstocks dargestellt wird.

Auch wir können klagen über die Leiden und Schmerzen unsers Königs. Der heilige Geist will nicht, dass wir ihrer vergessen, weil unsere mit Sünden beschwerten und verwundeten Herzen nur Heilung finden können durch die Wunden dessen, der für uns durchstochen ward. „Gedenket an den, der ein solches Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet hat“ – gedenket seiner Todesangst und seines blutigen Schweißes, seines Kreuzes und seiner Leiden, der Schmach und des Spottes, der Bosheit Satans, die Er ertragen hat. Wenn also das volle Maß seiner Leiden uns enthüllt wird, dann werden wir weinen und klagen, nicht über Ihn, sondern über uns selbst und über unsere Kinder.

Wir werden klagen, dass unsere Sünden Ihn an das Kreuz genagelt, dass unsere Schuld seinem Herzen den Schrei ausgepresst habe, Er sei verlassen; dass sein langer Todeskampf an unserer statt und aus lauter Liebe für uns erduldet ward; dass mir Ihn so betrübt, und durch unseren Ungehorsam und Undank seinen Schmerz vermehrt haben; dass die Strafe unserer Sünde auf Ihm lag, und dass wir durch seine Wunden geheilt worden sind.

Aber wunderbar – die Erinnerung an alle diese Leiden bringt uns raft, Trost und Frieden! Wie Bunyan es ausdrückt: „Er hat uns Ruhe gegeben durch seinen Schmerz.“ Die Bitterkeit seiner Leiden macht uns traurig und glückselig zugleich: traurig, dass wir Ihm ein solches Weh, bereitet haben: glückselig, weil wir durch sein Leiden auf ewig befreit werden von der Last, die uns zu Boden drückte.