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Predigten zu Hiob 14,1

"Der Mensch, vom Weibe geboren, ist kurz an Tagen und mit Unruhe gesättigt."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Der Mensch lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe."

Es ist uns vielleicht sehr gut, wenn wir dieser ernsten Tatsache ein wenig nachdenken, ehe wir uns heute schlafen legen; denn sie kann uns veranlassen, uns vom Irdischen je mehr und mehr los zu machen. Es liegt nicht sehr viel Erfreuliches in der Erinnerung, dass wir nicht über die Wechselfälle des Lebens erhaben sind; aber sie mag uns demütigen und uns bewahren vor einem Rühmen, wie es uns in unsrer heutigen Morgen-Betrachtung in den Worten Davids entgegentritt: "Ich sprach, da mir es wohl ging: Ich werde nimmermehr daniederliegen." Sie kann uns abhalten, dass wir uns nicht zu tief in diesen Boden einwurzeln, aus welchem wir nach kurzer Zeit sollen in den himmlischen Garten verpflanzt werden. Wenn wir daran gedächten, dass auf alle Bäume der Erde die Axt des Holzfällers wartet, so wären wir nicht so eilig, unsre Nester auf denselben zu bauen. Wir sollen lieb haben, aber nur mit einer Liebe, die den Tod voraus sieht und auf Trennung gefasst ist. Unsre lieben Angehörigen sind nur geliehene Güter, und die Stunde, wo wir sie in des Herrn Hand zurückgeben müssen, ist vielleicht vor der Tür. Das Gleiche gilt noch mehr von unsren irdischen Gütern. Haben nicht die Reichtümer dieser Welt Flügel und enteilen unversehens? Auch unsre Gesundheit ist gebrechlich. Vergängliche Blumen des Gefildes sind beide; wir dürfen nicht darauf zählen, dass sie uns immer blühen. Es ist uns eine Zeit gesetzt zur Krankheit und Schwachheit, wo wir durch Geduld im Leiden unsren Gott verherrlichen dürfen, und nicht durch fruchtbare Tätigkeit. Es gibt kein Stück, wo wir hoffen dürften, den verwundenden Pfeilen der Trübsal zu entgehen; unsrer Tage keiner ist vor Kummer geschützt. Des Menschen Leben ist ein Kelch voll bitteren Weins; wer Freude sucht, möchte leichter in der Salzflut des Meeres Honig finden. Liebe Seele, richte dein Herz nicht auf das Irdische, sondern such, was droben ist; denn das hienieden ist, fressen die Motten, und die Diebe graben danach und stehlen; dort aber sind alle Freuden ewig und unverwelklich. Der Pfad der Trübsal ist der Weg zur Heimat. Herr, lass diesen Gedanken manchem müden Haupte zum sanften Ruhekissen werden!


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Hiob hat es wohl erfahren, dass es also ist, indem er sagt: Der Mensch, vom Weibe geboren, ist voll Unruhe, oder wie es nach dem Hebräischen heißt: satt von Unruhe, und kann es doch nicht bleiben lassen, er wird fortwährend wieder beunruhigt. Es gibt nun wohl so etliche Seelen ohne Sorgen, phlegmatische Menschen, die sich alles zurecht legen können und in keine Unruhe hineinkommen; wem es aber um Gerechtigkeit zu tun ist, wem es geht um seine Pflicht, er möchte alles gerne tun nach Gottes Wort und Gebot, wer Gerechtigkeit liebt und Sünde hasst, für den hört die Unruhe nie auf. Wenn ich nur weiß, dass ich Sünde habe, dann werde ich nie zu dem Lamm Gottes kommen; wenn ich aber erfahre, wie groß meine Sünde und Elend ist, dann kann ich es nicht aushalten, sondern ich muss schreien: Erlöse mich von dem Bösen, von der Ungerechtigkeit, von meinen Sünden! Da kommen denn manche Einwürfe dagegen auf: dein Gebet hilft dir nichts, dieser Riese wird nicht fallen, dieser Berg nicht weichen, da ist nun nichts zu machen, du musst dich schicken in dein Elend und dich dabei beruhigen, – aber das hilft alles nichts, die Unruhe bleibt; aber wie diese bleibt, wie der alte Adam sein Leben lang nicht stirbt, wie wir mit unserer verdorbenen Art unser Leben lang zu streiten haben, so steht andererseits auch fest die Ruhe in Christo. Wo denn der Teufel die Josua's verklagt, das Lamm aber als Bürge auftritt mit dem Wort: Ich will nicht, dass dieser ins Verderben fahre, – da ist ein anderes Buch aufgeschlagen, das Buch des Lebens des Lammes.

Wie sich erbarmet ein Vater seiner Kinder,
so voll von Huld erbarmt sich Gott der Sünder,
die hier gebeugt vor ihm um Gnade flehn,
Er weiß, dass er uns bildete aus Erde,
ist eingedenk, dass Staub zu Staube werde
und wir ohn' ihn ohnmächtig untergehn.