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Predigten zu Hiob 35,10

"Aber man spricht nicht: Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Gesänge gibt in der Nacht,"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Gott, der das Gesänge macht in der Nacht."

Ein jeder kann singen, so lange ihm die Sonne des Glückes scheint. Wenn der Becher gefüllt ist, trinkt man Begeisterung daraus. Wenn der Reichtum des Gefildes in unerschöpflicher Fülle ringsum uns her wogt, kann alle Welt Gott preisen, der eine reiche Ernte schenkt und den Segen in vollen Ladungen den Vorratshäusern zuströmen lässt. Es ist leicht für eine Windharfe, in sanften Tönen zu erklingen, wenn der Wind durch ihre Saiten haucht; aber Melodien ertönen zu lassen, wenn der Wind inne hält, das ist schwer für sie. Wenn wir die Noten bei Tageshelle lesen können, fällt's uns leicht zu singen; aber der ist ein geschickter Sänger, der auch denn singt, wenn kein einziger Lichtstrahl das Dunkel der Nacht erhellt, - der aus dem Herzen singt. Niemand kann in der Nacht aus eignem Antrieb einen Lobgesang dichten; er mag's versuchen; aber er erfährt, dass ein Lied in der Nacht aus göttlicher Eingebung fließen muss. Geht alles nach Wunsch, dann kann ich aus allen Blüten, die auf meinem Pfade emporspriessen, Gesänge und Loblieder zusammenweben; aber wenn ich in der Wüste bin, wo kein Halm wächst, woraus soll ich Gott einen Dankpsalm zum Strauße winden? Wie vermag der sterbliche Mensch, Gott eine Krone zu schenken, wo ihm alle Edelsteine fehlen? So lange meine Stimme klar und mein Leib voller Kraft ist, kann ich Gott lobpreisen; aber lähme meine Zunge, wirf mich auf das Lager des Leidens, wie kann ich da Gottes Preis singen, wenn nicht Er selbst mir das Lied in den Mund gibt? Nein, es liegt nicht in des Menschen Macht, zu singen, so ihm alles zuwider ist, wenn nicht die glühende Kohle vom Altar seine Lippen berührt. Es war ein göttliches Lied, das Habakuk sang, als er in der Nacht sprach: "Der Feigenbaum wird nicht grünen, und wird kein Gewächs sein an den Weinstöcken; die Arbeit am Ölbaum fehlet, und die Äcker bringen keine Nahrung, und Schafe werden aus den Hürden gerissen, und werden keine Rinder in der Ställen sein. Aber ich will mich freuen des Herrn und fröhlich sein in Gott, meinem Heil." Weil denn der Herr das Gesänge macht in der Nacht, so wollen wir auf Ihn harren für unsre Loblieder. O du großer Sänger, lass uns nicht lieblos, weil Leiden auf uns liegen, sondern stimme unsern Mund zur Melodie des Dankes.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Man fragt nicht: Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Lobgesänge gibt in der Nacht

Kennst du sie, die schlaflosen Nächte, da du dich hin und her wälzest auf den heißen Kissen, und dich nach dem ersten Schimmer der Morgendämmerung sehnst? O dann bitte den heiligen Geist, dass Er dir die Gnade schenke, deine Gedanken auf Gott, deinen Schöpfer, zu richten, und zu glauben, dass Er diese einsamen, trüben Stunden erfüllen wolle mit Lobgesang.

1. Kennst du die Nacht des Zweifels?

Ein heiliger Mann erzählt uns, dass einst, als er beim offenen Kaminfeuer saß, eine dunkle Wolke ihn befiel: schwere Zweifel nahten sich ihm; aber er blieb stille darunter und achtete nicht auf die verführerischen Stimmen; da wachte plötzlich die lebendige Hoffnung in ihm auf, und die Stimme der Wahrheit sprach in seinem Herzen: „Es gibt einen lebendigen Gott, der alles erschaffen hat.“ Alsbald verschwand die Wolke der Versuchung, und Freude überströmte ihn. Sein Herz frohlockte und er pries den lebendigen Gott. War das nicht ein Lobgesang in der Nacht?

2. Kennst du die Nacht der Trauer?

Ist es nicht also, dass Gott sich zu den verfallenen, trauernden Seelen in besonderer Weise naht und sie aufrichtet, mit der Versicherung, dass Er ihres Geliebten bedurfte, dass Er den feurigen, seinem Dienst ergebenen Geist gerufen habe zu der seligen Schar seiner unsichtbaren, befreiten, strahlenden Boten, die seiner Aufträge gewärtig stehen? – Wenn dieser Gedanke Eingang findet, ist er dann nicht der Anfang eines Lobgesanges?

3. Kennst du die Nacht der Entmutigung, des wirklichen oder vermeintlichen Misslingens?

Niemand versteht dich, deine Freunde haben nur Tadel für dich; aber dein Schöpfer tritt zu dir und gibt dir einen Lobgesang auf die Lippen – das Lied der Hoffnung, das Lied, das einstimmt in die starke, tiefe Harmonie seiner Führungen. – Ja, dein Leben sei ein Lobgesang!