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Predigten zu Hohelied 2,12

"Die Blumen erscheinen im Lande, die Zeit des Gesanges ist gekommen, und die Stimme der Turteltaube läßt sich hören in unserem Lande."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Die Blumen sind hervorgekommen im Lande, der Lenz ist herbeigekommen, und die Turteltaube lässt sich hören in unsern Lande."

Lieblich ist die Frühlingszeit; der lange und harte Winter lässt uns ihre lebenerweckende Wärme umso höher schätzen, und die Verheißung des Sommers, die sie uns bringt, erhöht die Freuden, die sie uns gewährt. Nach Zeiten geistlicher Niedergeschlagenheit ist es köstlich, wenn wir wieder das Licht der Sonne der Gerechtigkeit erblicken; dann erwachen unsre schlummernden Gnadengaben neu aus ihrer Erstarrung, wie Safran und Narzissen aus ihrem Beet von Erde; dann wird unser Herz fröhlich und singt liebliche Lieder des Danks, die schöner klingen als der schönste Gesang der Nachtigallen, - und die trostreiche Versicherung des Friedens widerhallt unendlich lieblicher als das sanfte Girren der Turteltaube in meiner Seele. Jetzt ist für meine Seele der Lenz gekommen, wo sie die Nähe ihres Freundes sucht; nun muss sie sich aufraffen aus ihrer angebornen Trägheit und ihren alten Umgang meiden. Hissen wir das Segel nicht auf, wenn der Wind günstig ist, so sind wir töricht und ernstlich zu tadeln: wir sollten die Zeiten der Erquickung nicht unbenutzt vorübergehen lassen. Wenn der Herr Jesus selbst uns mit seiner Liebe heimsucht und uns auffordert, uns zu erheben, wie können wir so böse sein, und sein Verlangen abweisen? Er ist auferstanden, auf dass Er uns nach sich ziehe; Er hat uns nun durch seinen Heiligen Geist erquickt, damit wir in Erneuerung unsres Lebens uns in die himmlischen Wohnungen begeben und uns seines Umgangs erfreuen. Unser Winter mit seiner Kälte und Gleichgültigkeit mag nun aufhören; wenn der Herr einen Frühling in uns schafft, so lass den Saft mit neuer Kraft aufsteigen und unsern Zweig Knospen treiben mit heiligem Ernst. O Herr, wenn in meinem erstarrten Herzen noch kein Frühling ist, o, so bitte ich Dich, erwecke ihn, denn ich bin herzlich müde, Dich zu missen. Ach! wann willst Du den langen harten Winter auftauen? Komm, Heiliger Geist, und erneuere meine Seele! Belebe mich, erquicke mich, und sei mir gnädig! In dieser Abendstunde will ich den Herrn ernstlich bitten, Mitleid zu haben mit seinem Knecht, und mir eine selige Erneuerung geistlichen Lebens zu gewähren.