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Predigten zu Hohelied 3,1

"Auf meinem Lager in den Nächten suchte ich, den meine Seele liebt: ich suchte ihn und fand ihn nicht."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Ich suchte, aber ich fand Ihn nicht."

Sage mir, wo du die Gemeinschaft Christi verloren hast, so will ich dir sagen, wo du sie am leichtesten wieder findest. Hast du deinen Heiland im Kämmerlein verloren, als du im Gebet lässiger wurdest? Dann musst du Ihn dort auch wieder suchen und finden. Verlorst du den Herrn durch die Sünde, dann findest du Ihn nicht anders wieder, als wenn du die Sünde aufgibst und durch den Heiligen Geist das Glied, in welchem die Sündenlust wohnt, zu ertöten suchst. Hast du Christum verloren durch Gleichgültigkeit gegen sein heiliges Wort? Dann suche Christum in der Schrift. Es ist ein wahres Sprichwort: "Suche deine Sachen, wo du sie verloren hast." So suche deinen Freund, wo du Ihn verloren hast, denn Er ist nicht weggegangen. Aber es ist ein hartes Stück Arbeit, umkehren, um Christum zu suchen. Bunyan erzählt uns, der Pilger habe seinen Weg so beschwerlich und traurig gefunden, wie den zurück zur Laube der Erholung am Hügel Beschwerde, wo er seinen Brief verloren hatte. Fünf Stunden steigen, ist leichter, als eine Viertelstunde zurückgehen, um den verlornen Pfad wieder zu suchen. Darum, wenn du deinen Herrn gefunden hast, so bleibe bei Ihm. Aber wie kommt's, dass du Ihn verloren hast? Man sollte denken, du hättest einen so unvergleichlichen Freund nie verlassen sollen, dessen Nähe so selig, dessen Rede so tröstlich, und dessen Umgang so erquickend ist! Warum hast du denn nicht jeden Augenblick auf Ihn geachtet, damit du Ihn nicht aus den Augen verlörest? Und doch ist's jetzt, da du Ihn verloren hast, eine große Gnade, dass du Ihn suchst, trotz deines bangen Seufzens: "Ach, dass ich wüsste, wo ich Ihn finden soll!" Geh' und suche, denn es ist gefährlich, wenn du ohne deinen Herrn bist. Ohne Christum bist du wie ein Schaf ohne Hirt; wie ein Baum ohne tränkendes Wasser; wie ein welkes Blatt im Sturm, abgelöst vom Baum des Lebens. Suche Ihn von ganzem Herzen, so lässt Er sich von dir finden; nur biete alles auf, Ihn zu suchen, und du wirst Ihn wieder finden, zu deiner Freude und Wonne! "Jesu, meine Freude, Meines Herzens Weide, Jesu, meine Zier! Ach, wie lange, lange, Ist dem Herzen bange, Und verlangt nach Dir!"


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht

Gott lässt uns suchen; Er verbirgt sich, um uns zu sich zu ziehen. Was hat doch unser Menschengeschlecht seinem Verbergen zu danken! Er hat die Perlen verborgen im Ozean, Juwelen in den Felsen, Kohlen in der Erde, Fische in der Tiefe des Meeres. Hierdurch hat Er die Menschen aus ihrer Trägheit und Untätigkeit zu angestrengtem, kräftigem Arbeiten angespornt; so dass der erzielte Gewinn nicht nur in den gefundenen Schätzen besteht, sondern in der Entwicklung ihrer schlummernden Fähigkeiten, die durch das Suchen geweckt worden sind.

Ist es nicht auch also im geistlichen Leben? Unser himmlischer Freund zieht sich zurück, nicht aus Zorn oder Betrübnis, sondern damit wir des inne werden, dass wir noch nicht vollkommen sind, und damit wir uns desto mehr strecken nach der Erkenntnis des HErrn und alles das ergreifen, wozu wir von Christo Jesu ergriffen sind. Gräme dich nicht, mein Bruder, wenn du etwa nicht mehr die gewohnte Freude hast an gewissen Liedern, Gottesdiensten, Büchern oder Lehrern. Dein Meister hat sich vielleicht davon zurückgezogen, dass du vorwärts strebest und Ihn nur desto eifriger suchest. Ruhe nicht, bis du Ihn durch noch tiefergehende Offenbarung wieder findest. Die Wächter, die in der Stadt umgehen – wahrscheinlich Boten göttlicher Wahrheit – mögen dir vielleicht bei deinem Suchen nicht helfen können; aber der heilige Geist selbst wird dich in alle Wahrheit leiten. Öffne Ihm dein Herz! Dann wirst du, indem du von irdischen Lehrern dich losmachst, nach kurzem Ihn finden, den deine Seele liebt, oder von Ihm gefunden werden. Halte Ihn dann nur fest, oder vielmehr lass dich fest halten von Ihm. Welch ein tiefes, wohltuendes Motto ist dies: „Teneo et Teneor!“ – „Ich halte und werde gehalten!“