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Predigten zu Hosea 14,4

"Ich will ihre Abtrünnigkeit heilen, will sie willig lieben; denn mein Zorn hat sich von ihm abgewendet."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Die Gnadenwege Gottes mit Israel (II)

"Wir wollen nicht mehr auf Rossen reiten und sagen zu den Werken unserer Hände: Ihr seid unser Gott, sondern lass die Waisen bei dir Gnade finden! So will ich ihr Abtreten wieder heilen; gerne will ich sie lieben."

Die Buße besteht nicht nur in einem reumütigen, offenen Bekenntnis, sondern auch in einem tatsächlichen Abtreten von der bisherigen Ungerechtigkeit. Das Hauptkennzeichen des unbekehrten Menschen ist Selbstvertrauen und Vertrauen auf sichtbare Mittel und Stützen. "Wir wollen nicht mehr auf Rossen reiten", vielmehr von aller eigenwilligen Selbsthilfe uns gründlich lossagen. Sie erkennen jetzt: Rosse helfen auch nicht, und ihre große Stärke errettet nicht. Nun geben sie ihren Götzen, überhaupt allem Selbstwirken und aller Selbstvergötterung den Abschied. Sie fühlen sich nur als "schwache Waisen". Die trotzige Kraft ist gebrochen. Sie stehen nicht mehr stark und fest auf ihren Füßen. Sie sind wie unmündige Kinder, die sich gern an der Hand nehmen und führen lassen. Sie können gar nichts mehr vor ihren Gott bringen als ihre Ohnmacht und Schwäche. Alle ihre Rechte sind ihnen abhanden gekommen. Sie können sich nur aufs Armen- und Waisenrecht berufen. - Zu einer völligen Bekehrung gehört ein gründliches Zerbrechen. Alle Selbstherrlichkeit, alles Selbstmachenwollen muss dahinfallen. Wie tief steckt es im Menschen drin! Er zerarbeitet sich in der Menge seiner Wege und lässt nicht ab, solange er noch seine Hand rühren kann (Jes. 57, 10). Erst wenn das eigene Wirken aufhört, kann der Herr wirken und seine Lebensmacht offenbaren. - Die göttliche Antwort ist großartig. Er will die Folgen ihres Abfalls wiedergutmachen. Er schlägt und zerschlägt. Aber er verbindet auch wieder. Er tötet und macht lebendig. Der Schaden ist verzweifelt böse, und die Wunden sind unheilbar. Aber er kann sie heilen. Er ist der Arzt ohnegleichen. Die Arznei, die er uns darbietet, ist das Blut seines Sohnes. Durch seine Wunden sind wir geheilt. Die Rechtfertigung des Sünders oder seine Begnadigung ist zugleich eine Genesung. Mit der Vergebung kommt auch neue Belebung. - Wie gern liebt Gott! Liebe ist ja sein Wesen. Es ist ihm schwer, zu zürnen. Seine Lust ist, zu lieben und zu segnen. Sobald er ein wirklich bussfertiges Herz findet, das sich nach ihm ausstreckt, kann er gar nicht anders als sich zu einem solchen zerbrochenen und zerschlagenen Herzen beugen und es erquicken. "Ich muss mich seiner erbarmen", heißt es bei ihm. Es ist ein innerer Drang in Gott. Wenn er zürnt, ist er nicht in seinem eigentlichen Element. Er muss sich förmlich Gewalt antun, seine Liebe zurückzuhalten (1. Mose 42, 7). Sobald der Mensch sich demütigt, schließt ihn Gott in seine Liebe ein. - Wir haben keinen Grund, uns darüber zu beklagen, dass Gott uns nicht liebhat. Wenn wir von seiner Liebe noch nicht durchdrungen sind, liegt es nur an uns. Da fehlt es noch an der rechten Beugung, oder es sind noch Götzen da, die wir nicht fahrenlassen wollen. Die Liebe Gottes überströmt jedes Herz, das sich ihr aufschließt und die Hindernisse wegräumt, die den Strom der Liebe Gottes aufhalten. Die Liebe Gottes aber ist das tiefste Glück einer Seele. Sie ist der Himmel im Herzen.