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Predigten zu Jeremia 1,6

"Und ich sprach: Ach, Herr, der HERR! Siehe, ich weiß nicht zu reden, denn ich bin jung ."

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Ein unendlicher Schrecken befällt gerade die ernstesten Christen, wenn sie den Auftrag bekommen, Zeugen ihres Herrn in einer widerstrebenden und gottlosen Welt zu sein. So ging es auch dem Jeremia, als das Wort des Herrn zu ihm geschah. Jeremia ist zu Tode erschrocken: „Ach, Herr, Herr, ich tauge nicht zu predigen, denn ich bin zu jung.“

„Ich bin zu jung im Glauben“, sagen wir, wenn der Auftrag an uns ergeht, und wollen uns erschrocken zurückziehen. Und wie war es hei Mose? Als der Herr ihn in der Wüste am Horeb berief, da entschuldigte er sich: „Ich habe eine schwere Zunge." – „Mir liegt das nicht", sagen wir, wenn der Ruf des Herrn an uns ergeht, Seine Zeugen zu sein. Wie gut verstehen wir den Propheten Jona, der einfach die Flucht ergriff, als der Herr ihn zum Zeugen berief!

„Ich tauge nicht!" Das ist ein wahres Wort. Wer sollte auch wohl tauglich sein, Gottes Mitarbeiter zu werden! Aber seltsam – so richtig dieses Wort ist – Gott lässt es trotzdem nicht gelten. Gott überwand den Jeremia und machte ihn zu einem gewaltigen Zeugen. Und so überwand Gott den Mose. Und den Jona?

Und so lässt auch uns der Herr nicht los mit Seiner Forderung: „Ihr sollt meine Zeugen sein!" Und wenn wir tausendmal nicht taugen – durch diese Forderung macht der Herr offenbar, dass Er Sein Reich bauen will mit untauglichen Mitteln und Leuten, auf dass Er allein den Ruhm habe. Das ist Gottes Art, „dass mit zerbrochenen Stäben / er seine Wunder tat / und mit geknickten Reben / die Feinde untertrat." Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Ich sprach: Ach, HErr! Ich tauge nicht zu predigen, denn ich bin zu jung

Die Empfindung der Hilflosigkeit ist von höchster Bedeutung für die Vorbereitung zum Predigtamt. Wer sich zum Reden befähigt glaubt, wird niemals Gottes Sprachrohr werden; während einer, der keiner eigenen Worte sich rühmen kann, erstaunt sein wird, wie gewaltig und unaufhörlich der Strom heiliger Rede seinen Lippen entquillt. Was du nicht kannst, das kann Gott; und das Bewusstsein deiner Untüchtigkeit ist eben die notwendige Bedingung, wenn der Geist deines Vaters durch dich reden soll. Suche dir des Heilands Bekenntnis anzueignen: „Die Worte, die Ich zu euch rede, die rede Ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der in mir wohnt, derselbige tut die Werke.“

Wie oft sind die größten Männer zusammengebrochen unter dem Gefühl ihrer Unzulänglichkeit! Eine Begebenheit aus dem Leben Livingstones fällt mir soeben ein: er hatte eines Sonntags bei der jährlichen gemeinsamen Abendmahlsfeier in Kirko' Schotts mit wunderbarer Macht gesprochen, und wurde darauf gebeten, am folgenden Morgen wieder zu predigen. Er versprach es unter der Bedingung, dass seine Freunde die Nacht im Gebet zubringen wollten. Als er am Morgen erwachte, war er so überwältigt von der Empfindung seiner Untüchtigkeit, dass er sich eine Stunde weit aus der Stadt entfernte. Er wurde jedoch zurückgebracht, und predigte dann mit so wunderbarer Überzeugungskraft, dass fünfhundert Seelen bekehrt wurden. Der Schreiber dieser Blätter wird niemals vergessen, welchen Trost die obige Stelle ihm in seiner frühen Jugend gab, als ihm bange war, er werde niemals zum Dienst des Evangeliums taugen. Eines Morgens, vor vielen Jahren, als er voll Angst, ob er wirklich zum Predigtamt berufen sei, die Bibel öffnete, fiel sein Blick gerade auf diese Worte, und nun darf er mit Freude Gottes Treue preisen.