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Predigten zu Jeremia 1,9

"Und der HERR streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an, und der HERR sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund."

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Der Spruch ist aus dem Kapitel genommen, da Jeremia berufen wurde zu einem Propheten Gottes, und zwar zu einem Propheten, der nichts als Jammer und Leid über Jerusalem anzukündigen Beruf bekam. Jeremia hat's da schwer gehabt. Er sah nach außen die schönste Blüte der Stadt und des Volkes, und sah im Geiste vor Augen, wie alles, alles zerstört, und was für ein Blutbad angerichtet werden würde; und immer wieder muß er auftreten und es sagen, wie es gehen werde, wodurch er sich auch fort und fort bei allen verfeindete. Ein solcher Prophetenberuf hat sein Schweres und Peinliches. Doch wurde derselbe dem Jeremia damit erleichtert, daß er auch Blicke in eine spätere Gnadenzeit bekam, und vieles von der Zukunft des Heilandes reden durfte. Es sollte nur das jetzige Geschlecht zertrümmert, das eigentliche Volk Gottes nicht vernichtet werden.

Bei seiner Berufung, heißt es, reckte der HErr Seine Hand aus und rührete seinen Mund an. Wie das geschah, ist nicht gesagt, wie überhaupt die Art und Weise, wie die Propheten berufen wurden, nicht nach allen Seiten uns klar vor Augen gestellt wird, - wir verständen's auch gar nicht. Doch müssen wir, auch wenn geradezu Gott selbst genannt wird, der einem Propheten sich nahete, stets einen Engel als den Stellvertreter Gottes uns darunter denken, wie auch bei Jesaja (6,6.7) ein Seraph es war, der Ähnliches tat. Aber wenn nun der Engel des Jeremia Mund rührete, so kam etwas von Gott in des Propheten Wesen hinein, etwas vom heiligen Geist, dazu Weisheit, Kraft, Mut, Verständnis, Klarheit. auch Fähigkeit, leicht die Stimme des HErrn zu vernehmen und in Worte zu fassen. Deswegen heißt es: „Siehe, Ich lege meine Worte in deinen Mund.“ Es wird auch dem Jeremia ein für allemal etwas gegeben; und im Verlauf verstand dann er leicht, was der HErr im einzelnen Fall ihm und dem Volke durch ihn sagen wollte.

Eine große Gnade ist damit der Menschheit zugekommen, daß sich also Gott offenbarete. Auf diesem Wege bekamen wir das ganze Alte Testament, und sind alle Offenbarungen uns zugekommen; und wenn wir diese Kundgebungen Gottes bei Seite legen, so fehlt uns der rechte Halt, sofern wir uns auf eigene Füße stellen, dabei aber nichts wissen, Leute sind, die nichts verstehen, wenn wir auch meinen, wir wüßten alles, wie' s damals bei denen war, die den Jeremia verschmähten. Je mehr wir in dem Wort Gottes suchen, desto mehr Geist und Klarheit kommt auch über uns. Dazu kann und will der HErr im neuen Bunde, da wir „alle sollen von Gott gelehret sein“, auch unsern Mund rühren, wenn wir in Seinem Dienste zu reden und zu zeugen haben; denn es „soll uns zur Stunde gegeben werden, was wir reden sollen.“ „Denn ihr seid es nicht,“ sagt der HErr, „die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet“ (Matth.10,19.20). Wären wir nur williger und geschickter, unser Eigenes fahren, und Gott allein im uns reden zu lassen!

Mel. Alle Menschen müssen. Dein Geist, Deinem Volk gegeben, Wehte die Propheten an; Endlich hat der Sohn das Leben Selbst auf erden kund getan. Du sendst Deiner Boten Scharen, Deinen Rat zu offenbaren, Und an deines Sohnes Heil Nehmen auch die Heiden Teil.