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Predigten zu Jesaja 30,19

"Denn ein Volk wird in Zion wohnen, in Jerusalem. Du wirst nie mehr weinen; er wird dir gewißlich Gnade erweisen auf die Stimme deines Schreiens. Sobald er hört, wird er dir antworten."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Du wirst nicht weinen."

Wenn wir aus solchem Wort eine Zusage herauslesen würden, dass die Kinder Gottes auf Erden nie mehr Grund zum Weinen haben sollen, so wäre das ein Unrecht gegen den Zusammenhang, und gegenüber der wirklichen Erfahrung einfach nicht wahr. Allerdings werden wir in der ewigen Vollendung nicht mehr weinen, denn Gott wird abwischen alle Tränen; es wird kein solcher Schmerz mehr da sein. Und das ist eine schöne und selige Aussicht, die imstande ist, jetzt schon manche bittere Stunde zu versüssen. Aber solange wir im empfindsamen Fleische wallen, ist uns die lautlose Begleiterin des Schmerzes, die Träne, eine Erleichterung, wie der Dichter andeutet: der tiefste Schmerz hat keine Tränen. - Vielleicht könnte man sagen, je älter wir werden, desto seltener werden die Tränen. Das Kind kann fünfmal am Tage weinen und lacht im nächsten Augenblick wieder; der Mann weiss sich nicht nur mehr zu beherrschen, so dass er seltener weint, er kann sich auch ganz anders an starke Trostgedanken halten. Auch beim Christen muss das Weinen immer seltener werden. Viel Tränen sind ein Zeichen von Schwäche; je näher wir dem Freudenmeister kommen, desto mehr sind die Stimmungen der Trostlosigkeiten verflogen.

Herr Jesus, du hast schon überwunden - wir sind noch im Tränental. Lass von deiner Freudenquelle uns soviel heimliche Stärkung zufließen, dass wir etwas Besseres haben, als Tränen. Du bist unser Licht und Glück und Trost. Amen.