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Predigten zu Jesaja 30,18

"Und darum wird der HERR verziehen, euch gnädig zu sein; und darum wird er sich hinweg erheben, bis er sich euer erbarmt; denn der HERR ist ein Gott des Gerichts. Glückselig alle, die auf ihn harren!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Darum harret der Herr, dass Er euch gnädig sei."

Gott verzieht zuweilen mit der Erhörung des Gebets. Uns sind in der Heiligen Schrift verschiedene Beispiele hierfür aufbewahrt; Jakob empfing vom Engel den Segen nicht bis gegen Tagesanbruch; er musste die ganze lange Nacht mit ihm darob ringen. Das arme griechische Weib aus Syro-Phönice erhielt lange nicht eine einzige Silbe zur Antwort. Paulus flehte dreimal zum Herrn, dass "der Pfahl im Fleisch" von ihm weichen möchte und erhielt keine Zusicherung, dass er sollte von ihm genommen werden, sondern stattdessen eine Verheißung, dass er sich solle genügen lassen an Gottes Gnade. Wenn du angeklopft hast an der göttlichen Gnadenpforte, und hast keine Antwort empfangen: soll ich dir sagen, warum der allmächtige Schöpfer dir die Tür nicht aufgetan und dich nicht eingelassen hat? Unser Vater hat seine besonderen Gründe, wenn Er uns warten lässt. Manchmal will Er uns damit seine Macht-Vollkommenheit und Unumschränktheit beweisen, auf dass die Menschen erkennen sollen, dass Jehovah ein Recht habe, zu geben oder zu nehmen. Noch öfter ist das Verziehen zu unserm Heil notwendig. Du musst vielleicht warten, damit dein Verlangen inniger und glühender werde. Gott weiss wohl, dass das Harren die Sehnsucht belebt und vermehrt, und dass, wenn Er dich warten lässt, du umso mehr deine Hilfsbedürftigkeit erkennst und die Hilfe umso ernstlicher suchst, und dass du die Gnade um des langen Verzuges willen nur umso höher schätzest. Es haftet vielleicht auch etwas Unrechtes an dir, das weggenommen werden muss, ehe dir des Herrn Freude zuteil wird. Vielleicht ist dein Verständnis des Heilsplanes noch mangelhaft, oder du verlässt dich noch irgendwie auf dich selbst, statt dass du einfältig und völlig auf den Herrn Jesum dein Vertrauen setzest. Oder Gott lässt dich eine Weile warten, damit Er dir zuletzt die Reichtümer seiner Gnade umso völliger erzeige. Deine Gebete werden im Himmel alle aufbewahrt, und werden sie auch nicht sogleich erhört, so werden sie nicht vergessen, sondern werden in einer Kürze erfüllt werden zu deiner Freude und Befriedigung. Lass dir dein Zagen und Zweifeln den Mund nicht stopfen, sondern fahre inständig fort mit ernstlichem Flehen. "Er wird dir gnädig sein, wenn du rufst; Er hat sich aufgemacht, dass Er sich deiner erbarme."


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Zwei lange Jahre war ich als junger Soldat nicht auf Urlaub gewesen. Zwei Jahre, vollgepackt mit Kampf, Not und Erleben. Und nun war mir auf einmal der Urlaub unerwartet in den Schoß gefallen. Mitten in der Nacht kam ich in der Heimatstadt an. Mit meinem schweren Gepäck mache ich mich auf den Weg — nach Hause. Von weitem sehe ich mein Elternhaus im Mondschein liegen. Oh, wie lange bin ich weg gewesen! Werden sie noch an mich denken? Bin ich nicht allmählich ausgeschlossen vom Leben zu Hause?

Fast unwillkürlich probiere ich den Pfiff, mit dem wir Jungen uns anmeldeten. Ganz leise nur. Dann gehe ich weiter. Doch als ich an das Elternhaus komme, brennen da alle Lichter. Und die Mutter fliegt mir in die Arme. „Woher wißt Ihr denn, daß ich komme?" — „Oh mein Junge, • ich habe dich doch pfeifen gehört!" Da wußte ich: Nein, ich war nicht vergessen. Tag und Nacht hatte das Mutterherz auf den Sohn gewartet. Im Schlafen und Wachen hatte es geharrt.

Noch viel treuer und gespannter und bereiter wartet auf uns alle, auf Gerechte und Sünder, Große und Kleine, das Herz unseres Heilandes. „Darum harret der Herr, daß er euch gnädig sei." Wem das aufgeht, der erschrickt, daß er den Herrn Himmels und der Erde warten ließ; der erschrickt, daß ihm irgend etwas wichtiger war als dies Warten Jesu; der läßt sich durch niemand und nichts mehr aufhalten, bis er — wie der verlorene Sohn in den Armen des Vaters — bei seinem Herrn angekommen ist. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Darum harret der HErr, dass Er euch gnädig sei

So lange das Volk sich selbst helfen wollte, Boten nach Ägypten sandte und einen Verbündeten suchte gegen den eingedrungenen Feind, konnte Gott nichts für Israel tun; Er musste warten, bis sie in einfältigem Vertrauen zu Ihm zurückkehrten. Wenn sie umkehrten und stille blieben, so würde ihnen geholfen werden. Zuerst sagten sie: Nein. Das einfache Vertrauen auf Gott war ihnen zuwider. Es schien ihnen ganz unmöglich, dass Er, wenn sie sich einfach auf Ihn verließen, mehr für sie tun würde, als sie durch ihre aufs äußerste gespannten Anstrengungen erreichen könnten. Indessen harrte Gott, bis jegliche Aussicht auf Hilfe versagte und ihre eigene Kraft so tief gesunken war, dass Er eingreifen und sie retten konnte. Erinnert uns dies nicht an Vorgänge in unserem Leben? Es dauert oft lange, bis wir lernen umkehren stille sein und hoffen. Wir verlassen uns auf unsere Wagen, auf Rossen wollen wir rasch entfliehen. Es ist natürlich ganz recht, die uns gebotenen Mittel zu gebrauchen: aber die große Versuchung liegt darin, dass wir sie an die Stelle Gottes setzen, und uns auf sie verlassen. Du hast vielleicht versucht, der gerechten Strafe deiner Schuld zu entgehen, dich zu retten vor der Verfolgung des Feindes, aus den verwickelten Verhältnissen, die dir Verlegenheiten bereiten; unruhig und aufgeregt bist du hierhin und dorthin gelaufen. An wie vielen verschlossenen Türen hast du angeklopft, während dein Gott die ganze Zeit harrete, dass Er dir gnädig sei, wartete, bis du am Ende deiner eigenen Bemühungen angelangt wärest, bis du gleich einem im Wasser Ertrinkenden deine vergeblichen Anstrengungen aufgegeben hättest, um dich an die starken Arme seiner ewigen Liebe anzuklammern. Er ist erhöhet, dass Er sich unser erbarme; aber Er ist ein Gott des Gerichts, oder wörtlich: der Ordnung. Er hat nur einen Weg der Hilfe. Wohl allen denen, die seiner harren. Die Seele, die des HErrn harret, wird Ihn finden.