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Predigten zu Jesaja 32,17

"und das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein, und der Ertrag der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit ewiglich."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"... der Gerechtigkeit Nutzen wird ewige Stille und Sicherheit sein."

Was braucht die Gerechtigkeit noch für einen besonderen Nutzen zu bringen, wenn sie doch selbst schon solch ein wundergroßes Gut ist? Nun, dann sage statt Nutzen Wirkung oder Segen oder Frucht. Gegenüber der Mühe und allem Unfrieden der Gottlosen, gegenüber all der Unsicherheit und Beklommenheit der Halbgläubigen hebt sich wie ein Fels aus der Brandung die Glaubensgerechtigkeit mit ihren Kindern: Stille und Sicherheit! Bist du in Jesu geborgen als ein teuer erkauftes Eigentum, dann musst du etwas erfahren von Stille und Sicherheit. Stille vor Gier und Leidenschaft und Kleinmut, Sicherheit vor Zweifel, Unglaube und Angst! Es bleiben immer noch Kämpfe und Aufgaben genug, denen wir uns nicht entziehen können, solang es soviel Sünde und soziale Not in der Welt gibt. Aber alle diese Stürme dürfen nicht die innige Geborgenheit in Christo stören. Wir müssen unsern Friedenshafen in der Brust bei und mit uns haben, wenn wir die Arbeit des Reiches Gottes treiben. Der Nutzen der Gerechtigkeit ist wie ein Gewinn, der auf unser Teil kommt; sieh zu, dass niemand dir deinen Gewinnanteil nimmt.

Herr Jesu, ich danke dir für deine Güte und gebe dir heute abend mein müdes Herz und Leben. Mach mich stille in dir, dass alle Sorgen weg sein müssen und alle Fragen und Zweifel schlafen. Segne mich, Herr Jesu! Amen.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein."

Luther sagt: "Ein wahrhaft gutes Gewissen hat Friede, wenn Gott nahe ist; wenn Er aber fern zu sein scheint, dann fürchtet es sich." Der Gläubige wird getröstet, wenn Christus sich offenbart, der Ungläubige wird erst recht erschreckt. Der Gläubige spricht: "Wenn ich nur glauben kann, dass alles wahr ist, was von dem Herrn Christus geschrieben steht, dann habe ich Trost." Der Ungläubige bebt gerade vor dem Gedanken, dass alles wahr sei, was die Schrift von Christus enthält.

Achte wohl auf dieses Zeichen, denn es ist ein untrügliches Zeugnis dafür, wie du in Wahrheit zu Gott und zu deinen Sünden stehst. Es zeugt davon, inwiefern du mit dem Richter einen Vergleich gemacht hast, inwiefern du am Gnadenthron zu weilen pflegst, dort deine Sünden ans Licht ziehst und Versöhnung suchst, oder ob du dich im Gegenteil von Gott fernhältst und nicht mit ihm von deinen Sünden redest. Es stand nicht gut um David, als er sich fern von Gott hielt und Ihm nicht seine Sünden bekannte. Als er dagegen seine Sünden bekannte und Vergebung empfing, erhielt er Frieden, so dass er mit Herzensfreude singen konnte: "Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind." Er hatte nicht den Trost, sich keiner Sünde mehr bewusst zu sein. Er sagt im Gegenteil, dass "alle Heiligen" ihre Sünden so bekennen sollten, auf dass "wenn große Wasserfluten kommen, sie nicht an dieselben gelangen." Damit gibt er deutlich zu verstehen: Der Friede der Heiligen besteht nicht darin, dass sie sich keines Bösen bewusst sind, sondern darin, dass sie ihre Sünden bekennen und Vergebung haben.

Also hängt der Gewissensfriede von der Vergebung der Sünden ab, wogegen ein schauerliches Beben vor Gott von einem unversöhnten Zustand zeugt. Aber dies dürfen wir nicht so verstehen, als ob alles Beben vor Gott von einem solchen Zustand zeugte. Wie aus den Psalmen Davids und allen Geschichten der Heiligen klar hervorgeht, kann Gott Seine Heiligen so bekümmern und erschrecken, dass sie nichts anderes fühlen, als dass Gott ihnen zürne, so dass sie ernsthaft beben und "vor Unruhe ihres Herzens heulen". Beachte aber den Unterschied! Dies ist dann etwas Gelegentliches und Vorübergehendes; ihr eigentliches Leben ist Friede mit Vertrauen auf Gott, wie der Apostel sagt: "Geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede." Und abermals: "Ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet, sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!" Doch teils durch schwerere Prüfungen vor Gott, teils durch die uns noch anklebende Sünde und Schwachheit im Glauben kommt es dennoch dazu, dass die Heiligen zuweilen zittern. Das bedeutet nichts Böses, wenn das Leben im großen und ganzen ein versöhntes, gläubiges Leben ist. Es wäre im Gegenteil ein bedenkliches Zeichen, wenn der Glaube und der Friede durch das soeben Genannte nicht erschüttert würden. Die Geschichten der Heiligen beweisen dies in großer Deutlichkeit.

Etwas ganz anderes ist es, wenn das eigentliche Leben eines Menschen fern von Gott ist, so dass er bei dem Gedanken an das Gericht erbebt. Solches zeugt von einem falschen, unversöhnten Geist. Daher rührt es, dass "die Gottlosen keinen Frieden haben, sondern wie ein ungestümes Meer sind". Die meisten unter ihnen sind in falschem Frieden so verblendet und bezaubert, dass sie, wie Hiob sagt, "mit Pauken und Harfen jauchzen und fröhlich sind mit Pfeifen. Sie werden alt bei guten Tagen und erschrecken kaum einen Augenblick vor der Hölle." Andere aber sind sich ihres unversöhnten Zustandes bewusst und haben einen düsteren Geist oder wenigstens eine geheime Ahnung davon, was ihrer wartet. Ein solcher Mensch kann sich zwar bemühen, seine Unruhe mit Werken der Barmherzigkeit oder Andachtsübungen und vielerlei Derartigem zu beschwichtigen. Der Gedanke an das künftige Gericht und die Ewigkeit beunruhigt ihn aber immer aufs neue. Er kann nie dessen gewiss sein, dass er genug getan habe, um selig zu werden. Er befürchtet immer, dass doch noch etwas fehlen könnte, und denkt an eine Zukunft, wo es besser werden soll, - oder er sucht die Forderungen Gottes so herabzusetzen und sie seinem Zustand und Lebenswandel so anzupassen, dass er wagen könnte, auf ein gnädiges Urteil zu hoffen. So schwebt seine Seele auf den Wellen des stürmischen Meeres auf und nieder, und alles ist so, wie Gott sagt: "Sie haben keinen Frieden." Wenn die Strafgerichte Gottes oder der Tod und die Ewigkeit oder die Nähe des Herrn ihnen plötzlich vor die Augen treten, dann beben sie. Sie scheinen Frieden zu haben, aber nur solange sie nichts von Gott spüren. Ihr Friede ist vorbei, wenn sie gewahr werden, dass der Herr nahe ist.

Das ist ein unglückseliger Zustand. Möchte ein jeder dies zu Herzen nehmen und sich vor dem Herrn fragen: "Habe ich Frieden mit Gott? Habe ich die Versöhnung gesucht und gefunden? Kann ich in dieser Stunde dem Richter begegnen? Habe ich mehr Frieden, wenn Gott mir nahe scheint, so dass ich leide, wenn ich Seine Gegenwart vermisse? Oder ist es eine Bedingung für meinen Frieden, dass ich Gott vergessen kann?" Das zeugt davon, wie es um das Gewissen steht.

Ist es öde und leer allzeit In dem Herzensschrein, Suchst vergeblich du Ruh und Freud Hier durch Trug und Schein, Dann hat Jesus, das Licht der Welt, Noch nicht hineingeschienen; Denn wo Er kommt, da wird es hell, Da fängt es an zu grünen.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein, und der Gerechtigkeit Nutzen wird ewige Stille und Sicherheit sein."

Gerechtigkeit und Friede gehen Hand in Hand. Es kann in der Regierung des heiligen Gottes nicht anders sein. Denn Gerechtigkeit ist seines Stuhles Festung, und der Friede, nach dem das Herz sich sehnt, muss auf Gerechtigkeit beruhen. Wohl uns, dass Gottes Liebe den Weg gefunden hat, die Sünder gerecht zu machen durch den Einen, der die Strafe auf sich nahm, auf dass wir Frieden hätten. Am Kreuze Jesu haben Gerechtigkeit und Friede sich geküsst (Ps. 85, 11). So wir sind gerecht geworden durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott. Immer wieder treffen wir die beiden vereint.

Aber diese gottgeschenkte Gerechtigkeit muss und wird sich im äußeren Wandel bekunden. Der Gerechte wird das Rechte tun, das heißt, er wird die Sünde hassen und meiden und sich in allen Dingen der Heiligung befleißigen. Nur dann ist sein Friede bleibend. Denn die kleinste Sünde verstösst gegen die Gerechtigkeit und trübt den Frieden. Wenn eine solche vorgekommen ist, muss sie sofort durch aufrichtiges Bekenntnis vor Gott gebracht und gerichtet werden. So wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, uns die Sünden zu vergeben, und in seiner Gerechtigkeit finden wir den Frieden wieder.

Jesu, verklär' Dich in mir noch mehr, Dass solchen Frieden ferner nichts stör, Wie ja ein Vater Gutes gern gibt, Schenkst Du auch Deinem Kind, das Dich 1iebt, Frieden, den keine Wolke mehr trübt.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein

Gerechtigkeit geht dem Frieden voran. Das ist die Ordnung des heiligen Gottes:

1. In dem Heilsweg, den Er uns führt

Der Schreiber des Hebräerbriefes bezeugt es deutlich, dass Melchisedek, Christi Vorbild, zuerst ein König der Gerechtigkeit genannt wurde und als dann ein König des Friedens. Zu der Stelle Röm. 3,21 – 26 wird dasselbe angedeutet: „Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott.“

2. In unserem inneren Leben

Manche trachten nach Frieden ohne Rücksicht auf die Gerechtigkeit. Sie wollen etwa gewisse, längst begangene Fehler, nicht wieder zurecht bringen lassen. Sie wollen nicht, dass das Licht des Geistes Gottes ihre Vergangenheit durchforsche, weil sie wohl wissen, dass sie sich dadurch der unvermeidlichen Notwendigkeit aussetzen, Sünden zu bekennen und möglichst wieder gut zu machen. Wenn sie sich aber den Grundlagen des Friedens nicht unterwerfen wollen, so gehen sie seiner verlustig. Du musst, so weit deine Erkenntnis geht, gerecht sein, ehe du Frieden haben kannst.

3. In den Beziehungen der Menschen untereinander

Bemühe dich, den Zwistigkeiten und Missverständnissen auf den Grund zu kommen. Jegliche Frage hat zwei Seiten: eine richtige und eine falsche. Daher ist es immer weise, die Gerechtigkeit um jeden Preis zu Grunde zu legen, in der festen Überzeugung, dass dem früher oder später der Friede folgen muss. Bloß honigsüße Worte tun es nicht; aber gerechte Handlungen sind ein bleibendes Fundament für eine glückliche dauernde Versöhnung. Wie herrlich, dass unser Friede auf ewig gesichert ist! Die Gerechten werden niemals ihre Häuser des Friedens verlassen müssen. Wenn auch der Hagel den Wald hinab fährt, so werden die Stürme sie nicht von ihrem stillen Bergungsort vertreiben, denn er ist gegründet auf die Gerechtigkeit sowohl als auf die Gnade Gottes.