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Predigten zu Jesaja 40,11

"Er wird seine Herde weiden wie ein Hirt, die Lämmer wird er in seinen Arm nehmen und in seinem Busen tragen, die Säugenden wird er sanft leiten."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Er wird die Lämmer in seine Arme sammeln und in seinem Busen tragen."

Wer ist es, der mit solchen gnadenreichen Worten gepriesen wird? Er ist der gute Hirte. Warum trägt Er die Lämmer in seinem Busen? Weil Er ein zärtliches Herz hat, und jede Schwachheit Ihm sogleich das Herz zerschmelzt. Die Seufzer, die Unwissenheit, die Schwachheit der Kleinen in seiner Herde bewegten Ihn zum Mitleid. Es ist sein Amt, als ein treuer Hoherpriester acht zu haben auf die Schwachen. Zudem hat Er sie mit seinem Blut erkauft, sie sind sein Eigentum; Er will und muss sich derer annehmen, die Ihn einen so teuren Preis gekostet haben. Dann ist Er auch verantwortlich für ein jedes Lamm; Er ist kraft seines Testamentes und Bundes verpflichtet, ihrer keines zu verlieren. Endlich sind sie sein Ruhm und sein Lohn. Wie aber haben wir den Ausdruck zu verstehen: "Er wird sie tragen?" Oft trägt Er sie, weil Er nicht zulässt, dass sie viel Trübsal leiden. Die Vorsehung geht zart mit ihnen um. Oft werden sie "getragen", weil Er sie mit einem ungewöhnlichen Maß seiner Liebe erfüllt, so dass sie sich aufrichten und feststehen. Ob auch ihre Erkenntnis nicht tief ist, so haben sie doch große Freude an dem, was sie erkannt haben. Häufig "trägt Er sie", indem Er ihnen einen recht einfältigen Glauben schenkt, der die Verheißung gerade so nimmt, wie sie geschrieben steht, und mit jeder Prüfung sogleich zu ihrem Jesus eilt. Die Einfalt ihres Glaubens verleiht ihnen ein ungewöhnlich zuversichtliches Vertrauen, das sie über die Welt erhebt. "Er trägt die Lämmer in seinem Busen." Hier ist eine unbegrenzte Liebe. Würde Er sie in seinen Busen nehmen, wenn Er sie nicht sehr lieb hätte? Hier ist zarte Innigkeit: sie sind Ihm so nahe, dass sie Ihm gar nicht näher sein könnten. Hier ist geheiligte Vertraulichkeit: ein köstlicher Liebesverkehr findet zwischen Christo und seinen Lämmern statt. Hier ist völlige Sicherheit: wer kann sie in seinem Busen beschädigen? Hier ist vollkommenste Ruhe und süssester Friede. Wahrlich, wir sind nicht zartfühlend genug für die unendliche Zärtlichkeit Jesu! Wie wohl sollte uns sein, dass Er uns in seine Arme nimmt und in seinem Busen trägt!


Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Er wird die Lämmer in seine Arme sammeln."

Unser guter Hirte hat unter seiner Herde Schafe von gar verschiedener Gemütsart; etliche sind stark im Herrn, andre sind schwach im Glauben; aber Er macht keinen Unterschied in der Sorgfalt, mit der Er über alle seine Schäflein wacht, und das schwächste Lamm ist Ihm so teuer als das kräftigste der Herde. Lämmer gehen gern hintendrein, verirren sich leicht von den übrigen und sind bald müde; aber vor allen Gefahren dieser Schwäche bewahrt sie der Hirte mit seinem mächtigen Arm. Er findet wiedergeborne Seelen, welche als junge Lämmer in großer Gefahr stehen umzukommen, die ernährt Er bis sie erstarken. Er findet schwache Gemüter, welche beinahe die Besinnung verlieren und fast sterben; die tröstet Er und erneuert ihre Kräfte. Er sammelt alle die Kleinen, denn es ist nicht unsers himmlischen Vaters Wille, dass derselben eines verloren gehe. Was für ein wachsames Auge muss Er haben, um sie alle zu beobachten! was für ein zärtliches Herz, um für alle zu sorgen! was für einen weitreichenden und mächtigen Arm, um sie alle zu sammeln! In seinen irdischen Tagen war Er ein großer Sammler der Schwachen, und jetzt, da Er im Himmel wohnt, wallt Ihm sein liebendes Herz gegen die Demütigen und Zerknirschten, die Furchtsamen und Schwachen, die Geängstigten und Ohnmächtigen hienieden. Wie liebevoll hat Er mich zu sich gesammelt, zu seiner Wahrheit, zu seinem Blut, zu seiner Liebe, zu seiner Gemeinde! Mit welcher überwältigenden Gnade hat Er mich gezwungen, zu Ihm zu kommen! Wie oft hat Er mich seit meiner ersten Bekehrung wieder von meinen Verirrungen herumgeholt und mich immer wieder in seine ewigen Arme eingeschlossen! Und das beste ist, dass Er dies alles selber tut und seine Liebespflicht auf keinen andern überträgt, sondern sich herablässt, seinen unwürdigen Knecht zu erretten und zu bewahren. Wie kann ich Ihn genug dafür lieben oder Ihm würdiglich dienen? Ich möchte so gern seinen Namen verherrlichen bis ans Ende der Welt; aber was vermag meine Schwachheit für Ihn? Großer Hirte, füge Deinen Gnadenbeweisen auch noch den bei, dass Du mir mögest ein Herz schenken, das Dich treuer liebt. Lass mich nicht, und tue nicht von mir die Hand ab, Gott, mein Heil!


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Er wird Seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in Seine Arme sammeln und die Schafmütter führen."

Welch ein Trost, wenn man im Bewusstsein der Finsternis, der Falschheit und Unbeständigkeit des eigenen Herzens, im Bewusstsein der grausamen Absichten des Teufels, seiner List und Ausdauer und schließlich eingedenk der verwirrenden Mannigfaltigkeiten der "Winde der Lehre" sich unsicher fühlt und sich davor fürchtet, irregeführt zu werden und verlorenzugehen - welch ein Trost, dann vom Herrn die Zusage zu haben, dass Er selbst unser Hirte sein will. Bedenke, welch ein Trost für einen armen, seine totale Ohnmacht fühlenden Sünder, dass Christus die Sünder wie Schafe betrachtet, für die Er der gute Hirte ist, der lieber Sein Leben lässt, als dass das Schaf verlorengehen sollte. Welch ein Trost auch, wenn man mit Besorgnis auf die Gefahren der "kleinen Herde" überhaupt blickt und sieht, wie vieles die Schafe irreleitet - welch ein Trost, dass Er, dem "alle Gewalt im Himmel und auf Erden" gegeben ist, der Hirte der Schafe ist und für sie sorgen wird. Welch eine beruhigende Richtschnur zudem für alle Unterhirten, für "die kleinen Knaben", wie Jesaja sie nennt, die von innen und außen mit der Frage bedrängt werden: "Weisest du den Schafen den rechten Weg? Behandelst du die Schafe richtig?" - Ja, welch ein Trost dieses entscheidende Beispiel des Herrn selbst, der da spricht: "Ich bin der gute Hirte." Vor Ihm, dem großen Oberhirten müssen wir uns einmal alle beugen, nach Ihm müssen wir uns richten, sonst sind wir wahrlich keine rechten Hirten. Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein.

Das erste in diesem Thema Bedenkenswerte und einen armen Sünder Erfreuende ist dieses, dass wir hier sehen, wie Gott die Menschen nur als Schafe, als verlorene und ohnmächtige Schafe betrachtet, die sich unmöglich selbst hüten und vor dem Wolf bewahren können, sondern ganz und gar von einem Hirten abhängen. So hat der Herr überall den Menschen beschrieben und unausgesetzt darauf hingearbeitet, uns jene so tief in unser aller Natur liegenden Einbildungen zu nehmen und niederzuschlagen, dass wir selbst Licht und Kraft besässen, uns zu helfen und dass wir selbst etwas verstehen und tun könnten. Gegenüber dieser falschen Vorstellung sagt das Wort: "Der Herr schaut vom Himmel auf der Menschen Kinder, dass Er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage. Aber sie sind alle abgewichen und allesamt untüchtig; da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer." Ja, wir sind so untüchtig, sagt der Apostel, dass wir nicht einmal tüchtig sind, etwas anderes zu denken als von uns selber. Gott muss sowohl "das Wollen wie auch das Vollbringen wirken".

Eine solche Untüchtigkeit wird nun mit dem Bild eines Schafes verglichen. Die Schafe sind unter allen Tieren die der

Gefahr am meisten ausgesetzten, die wehrlosesten. Sie haben keine scharfen Zähne, um sich damit gegen den Wolf zu verteidigen. Zudem sind sie wegen ihres Mangels an Klugheit bekannt, derentwegen sie sogar zum Sinnbild für einen beschränkten Menschen wurden. Sind nicht auch wir besonders im Geistlichen bedenklich töricht? Die im Irdischen sonst klügsten Männer sind oft die größten Toren, sobald es ihre eigene Seele betrifft; und selbst die erleuchtetsten Christen sind gegenüber der "Tiefe des Satans" immer verloren, wenn der Herr sie fahrenlässt. Auch wenn wir noch so deutlich sehen, was wir tun sollen, sind wir doch so ohnmächtig, dass wir oft rufen und jammern müssen: "Ich bin unter die Sünde verkauft; das Gute, das ich will, das tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich."

Ach, bedenke dies doch einmal, du, der du dein Herz mit der Frage von deinem eigenen Zutun zu deiner Seligkeit zermarterst! Falle nieder vor dem Herrn und bekenne mit David: "Ich bin wie ein verirrtes und verlorenes Schaf; suche Deinen Knecht!" Bekenne, dass du gar nichts kannst, nicht einmal etwas Gutes zu denken vermagst. Begehre alles als eine Gabe vom Herrn. Wenn es Ihm gefällt, dir etwas zu geben, dann hast du es; wenn Er es nicht gibt, dann ist alles vergebens. Du bist ein schwaches und wehrloses Schaf.

Aber sieh nur weiter, welch ein unaussprechlicher Trost darin liegt, dass der Herr Christus sagt, Er stehe in dem gleichen Verhältnis zu uns wie ein Hirte zu seinen Schafen. Nun ist es die Sache eines Hirten, dass er für das Schaf Fürsorge trägt und nicht erwartet, dass das Schaf sich selbst bewahre, sich vor dem Wolf hüten, ihn überwinden soll. Vielmehr ist es der Hirte, der alles das tun soll, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob die Schafe es wert sind oder nicht. Es gehört einfach zum Beruf eines Hirten. Bedenke darum: Wenn der Herr Jesus sagt: "Ich bin der gute Hirte", so gestattet Er ja, dass ich Ihn dafür ansehe und gerade das von Ihm erwarte, was einem Hirten gebührt. Wem sollte ich glauben, wenn nicht dem Herrn selbst?

Hier wird nichts Gutes je vermisst, Dieweil der Hirt' ein Herr der Schätze Gottes ist.