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Predigten zu Jesaja 45,24

"Nur in der HERR, wird man von mir sagen, ist Gerechtigkeit und Stärke. Zu ihm wird man kommen, und es werden beschämt werden alle, die wider ihn entbrannt waren."

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Der HErr hatte hier eben gesagt und geschworen: „Mir sollen sich alle Knie beugen und alle Zungen schwören und sagen: Im HErrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke.“ Aber da sind, weil es immerhin noch Widerstehende gibt, nur alle Gott suchenden Seelen gemeint, nur solche, die eben auch einen Gott wollen! Diese werden einst alle keinen andern Gott mehr anbeten als den HErrn, wie Er sich im Alten und Neuen Testament geoffenbart hat.

Leider gibt es immer viele, die dem HErrn widerstehen, d. h. dem HErrn, der sich geoffenbart hat. Denn ihr Widerspruch ist eben der, daß sie nicht anerkennen, sie hätten's wirklich mit dem HErrn zu tun in dem, was von Ihm gesagt wird. Sie widerstehen, weil sie denken, es sei nicht so, wie man sage, und der HErr habe nicht geredet. Wenn sie wirklich die Überzeugung hätten, daß es der HErr sei, der dies und das gesagt, getan, verkündigt, befohlen, verboten habe: so würden sie es kaum wagen zu widerstehen. Deswegen sagt auch Petrus zu den Juden (Apg. 3,17): „Ich weiß, daß ihr's aus Unwissenheit getan habt wie auch eure Obersten“, - daß ihr nämlich den HErrn gekreuzigt habt. Ebenso sagt auch Paulus (1.Kor.2,8) von der“ verborgenen Weisheit Gottes, welche keiner von den Obersten dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, hätten sie den HErrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.“

Aber so ganz unschuldig sind die Widerstehenden deswegen nicht. In der Regel ist es das, daß sie die Finsternis lieber haben als das Licht oder in einem natürlichen Trotz und Übermut stehen, bei dem sie im Gefühl eigener Kraft und Weisheit sich die Augen gewaltsam verschließen, um es nicht zu sehen, nicht zu erkennen, nicht zu merken, es nicht glauben zu müssen, daß sie's mit dem HErrn zu tun haben. Sie mögen oft Eindrücke bekommen - die sie aber nicht gelten lassen und in sich unterdrücken. Sie lassen sich von allerlei Dingen dieser Welt die Augen blenden, von Leidenschaften hinreißen, wie von Selbstsucht, Stolz, Geiz, Unreinigkeit, Neid, Ärger, Eigensinn, irdischen Sinn überhaupt. Je nachdrücklicher das Wort an sie kommt, desto mehr können sie über die Gottgetreuen im Unmut poltern, schreien, lachen, scherzen, spotten, höhnen - wie wenn sie's nur mit dummen Leuten zu tun hätten, die verstandlos glauben würden, niemals aber mit dem HErrn und Seiner Person Selbst! Da sieht man's aber, daß sie den Stachel der Wahrheit zwar fühlen, gegen ihn jedoch mutwillig ausschlagen. Sie selbst könnten's schon an dem merken, daß sie verkehrt sind und daß der Lügengeist sie beherrscht: daß sie nur gar zu oft auch der Mordgeist einnimmt; denn es kann bei ihnen oder ihresgleichen in grausame Verfolgungswut ausarten. Dann widerstehen die Verkehrten noch in anderer Weise dem HErrn, sofern sie schnurgerade Seine ins Herz geschriebenen Gebote, die Gebote der Liebe und Menschlichkeit, aus den Augen setzen.

Aber zuschanden müssen sie werden, alle, die Ihm widerstehen! Eine Weile läßt Gott sie machen; und oft dürfen sie obenan stehen - als ob Gott sehen wollte, wieweit sie's doch auch treiben würden! In der letzten Zeit räumt ihnen der HErr sogar noch viel ein, so daß es scheint, als ob sie's gewinnen dürften und müßten. Aber sie könnten's, wenn sie nicht blind wären, drunterhinein schon merken, daß sie's nicht hinausführen werden. Und sie werden sie doch zuletzt erschrecken und zuschanden werden, wenn „Ihn sehen werden alle Augen und die Ihn gestochen haben“ (Off. 1, 7)! Der Sieg ist des HErrn!

Aber bei den Seinen erfordert's Geduld und Ausdauer, um festzustehen. Denn oft müssen vor Augen eben sie zuschanden werden und Narren heißen mit dem, was sie glauben!

Nur fortgeglaubt und ausgeharrt! Der HErr läßt's den Seinen nicht fehlen. „Das Feld wird Er behalten!“

Die Widerstehenden

Mitunter können es auch dem Anschein nach fromme Leute sein - wir sehen's ja an den Pharisäern -, die dem HErrn und Seinem Tun widerstehen, indem sie letzteres nicht erkennen wollen und darum mit ihrer Vernunft, mit ihrem natürlichen Verstand darüber herfahren. Es paßt ihnen nicht, darum sagen sie freihin: „Fort damit!“ So hat der Hohe Rat - der heilig gehaltene! - lauter Gotteswunder gesehen, zuerst an dem HErrn selbst und dann an den Aposteln! Aber jenen haben sie gekreuzigt, und diesen waren sie stets bis auf den Tod aufsässig. Wie fromm aber gebärdeten sie sich dann wieder andererseits zu Haus und im Tempel!

Wie aber die Widerstehenden oft vorläufig schon zuschanden werden - wenigstens Ursache hätten, sich zu schämen -, davon gibt uns auch die Schrift Beispiele. So hatte der Hohe Rat einmal die Apostel ins Gefängnis gesperrt (Apg. 5, 18ff.). Diese wurden, als man sie vor Gericht stellen wollte, hinter den verschlossenen Türen nicht mehr gefunden. Wie wurden die Ratsherren da betreten, was doch werden wolle! Endlich kommt einer und sagt: „Sehet, die Männer, die ihr ins Gefängnis geworfen habt, sind im Tempel, stehen und lehren!“ Wie hatten sich doch da die Ratsherren mit ihrem Eifer so lächerlich gemacht! Und wie hätten sie sich vor dem verborgen waltenden Gott schämen sollen! Aber sie waren schon über die Scham hinaus und dachten dennoch daran, die Apostel zu töten - wohl um sich nicht ferner schämen zu müssen! übrigens war's damals, daß Gamaliel es wagen konnte zu sagen: „Lasset ab von diesen Menschen und lasset sie fahren! Ist der Rat oder das Wort von Menschen, so wird's untergehen. Ist's aber aus Gott, so könnet ihr's nicht dämpfen, auf daß ihr nicht erfunden werdet als die wider Gott streiten wollen!“ Zu jener Stunde gaben sie denn wohl nach - aber vom Widerstehen konnten sie doch nicht lassen.