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Predigten zu Jesaja 49,14

"Und Zion sprach: der HERR hat mich verlassen, und der Herr hat meiner vergessen."

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Fast jeder, der eine Reise tut, ruft irgendwann im Verlauf dieser Reise: „Ach! Jetzt habe ich doch etwas vergessen!" Und dann handelt es sich meist um den Regenschirm oder um die Zahnbürste.

Nun, solch ein Schade kann behoben werden. Aber ein ewiger Schade, ein unersetzlicher und furchtbarer Schade entsteht dadurch, daß so viele auf ihrer Lebensreise eine geradezu leichtfertige Vergeßlichkeit beweisen. Schon Jesaja sagt: „Du hast vergessen des Gottes deines Heils." Und Jeremía klagt: „Vergißt doch eine Jungfrau ihres Schmuckes nicht, noch eine Braut ihres Schleiers; aber mein Volk vergißt mein ewiglich." Darum mahnt die Bibel: „Vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat!" Und Paulus schreibt: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten." Oh, diese menschliche Vergeßlichkeit ist ein arges Übel! Aber im Text ist nun die Rede von — Gottes Vergeßlichkeit. Ja, gibt es denn das? Ist das nicht lästerlich geredet? Kann Gott etwas vergessen?

„Ja", sagt die Bibel, „Gott kann auch vergessen": nämlich die Sünden, die vergeben sind im Blute Jesu. Wenn ein Schiff versinkt im Ozean, wo er 8000 Meter tief ist, wird es nie mehr gehoben. Und Gott — so sagt die Bibel — „wird unsre Sünden in des Meeres Tiefe werfen". Und zweitens wird Gott vergessen die Verlorenen. Man kann so verloren gehen, daß Gott unsrer nicht mehr gedenkt. „Sie sind wie Spreu, die der Wind zerstreut." Das ist die Hölle. Aber sonst kann Gott nichts vergessen. Und darum irrte Israel, als es sprach: „Der Herr hat mein vergessen." Nie und nimmer, in Ewigkeit nicht, vergißt Gott Sein erwähltes und erkauftes Volk. Mitten in tiefster Dunkelheit darf es jauchzen: „Der Herr denkt an uns und segnet uns!" Amen.