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Predigten zu Jesaja 55,6

"Suchet der HERR, während er sich finden läßt; rufet ihn an, während er nahe ist."

Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Suchet den Herrn, weil er zu finden ist; rufet ihn an, weil er nahe ist."

Schnell ist auch dieser Monat des neuen Jahres hinter uns. Wie eilt doch die Zeit dahin! Wie bald wird das ganze Jahr und so Jahr um Jahr verschwunden sein! "Hin geht die Zeit, her kommt der Tod", heißt es im wohlbekannten Lied. Wie wichtig ist es, dass wir in dieser kurzbemessenen Zeit unser Ziel, unseres Lebens Zweck erreichen! Was ist dieses Ziel? Den Herrn zu finden, ihn zu haben und mit ihm das ewige Leben.

Und weil dies so unaussprechlich wichtig ist, können wir nicht früh genug anfangen, den Herrn zu suchen. Suchet ihn, ruft uns sein Knecht zu, so lange er zu finden ist. Es kommt eine Zeit, da es heißen wird: Zu spät! Wenn der Hausherr die Tür verschlossen hat, so sagt er selbst, werdet ihr anfangen, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und sagen: Herr, Herr, tue uns auf! Und er wird antworten: Ich kenne euch nicht.

Noch ist die Tür offen. Noch ist der Herr nahe. Suche ihn! Rufe ihn an! Vielleicht wird seine Aufforderung nie mehr so lebendig an dein Ohr dringen wie eben heute.

Sieh doch auf mich, Herr, ich bitt' Dich, Lenke mich nach Deinem Sinn! Dich alleine ich nur meine, Dein erkaufter Erb' ich bin. Lass Dich finden, lass Dich finden! Gib Dich mir und nimm mich hin!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Vor einigen Jahren lief einmal ein U-Boot-Film, in dem ein sehr interessantes Gespräch vorkommt. Ein U-Boot ist von einem Kreuzer gerammt worden und gesunken. Die meisten Leute der Besatzung sind tot. Nur ein paar leben noch und warten in der immer knapper werdenden Luft auf ihr Ende. In einer Ecke sitzen zwei beieinander. Sie reden gleichgültige Dinge. Auf einmal fragt der eine ganz unvermittelt: „Sag mal, glaubst Du an Gott?" Da lächelt der andere verlegen und sagt: „Ja, wenn's mulmig wird." Ist dies seltsame Bekenntnis nicht die Religion der meisten Leute? Da lebt man dahin, völlig versunken in das Irdische. Man hat keine Zeit und Lust, Gott zu suchen. Ja, man schlägt es sogar in den Wind, dass Gott in Jesus uns sucht. Man hat – wie man törichterweise sagt – „Wichtigeres zu tun". Als wenn es etwas Wichtigeres gäbe als den lebendigen Gott und unserer Seele Seligkeit! Aber man nimmt eine „willkürliche Umwertung aller Werte" vor. Man erklärt das Fragen nach dem lebendigen Gott für nebensächlich und hält die irdischen Sorgen für das Wichtigste.

So lebt man ohne Gott in der Welt. Man fürchtet weder Gott noch Sein Gericht. Man denkt nicht an die Ewigkeit und an das Sterben. Und man findet das alles ganz in Ordnung, bis – ja, bis „es mulmig wird". Da fängt man auf einmal an zu beten. Da soll der „liebe Gott" auf einmal zur Stelle sein. „Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten!" Kann es denn für einen Weltmenschen hoch „mulmiger" werden, als es schon jederzeit ist? Wo er sich doch sagen muss, dass seine Sünde ihn vor Gott verklagt, dass Gottes Zorn über ihm ist und er in Zeit und Ewigkeit ein verlorener Mensch ist. „Suchet den Herrn, solange er zu finden ist!" Wie lieblich ist dieses Wort! Es weist und ruft zu den offenen Gnadentüren, die Jesus durch Sein Sterben und Auferstehen aufgetan hat. Lasst uns hindurchgehen! Amen.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Suchet den Herrn, weil er zu finden ist; rufet ihn an, weil er nahe ist.

Es gibt besondere Gnadenstunden und Gnadenzeiten im Leben, die nicht oft wiederkehren und die für den Menschen entscheidend sind für Zeit und Ewigkeit. Solche Zeiten sind sehr oft Tage der Krankheit und anderer Heimsuchung, in welchen Gott dem Menschenherzen sich naht, es tief berührt und Ewigkeitsgedanken in ihm weckt. Auch Kindern schon tritt Gott sehr nahe; die Liebe und Gebete der Mutter, der Wandel der Eltern, der Unterricht des Seelsorgers, die Konfirmation und erste Kommunion bewegen sie tief und rufen ihnen zu: gib mir dein Herz! Aber ach! wie oft bleibt es bei bloßen Gemütsbewegungen oder bei Vorsätzen; es kommt zu keiner Entscheidung, zu keiner Hingabe an den Herrn. Gnadenstunden, in denen die suchende Liebe Gottes der Seele so nahe trat, in denen er so leicht zu finden gewesen wäre, vergehen, ohne Frucht zu bringen. Das ist immer sehr ernst, und um so ernster, je tiefer der Ruf des Herrn in die Seele drang. Wie manche haben sich auf ihrem Krankenlager schon vorgenommen: jetzt muss es anders mit mir werden; kaum waren sie genesen, so sah man, es bleibt beim Alten. So geht es, wenn man nicht aufrichtig ist seinem Gott gegenüber, wenn das Herz am Eiteln hängt; man sucht dann nicht Gott, sondern alles mögliche andere. Gemütsbewegungen und Gewissenseindrücke sind Gottes Werk; wirkt Gott im Herzen, so wird es nie viel fruchten, wenn es von Seiten des Menschen nicht zum Anrufen des Herrn kommt. Als Saulus von dem erhöhten Heiland so mächtig gerufen wurde, so hieß es von ihm: „und siehe, er betet“ Apostg. 9,11. Im Beten tut sich das Suchen des Menschen kund, und da antwortet der Herr, indem er sich finden lässt. In solchen Gnadenstunden ist es auch wichtig, dass man einen Menschen hat, der einen versteht und den Weg weisen kann. Da wird oft viel gefehlt von der Umgebung. Der Herr bewahre uns, dass wir in der Ewigkeit keine Gnadenzeiten zu beweinen haben! Beweine man sie lieber hier, dann kann noch geholfen werden. Ja, das sind liebliche Tränen, wenn man vergeudete Gnadenstunden beweint, sich darüber demütigt und dann doch den Herrn noch findet, wenn auch spät.

Ach Herr! Ich hätte manche Gnadenzeiten treuer benützen sollen. Hilf mir nach Deiner Barmherzigkeit, dass ich meine Gnadenzeit hinfort treulich auskaufe. Amen