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Predigten zu Jesaja 66,13

"Wie einen, den seine Mutter tröstet, also werde ich euch trösten; und in Jerusalem sollt ihr getröstet werden."

Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja ihr sollt an Jerusalem ergötzt werden."

Einst sagte mir ein edler Theologie-Professor, dessen Gattin früh gestorben war: "Ich habe meinen Kindern Vater und Mutter sein müssen." Eine große Aufgabe für einen Menschen; in Gott aber wunderbar verwirklicht. Gott ist unser Vater, voll Erbarmen, aber auch voll Gerechtigkeit, zu treu, als dass er Sünde ungestraft lassen, zu heilig, als dass er Unreines in seiner Nähe dulden könnte. Und in diesem starken Vaterherzen wohnt zugleich der mütterliche Trieb, zu helfen, zu trösten, zu beglücken.

Wie schön tritt dieser Gedanke uns entgegen in unserem Textwort, das zunächst dem alten Bundesvolk gilt im Hinblick auf dessen endliche Wiederherstellung, aber auch der neutestamentlichen Gemeinde eine Segensbotschaft ist. "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet", sagt der Herr. -

Wie tröstet denn eine Mutter? Sie nimmt ihr Kindlein in den Arm. Sie stillt sein Schluchzen an ihrem Herzen. Sie hört seine Klagen liebend an. In seiner Betrübnis ist sie mit betrübt (Jes. 63, 9). Sie spricht ihm Worte der Verheißung zu und ruht nicht, bis ihres Kindes Schmerz gestillt ist. Und solche Mutterliebe ist nur ein Schatten dessen, was Gottes Liebe uns sein will.

O, nimm mein Herze an Dein Herz, Dass es allzeit in Freud' und Schmerz In Dir nur sei erfunden.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

Eine Mutter denkt ihres Kindes als eines Wesens, für das und an das sie ihr eigenes Leben in einer entscheidungsreichen und opfervollen Stunde wagte. Eine Mutter sieht in dem Kinde, und in dem unglücklichen und leidenden zumeist, das Wesen, in dem Gott sie besonders getröstet und heimgesucht, in dem Gott ihr seine Liebe offenbart hat. Und so nimmt die Mutter das Leid des Kindes als das eigene an, und jedes Weh des geliebten Kindes trifft das Herz mehr noch, als wenn es selbst einen Schmerz hätte. Und dann erhebt sie sich mit dem linden Wort, in das sie ihre ganze Liebe einbettet, mit den linden Hand, auf die sie ihre ganze Treue gelegt hat, naht sie dem Kinde: Ich bin deine Mutter. Und das Kind spürt, auch wenn die Mutter den Schmerz nicht wegtilgen kann, dass kein Mensch auf der ganzen Welt so sich in das Leid des Kindes hineinlebt und hineinleidet, und in der Nähe der Mutter ist es dem Kinde wieder wohl und es wird ihm leicht ums Herz.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

Seht, so tritt der Gott der deutschen Geschichte, der Herr, der in unser Volk seines Sohnes Bild tief eingeprägt hat, der, als dieses Bild vom Unkraut der Menschenmeinung überwuchert war, seinen Knecht Martin Luther gesendet, damit er das Bild wieder verneue und Christi Kreuz in seiner ganzen Schöne wieder herstelle, so tritt Gott wieder zu unserm Volk: „Mit Mutterhänden leitet er die Seinen stetig hin und her.“ „Wie einen seine Mutter tröstet! “ Er kommt zu jedem Volksgenossen, der ihn bittet, und geht auf seine Fragen ein: Bin ich dir denn nicht genug? Du suchst Hilfe bei Menschen und findest keine, denkst du nicht mehr, dass ich dir helfen kann? Du hast bei vielen Türen angeklopft und keine tat sich auf, und hinter den Türen hörtest du das Gelächter der Schadenfreude. Warum klopfst du denn nicht bei mir an? Ist denn meine Hand verkürzt, dass ich nicht mehr helfen kann? Wie einen seine Mutter tröstet, die schwache Mutter, die ja die Feinde nicht verscheuchen, die arme Mutter, die der Krankheit doch nicht wehren kann. Aber in ihrer Nähe wird ein unbestimmtes Etwas groß, vor dem die Tränen schweigen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

Der allmächtige Gott, der da helfen kann, wo Menschenhilfe versagt, tritt mütterlich werbend, mütterlich ladend, damit wir an ihn glauben sollen, wie die lieben Kinder einer treuen Mutter, zu uns heran und spricht: Ich will euch trösten, trösten mit dem linden Wort. Jetzt wachen die Brunnen der Tiefe wieder auf, die Bußpsalmen bekommen frühlingsmäßige Töne, all die Worte von Angst und Not, all die Gebete aus Elend und Verbannung leben in unserm Volk wieder auf. Und zu diesen seufzenden Seelen tritt der Herr mit seinem linden Wort: Friede sei mit dir, und sei getrost, ich will dich behüten wo du hinziehst. Wie vor dem linden Frühlingswind all das Eis zerrinnt und all die winterliche Starke sich löst und langsam ein Blümlein ums andere hervorlugt und dem Menschen leise verkündet, es sei nach alter Satzung wieder Frühling geworden, so tritt der Herr mit dem linden Wort zu uns, dass wir wenigstens wieder weinen können, dass wir wieder Trost in Tränen haben. Und wie das Erdreich die Sonne in sich hereinnimmt und den Regen aufnimmt, dass alles wachse und grüne, so trinkt die müde Seele das Gotteswort, das linde Wort.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

Dies linde Wort ist zugleich ein Wort des Schreckens. Wie die Mutter mit ihrem Leib und Leben ihr Kind deckt und mit drohendem Wort die Feinde verscheucht, die dem Kinde anwollen, so vertreibt der Herr unser Gott mit einem Wort seiner Gewalt unsere Feinde. „Plötzlich rede ich wider ein Volk und wider ein Königreich, dass ich es verderben will.“ Es ist, als ob die heiligen Zornesengel zum Gericht läuten. Sterbende Völker, verbleichende Sterne, fallende Größen: Berge, fallt über sie, Hügel, decket sie! Es ist, wie wenn der Schrecken vom Allmächtigen ausginge durch die Lande. Seht, das ist das mütterliche Wort der Gottestreue, wenn sie sich gegen die Feinde wendet: Balsam dem Herzen des Armen, aber Schreck und furchtbare Not den Feinden. „Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott.“ Wenn er zürnt, dann vergehen die Völker wie Wachs.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

Sowie die Mutter die Hand aufs Haupt des Kindes legt, durchzieht das Kind eine wundersame Gnade und Güte; es ist, als ob ein anderes Leben in ihm erwachte. Den Druck der mütterlichen Hand vergisst man nicht, so wie man auch den Gruß des mütterlichen Auges nie vergisst. – Der dort seine Jünger mit Handauflegung zu Kampf und Sieg segnete und stärkte, der wolle auch seine linde Hand aufs Haupt unseres vielgeschmähten und vielgelästerten Volkes legen: „Ich will dich trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Dass nur unser Volk wieder die Kraft erlangen möchte, die von der persönlichen Nähe Jesu ausgeht! Dass überall Jesus stünde, der seine rechte Hand auf das Leid legt und sein großes Erbarmen in die Not senkt, damit man zwar nicht froh, aber getröstet werde!


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet

In Gott finden mir sowohl das Vater- als das Mutterherz. Der Gedanke an Gott, als unsern Vater, ist uns ein vertrauter; vergessen wir aber nicht seine Mutterliebe. Die sanfte, zarte Berührung der mütterlichen Hand, der keine andere gleich kommt; der Mutter tiefe, sehnende Liebe – ihre gänzliche Selbstlosigkeit, die keine Kosten scheut, wo es die Wohlfahrt ihrer Lieblinge gilt; dieses alles finden wir in Gott. Aber wie Männer durch den Rausch der Sünde sich verhärten, und die zarte Mutterliebe, die sie zurückholen möchte, von sich stoßen, – bis sie abgeschafft und müde, schiffbrüchig und verlassen zu ihr zurückgetrieben werden, – so haben wir uns von Gottes Mutterherzen entfernt, haben uns viel Weh und Leid zugezogen, und seines süßen Trostes lang entbehrt. O wir Toren!

Kommet zurück ihr Kinder! Ihr seid gleich jenen trotzigen Kleinen, die der Heimat entlaufen, am Abend eines langen, heißen Sommertages, verschämt und traurig, mit zerrissenen Kleidern und beschmutztem Angesicht kaum wagen, jenen treuen, liebevollen Augen zu begegnen; es bleibt ihnen aber keine andere Wahl und sie wissen, dass sie dennoch auf einen zärtlichen Empfang zählen dürfen. So kehret doch zurück zu eurem Gott; Er wird euch aufnehmen, euch vergeben, reinigen und trösten.

Einer Mutter Trost! Kannst du ihn hoch genug schätzen? Denke daran, wie deine Mutter dich tröstete, da du noch ein Kindlein warst; oder da du, als Mann deine junge Gattin beweintest; oder als herangewachsenes Mägdlein in deiner Liebe getäuscht wurdest! Wie vielmehr wird Gott trösten!

O Jesu, Jesu tröste – Dein müdes Kind, es fließt zu dir! In bittrem Weh und Schmerze; – Dein liebevolles Herze Ist Mutterbrust und Heimat mir!