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Predigten zu Johannes 15,3

"Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe."

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Ihr seid jetzt rein um des Wortes willen, das Ich zu euch geredet habe."

Lasst uns hier den tiefen, verborgenen Grund genau beachten, aus dem Christus Seine Jünger rein nennen konnte, gerade diese schwachen Jünger, deren Geschichte mit Mängeln und Fehlern, ja, mit recht schweren Sünden behaftet war. Dennoch konnte Er an demselben Abend, an dem Er ihren Fall und ihre Sünden vorhersagte, sie zweimal rein heißen, indem Seine Worte das eine Mal diese waren: "Ihr seid jetzt rein um des Wortes willen, das Ich zu euch geredet habe." Seine Rede hatte den Glauben bewirkt, der Christus mit Seiner Reinheit und Seinem Verdienst umfasst. Das andere Mal sagte Er: "Wer gewaschen ist (durch den Glauben im Blutdes Lammes), der ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle". Er wusste Seinen Verräter wohl; darum sprach Er: "Ihr seid nicht alle rein."

Sowohl der körperlichen als auch der levitischen (kirchlichen) Reinigung gemäss war Judas ebenso rein wie die anderen Jünger. Christus redet hier aber von der verborgenen, der zugerechneten, der durch den Glauben angezogenen Reinheit, indem Er spricht: "Ihr seid ganz rein," und dies - noch einmal sei es gesagt - an demselben Abend, an dem sie sich so übel versündigten. Und das sagte Er, der "Augen hat wie Feuerflammen", und der zuletzt am Jüngsten Tag richten wird. Hätte Er auf die Frömmigkeit geblickt, die in den Jüngern wohnte, dann hätte Er nicht gesagt: "Ihre seid rein." Nur das Waschen und Seine Rede hatten sie rein gemacht, nicht vor ihren eigenen Augen oder denen eines Menschen, sondern vor Ihm allein, der diese Gerechtigkeit Christi recht sehen und schätzen kann. Welch ein kräftiger Beweis der Gerechtigkeit, die ewig und alle Stunden sich gleich ist!

Du fragst: "Gott ist doch unversöhnlich gegen alle Sünden, denn Er liebt die Gerechtigkeit. Wie kann Er mich dann für ebenso gerecht und angenehm halten in dem Augenblick, in dem ich falle und sündige, wie in dem Augenblick, in dem ich Seinen Willen tue?" Antwort: Gott hegt wahrlich einen heiligen und ewigen Zorn gegen alle Sünde; aber werden wir denn nie den wunderbaren Ratschluss der Versöhnung erkennen und preisen? Diesen Zorn ließ Er ja über den eingeborenen Sohn ergehen. "Der Herr warf unser aller Sünde auf Ihn; Er (der Sohn) ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen; die Strafe liegt auf Ihm." Wäre ich nicht in Seine Gerechtigkeit gekleidet, dann würde die geringste Sünde genügen, um mich zu verdammen. Nur mit dem Blick auf Christi Gerechtigkeit sagt der Apostel, dass nichts Verdammliches an denen sei, die in Christus sind. Wenn Gott aber an Seinen Kindern, mit denen Er es am genauesten nimmt, die Sünde heimsucht, so geschieht das nicht aus Zorn oder um irgendwelche Schuld der Sünde herauszufordern, sondern aus Liebe, um die Wurzeln und die Begierden der Sünde abzuschwächen und zu töten. Darum sagte Er von den Kindern Seines Sohnes: "Wo sie aber Mein Gesetz verlassen und Meine Gebote nicht halten, ... so will Ich ihre Sünde mit der Rute heimsuchen und ihre Missetat mit Plagen, aber Meine Gnade will Ich nicht von Ihm wenden".

Luther spricht davon in seiner Erklärung über den 51. Psalm, dass die Sünde auf zweierlei Weise betrachtet werden müsse, erstens als vergeben um der Gerechtigkeit Christi willen, mit der wir durch den Glauben bekleidet sind und um derentwillen die noch vorhandenen Sünden uns nicht zugerechnet werden; zweitens als doch in uns wohnend und Gegenstand der täglichen Reinigung ausmachend, durch die der Heilige Geist die Sünde in uns schwächt und tötet. "Denn", so sagt er, "wie auch der Kirchenvater Augustinus davon redet, bleibt das Verderben oder die Krankheit (d.h. die Sünde), die uns angeboren ist, in den Heiligen, regt sich in unserem Fleisch und ist noch nicht ganz und gar getötet und weggeräumt, aber sie ist vergeben und wird den Gläubigen nicht zur Verdammnis gerechnet; denn weil die Gnade und Barmherzigkeit Gottes über uns regieren, kann die Sünde uns nicht verdammen oder Gott erzürnen. Dennoch bleibt auch bei denen, welche fromm, heilig und gerecht sind, von der Sünde doch etwas zurück, wie Lüste, böse Begierden und andere Laster. Und um die Reinigung von diesen bittet David hier. - Darum ist es wahr, sowohl, dass ein Christ kein Sünder ist, als auch, dass alle Christen Sünder sind."

Dies ist ein hohes, himmlisches und tröstliches Geheimnis. Die Gnade und die Gerechtigkeit kommen ganz und gar nicht aus den Werken. Wir sind alle Augenblicke in Christus gleich gerecht und begnadigt. "Der Übeltäter am Kreuz ist in Christus ebenso heilig wie Petrus, und nichts liegt daran, dass Petrus und Paulus grössere Werke getan haben als der Übeltäter, du und ich" (Luther). Dieses evangelische Geheimnis recht zu fassen und zu umfassen, das ist eine schwere Kunst. Wenn Gott uns nicht das Licht des Geistes schenkt und unsere Augen und Herzen öffnet, so ist es ganz unmöglich; denn wir sind alle von Natur "Toren und trägen Herzens, zu glauben alledem, das die Propheten geredet haben."

Gott Lob, dass mir mein Herr vergibt Und mich aus freier Gnade liebt; Gott Lob, dass Er mich dulden kann; Gott Lob, Er nimmt die Sünder an.


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Der aus Gnade gerettete, von neuem geborene Christ ist durch den Heiligen Geist mit dem göttlichen Weinstock verbunden. Diese Stellung ist ihm gesichert. Aber für seinen Wandel auf der Erde braucht er dauernd die reinigende Wirkung des Wortes Gottes in seinem Leben und Gewissen.

Wie viele Worte, Gebote und Verheißungen unseres Herrn haben wir schon gehört, ohne ihnen Folge zu leisten! Sie blieben wirkungslos, weil wir schwerfällig zu glauben und ungehorsam waren – und dann wundern wir uns, daß unser Leben fruchtlos ist! Aber Gott will unser Gewissen befreien und erwecken. Er will durch Seine göttliche Berührung unsere Herzen in Schwingung bringen. Er will uns aus Seinem Wort belehren und uns den Wunsch geben, Seinen Befehlen zu gehorchen, damit wir das fruchtbare Leben einer Rebe am Weinstock empfangen.

Als der Herr Seinen Jüngern die Füße wusch, war dies eine bildhafte Handlung, ein Vorschatten davon, wie die Seele des Erlösten durch das Wasser des Wortes gereinigt wird. Wenn Er heute durch Sein Wort zu uns redet, steht Er vor uns wie damals vor Seinen Jüngern, um uns zu dienen und uns die Füße zu waschen, Er, unser Herr und Meister! Ist es dann schwer, gehorsam zu sein?

Das Tun des Herrn erregte damals bei Simon Petrus Stolz und Unabhängigkeitsgefühle; er wollte nicht, daß sein Herr so etwas für ihn tat. Aber der Herr weckte ihn auf für die Wirklichkeit: «Wenn ich dich nicht wasche, so hast du keine Gemeinschaft mit mir» (Johannes 13,8). Als Petrus die Fußwaschung ablehnte, lehnte er nicht nur die Reinigung durch das Wort seines Herrn ab, sondern auch die Verbindung mit Ihm als Rebe am Weinstock. Er hinderte den Lebenssaft des Heiligen Geistes, in seinem Leben frei zu fließen. Wenn wir dem Wort Gottes in einem Punkt nicht gehorchen, so genügt das, um uns die Freude an der bewußten Verbindung mit dem Weinstock zu rauben. Wir wollen also an die Verheißungen, die Lehren und die Kraft des Wortes Gottes denken und uns beeilen, ihm zu gehorchen. Möge es an unseren Herzen und Gewissen wirken, damit der Herr uns sagen kann: «Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.»