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Predigten zu Johannes 16,7

"Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Es ist euch gut, dass ich hingehe ..."

Drei lang dauerte die wunderbare Zeit, wo Jesus in Fleisch und Blut den Jüngern sich gezeigt hatte. Sie hatten ihn lieb und lernten alles mögliche bei ihm, und doch konnte diese Art der Offenbarung nicht so weitergehen. Weder erlangten die Jünger unter dem mächtigen Einfluss seiner nahen Persönlichkeit die Selbständigkeit, die sie für ihren Weltberuf doch nötig hatten, noch auch ging ihnen das rechte Verständnis für das Geheimnis seiner Person auf. Und wenn er noch dreissig Jahre in Fleisch und Blut bei ihnen geweilt hätte, wären sie nicht viel weiter gekommen. Die Distanz fehlte. Erst in gewissem Abstand erkennt man die Grösse eines Berges und geniesst den Segen eines Lichts. Außerdem musste die Offenbarung durch den Geist ihrem Geist mitteilen, Jesus musste in ihnen Gestalt gewinnen, statt dass außer ihnen eine Gestalt stehen blieb, auf die sich ihre Gedanken hinwandten. Der Schauplatz der Offenbarung wurde aus Galiläa und Judäa in ihren eigenen Geist verlegt. - Im gewissen Sinn müssen wir auch dergleichen durchmachen; die Offenbarungen durch Eltern, Lehrer, Freunde, geistliche Führer, Bücher, müssen doch zuletzt alle weichen, wenn der Geist Christi die Führung in unserem Herzen selbst übernimmt.

Herr Jesus, du bist fortgegangen, um ewig bei den Deinen zu bleiben. Hebe uns auch auf eine solche Stufe, dass wir dich im Geiste recht verstehen und uns durch deinen Geist treiben und führen lassen. Offenbare dich, wie du willst; wenn wir dich nur mehr lieben und dich besser verstehen. Amen.


Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Es ist euch gut, dass ich hingehe ..."

Bisweilen liegt im Abstand die rechte Beurteilung und die rechte Kraft. In dem Fall, von dem unser Text handelt, ist es zu bekannt, als dass ich darüber ein Wort zu sagen brauche: durch Jesu Weggang ging er in den Tod und kam wieder als Lebensfürst, und als er seine Jünger zu Himmelfahrt verließ, kam er wieder durch die Innewohnung des Geistes. Da war es freilich gut für sie, dass er hinging. Es kann aber auch heute gut sein, wenn nach der ersten Glaubensstufe, wo das selige Gefühl leicht in Fleischesbegeisterung ausartet, ein Weggehen Jesu stattfindet. Durch den Abstand wächst das Verständnis für das, was man an ihm hat und wie es ohne ihn ist. Auf der zweiten Stufe ist der Glaube stärker und die Liebe treuer; nur haben Gefühle und Stimmungen weniger zu bedeuten. Der Gehorsam, seinen Willen tun, bekommt die Oberhand über gerührte Andacht. Gotteskinder lernen in dunklen Stunden, wo sie meinen, Jesus wäre fortgegangen, mehr von seiner Kraft und Liebe kennen, als wenn alles glatt und leicht geht. Jedesmal, wenn er in diesem Sinn weggeht, schafft uns der Schrecken besser voran als alle süssen Stunden. Wir lernen ihn behalten, auch wenn wir gar nichts fühlen von seiner Macht!

Wie du uns gerade erziehen willst, Herr Jesus Christus, das können wir dir nicht vorschreiben. Aber auf alle Fälle stärke uns den Glauben an deinen Liebeswillen. Mögen die Zwischenräume grösser oder kleiner sein, wo wir dich nahe fühlen - du bleibst doch bei uns und wir bei dir in Ewigkeit! Amen.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Der Tröster kommt

O Vater der Barmherzigkeit, der Du ein Werk in uns angefangen hast, Du wollest uns weiterhin begaben mit der Fülle der Weisheit und Erkenntnis, damit wir in unseren Herzen gewiss werden und völlig erkennen, wie der Geist, der unseren Herrn auferweckt hat, auch in uns mit gleicher Macht und Kraft an unserem Glauben wirke. Du hast uns neues Leben gegeben durch Deine allmächtige Kraft, die durch Dein heiliges Wort in uns wirkt. Gib uns auch die Liebe, einander zu dienen und eines Sinnes zu sein in dem Herrn, damit wir uns vor dem Widersacher nicht fürchten oder vor jedem Brandscheit, das noch ein wenig raucht und jetzt an sein Ende gekommen ist. Dem wollest Du, lieber Vater, wehren, damit seine List unserem reinen Glauben keinen Schaden zufüge. Stärke uns, damit unser Kreuz und Leiden gerate zur seligen und festen Hoffnung der Ankunft unseres Heilands Jesu Christi, den wir täglich erwarten.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Es ist für seine Braut gut, dass er nicht mehr sichtbar, nicht mehr dem Leibe nach hier auf Erden ist; denn alsdann würde sie den Tröster nicht vom Vater bekommen, und von ihres Bräutigams Gottheit, Majestät und Gnade würde sie nichts gewahr werden. Nunmehr aber ist sie dadurch manchmal so selig, dass sie von dem Verlangen nach ihrer Auflösung und Errettung aus dem Leibe dieses Todes und von dem Verlangen, bei dem Herrn zu sein, mehr und mehr erfüllt wird. Und sie trägt mit dem Stolz der Demut diese diamantene Kette: Die er zuvor versehen, die hat er auch herrlich gemacht. – Übrigens ist Christus jetzt viel herrlicher und kräftiger bei uns und in uns, als wenn er noch auf Erden wäre; denn mit seiner Gottheit hält er sein gebrachtes Lösegeld in unendlichem Wert bei dem Vater. Mit seiner Majestät erfüllt er die Seele, dass sie die Sünde und die Welt fröhlich verachten, hassen und verschmähen kann, und schützt sie gegen ihre Feinde. Mit seiner Gnade tröstet er sie, dass sie sich daran genügen lässt in ihrer Schwachheit, wie es denn heißt: Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit euch allen! Und mit seinem Geiste vereinigt er sie als ein Hirte mit seinen Schafen und tröstet sie, wenn sie bittet: Nimm deinen heiligen Geist nicht von mir, indem er antwortet: Er soll nicht weichen von deinem Munde, noch von dem Munde deines, Samens und Kindeskindes, spricht der Herr, von nun an bis in Ewigkeit.

Der einst im Fleisch auf Erden war,
ist auch noch heute unsichtbar
allwaltend hier zugegen.
Er nimmt sich unsrer Schwachheit an;
wenn wir den steilen Pfad hinan
zu klimmen nicht vermögen,
trägt er, pflegt er,
die erliegen, gibt zum Siegen Mut und Stärke,
Geist, zu wirken Gottes Werke.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Aber ich sage euch die Wahrheit: es ist euch gut, dass ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.

Als der Herr diese Abschiedsworte zu seinen Jüngern sprach, so konnten sie ihn nicht verstehen. Erst die Erfahrung des Innewohnens des heiligen Geistes nach Pfingsten konnte ihnen das Verständnis geben, dass der Hingang des Herrn zum Vater Gewinn für sie war. Solange der Herr sichtbar mit ihnen wandelte, sorgte er für sie; er leitete und bewahrte sie, einen jeden nach seiner Persönlichkeit. Da ging es ihnen ähnlich, wie einem Sohn, der unter seinem überlegenen Vater steht, und der sich von ihm trennen soll, um selbständig zu werden. Der Sohn ist tief betrübt, demnächst den Rat, die Leitung, die liebevolle Fürsorge des Vaters vermissen zu müssen. Allein einige Zeit nach der Trennung vom Vater erkennt der Sohn klar, wie nötig die Trennung für seine selbständige Entwicklung war; er wird ein ganz anderer Mann, als er es in der bisherigen Abhängigkeit geworden wäre. Gerade so ging es bei den Jüngern; sie mussten aus der bisherigen äußern Abhängigkeit vom Herrn heraus kommen, um das zu werden, was er mit ihnen vorhatte. Auch wir können eine Zeit lang unter geistlicher Pflege und Vormundschaft stehen, die uns sehr angenehm ist; der Herr nimmt sie uns und wir sind traurig, weil wir seine Absicht nicht verstehen. Nach einiger Zeit lernen wir ihm aber danken, dass er unsere äußern Stützen wegnahm, damit wir lernten uns um so mehr an ihn halten im Glauben. – Mit dem Gesagten haben wir aber den tieferen Sinn der Worte Jesu nicht berührt. Es war den Jüngern gut, dass er zum Vater ging, weil er ihnen den Tröster sandte. Ihre Gemeinschaft mit ihm war schön und auch gesegnet; aber sie blieb doch in gewissem Grade eine äußerliche, und wurde auch immer wieder unterbrochen. Sollte ihre Gemeinschaft mit ihm eine innerliche, tiefe, geistliche und bleibende werden, ähnlich seiner Gemeinschaft mit dem Vater, so konnte das nur geschehen durch die Sendung des Trösters. Durch das Innewohnen Christi in den Herzen der Jünger, war ihre Gemeinschaft mit ihm viel inniger, viel gesegneter und fruchtbarer, als es möglich war vor seinem Tod. Es war ihnen gut, dass er hinging. So kann auch unsere Gemeinschaft mit ihm noch zu äußerlich sein und er muss uns in ein Sterben führen, damit wahres Geistesleben bei uns mehr zum Recht komme. Möchten wir das recht verstehen!

Herr! Mehr, als einmal schien es mir, Du seiest weggegangen und ich war traurig. Aber hernach sah ich, Du wolltest Dich mir nur mehr offenbaren. Führe auch mich in das verborgene Leben mit Dir durch den Tröster. Amen