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Predigten zu Johannes 6,57

"Gleichwie der lebendige Vater mich gesandt hat und ich lebe des Vaters wegen , so auch, wer mich ißt, der wird auch leben meinetwegen."

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Wie Mich gesandt hat der lebendige Vater und Ich lebe um des Vaters Willen, also, wer Mich isst, derselbe wird auch leben um Meinetwillen."

Das Wesentliche, ja, das Wesen überhaupt in dem neuen Menschen, nach dem wir Christen heißen, ist dieses, dass Jesus unseres Herzens Leben und Lebensbedürfnis geworden ist, Christus, der Gekreuzigte, der Sündentilger, der Heiland, der Freund vor anderen Freunden. Der Heiland ist in Seiner Versöhnung das Notwendigste und Lieblichste für uns. Das zeugt davon, dass wir Christen sind, dass wir vom Brote des Lebens gegessen haben und um so mehr hungern, vom Wasser des Lebens getrunken haben und um so mehr dürsten. Wenn ein Christ bedenkt, was sein neues Leben vor allem auszeichnet und das größte darin ist, so ist es dies, dass er mit dem Heiland bekannt und vereinigt worden, dass Christus der Inhalt seines Lebens, sein A und O, sein Erstes und Letztes geworden ist. In seinem neuen Leben ist Jesus die Sonne, von der alles erleuchtet und bestrahlt wird und um die sich alles bewegt. Christus gefunden, ist seine Freude, Christus verschwunden, ist seine Sorge, kurz: Christus ist sein Leben. Daran erkennt man einen Christen.

Hier sind vor allem zwei Umstände zu beachten. Erstens: Jetzt gehört es zu unserer neuen Natur, dass uns viel an der Freundschaft Gottes gelegen ist. Wenn wir früher ganz gleichgültig gegen Gott und Seine Gnade waren und nur irdische Bedürfnisse und Wünsche hatten: "Was werden wir essen? Was werden wir trinken?" usw., so ist jetzt unsere immerwährende Hauptsorge diese: "Bin ich ein Kind Gottes? Habe ich Gottes Freundschaft?" Es ist dies gleichsam der Atemzug oder der Herzschlag des neuen Menschen und muss darum deine neue Natur sein, nicht zufällige Sorge, sondern deine dein ganzes Leben lang fortdauernde Natur, so dass es dir in erster Linie und vor allen Dingen daran gelegen ist, Gottes Freundschaft zu haben. Es kann sehr abwechselnd mit deinem Trost, deinem Frieden oder deiner Kraft sein, auch kann die Sorge um Gottes Freundschaft durch zufällige Zerstreuung unterbrochen sein, bald aber erwachen wir darüber mit um so grösserer Besorgnis. Diese Sorge ergreift uns im allgemeinen am tiefsten, und sie ist etwas, was besonders den neuen Menschen auszeichnet und durchaus nicht vom Fleisch und Blut herkommt, sondern geradezu gegen unsere Natur streitet.

Der andere Umstand ist der, dass in deiner Bekümmernis um die Gnade Gottes nichts anderes dein Trost geworden ist als Christus allein, Sein Versöhnungsblut und das Wort des Evangeliums. Da hast du deinen Zufluchtsort, dein Leben, deine Speise und dein Vergnügen. Gerade davon redet Jesus am meisten: "Wer von Mir isst" - "wer zu Mir kommt" -"wer Mein Wort hält" - "wer an Mich glaubt". - Es sind starke, nachdrückliche Worte, wenn Er sagt: "Wer von Mir isst - Ich bin das Brot des Lebens, Mein Fleisch ist die rechte Speise", "wer von Mir isst, der wird leben in Ewigkeit." Sie machen deutlich, dass Er der Gläubigen Lebensbedürfnis, ihre Lebensbedingung, ihr Alles in Allem ist.

Dass du religiös geworden bist oder dass die kirchlichen Sachen dir am Herzen liegen, beweist noch nicht, dass du ein Christ bist; beachte vielmehr, dass Jesus sagt: "Wer von Mir isst" - von Mir - wer in Ihm, Seiner Gnade und Seiner Versöhnung sein Lebensbedürfnis hat. - Ebensowenig liegt irgendein Beweis wahren Christentums darin, dass du Christus als deinen Lehrer oder dein Vorbild verehrst, das kann der sicherste christliche Pharisäer tun, sondern hier ist die Frage diese, ob Er in Seinem Versöhnungstod dein täglicher Trost gegen die Sünde geworden ist. Das allein zeichnet einen Christen aus. Gerade das wird im Buch der Offenbarung als das Erkennungszeichen, das die Versiegelten auszeichnete, dargestellt. Niemand außer diesen konnte das Lied lernen, und das Lied war: "Das Lamm, das erwürgt ist und uns Gott erkauft hat mit Seinem Blut." Luther wiederholt unausgesetzt, wenn er in seiner Erklärung über Gal. 4, 6 die Zeichen des Innewohnens des Geistes Gottes in unserem Herzen hervorhebt und sagt: "Wer gern von Christus hört, redet, denkt und schreibt, der wisse, dass solches wahrlich nicht aus menschlichem Willen oder Vernunft geschieht." Ja, dies ist an dem neuen Menschen so wesentlich und bezeichnend, dass ich, wenn ich nur dieses bei einem Menschen finde, sofort sage: "Der ist ein Christ", gleichwie ich, wenn ich eine menschliche Sprache reden höre, sofort sage: "Das ist ein Mensch." Hat nun ein solcher Christ einen abstossenden Fehler oder eine Unart, so sage ich: "Das ist ein Gebrechen, eine Krankheit, aber - ein Christ ist er. Denn es ist unmöglich, dass jemand in der genannten Weise in Christus sein Lebensbedürfnis, seinen Trost und sein Leben haben kann, ohne ein Freund Christi, ein Christ zu sein." So wesentlich ist dies.

Ein Freund ist vor andern mein Heiland so gut; Er tilgte die Sünden einst mit Seinem Blut, Er heilt mich beständig, Er liebt und vergibet, Wenn oftmals mein Herz Ihn leider betrübet. Mein höchstes Bedürfnis ist drum Seine Gnad, Sein köstliches Nahsein, Sein Leiten, Sein Rat. Ich kann jetzt nicht leben, wenn Ihn ich nicht habe, Ihn und Seine Freundschaft, die köstlichste Gabe.